15 - Ich mag dich

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Wir hatten gerade unsere Passübungen beendet, als Jack uns zu einem Zweikampftraining aufrief. Ich spürte die Anspannung in der Luft, als ich mich Harry gegenüberstellte. Er sah mich konzentriert an und ich schluckte leicht. Der Rasen unter meinen Füßen fühlte sich an, als würde er mich an Ort und Stelle festhalten wollen. Als der Pfiff ertönte, schoss der Ball zwischen uns auf das Feld. Mit festem Blick auf den Ball, sprinteten wir beide los. Ich konnte Harry neben mir hören, seine Schritte waren schnell und entschlossen. In einem günstigen Moment setzte ich zum Tackling an, spürte den Widerstand seines Körpers, als wir beide nach dem Ball griffen. Schließlich gelang es mir, den Ball mit einem geschickten Fußtrick zu erobern und ihn unter meiner Kontrolle zu halten. Der Trainer pfiff erneut, und ich konnte nicht anders, als zu lächeln und sah begeistert zu Harry. 

Er grinste mich an und die Anspannung in seinem Gesicht schien verschwunden zu sein, was mich augenblicklich beruhigte. "Du wirst sie umhauen nächste Woche!" sagte er euphorisch und ich spürte in mir das Verlangen, auf ihn zuzugehen und ihn zu umarmen. Ohne zu überlegen ging ich auf ihn zu, doch Harry wandte sich ab und spielte den Ball an, ein erneuter Pfiff ertönte und wieder starteten wir einen Zweikampf.
Es war ein wenig hitziger als der erste, meinen Trick nutzte er für sich, jetzt wo er ihn kannte, gewann so den Ball und damit die Oberhand. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so schnell darauf reagieren würde, weshalb ich über seine Füße stolperte und der Länge nach auf dem Rasen landete. Das Gras brannte sich unangenehm in die Haut meiner Knie ein und ich zischte auf. Das würde Schürfwunden geben, da war ich mir sicher. 
Harry sah ich im Augenwinkel, wie er auf das Tor zu rannte und mit einem kräftigen, kontrollierten Schuss den Ball im Netz versenkte. Leo, unser Torwart, hatte keine Chance. 

Niall erschien vor mir und hielt mir die Hand hin, ich ergriff sie und er zog mich hoch. "Alles okay?" fragte er mich und ich nickte nur, klopfte mir die Grashalme von der Hose und sah zu Harry, der locker zu mir joggte und schließlich vor mir stehen blieb. "Alles okay, Lou?" fragte er und ich nickte sofort. "Klar, ja", antwortete ich und atmete tief durch. 
Der Coach pfiff das Training mit drei durchdringenden Pfiffen ab und ich stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. 
"Wirklich alles okay?" 

Ich sah zu Harry, der neben mir stehen geblieben war und nickte. "Ja, wirklich. Bin nur außer Atem", sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln. Er nickte und sah zur Tribüne, ich folgte seinem Blick und seufzte auf. Zayn saß unverändert da und beobachtete mich. 
"Worum ging es da vorhin?" fragte Harry mich. 
"Um Samstag. Es gibt eine Party und er will da mit mir hin", antwortete ich ihm ruhig und sah ihn an. Harry fuhr sich durch die Haare und nickte leicht. 
"Und?" 
"Und was?" fragte ich ihn. Er zog die Augenbrauen zusammen. "Gehst du mit ihm?" fragte er.
Ich lachte humorlos auf und schüttelte den Kopf. "Ich wollte dich fragen, ob du mitkommst." 

Seine Miene wandelte sich zu einem überraschten Ausdruck, weshalb ich ihn verwirrt ansah. "Überrascht dich das wirklich?" fragte ich ihn. 
Er nickte, zuckte aber gleichzeitig mit den Schultern. "Keine Ahnung. Immerhin guckt er dir beim Training zu", bemerkte er schlicht und blickte zu Zayn.
War er eifersüchtig? Er hatte gesagt, Zayn wäre für ihn keine Konkurrenz. Wieso reagierte er so, obwohl er sich sonst so sicher war? 
"Willst du nicht mit mir hingehen?" fragte ich ihn direkt. 
Seine grünen Augen fanden meine und etwas blitzte in ihnen auf, ein Grinsen entstand auf seinem Gesicht, ehe er schließlich nickte. "Doch, will ich. Sehr gerne sogar, insofern du eine vernünftige Einladung zustande bringst", antwortete er frech und ich schnaubte leise, konnte mir jedoch auch nur schwer ein Lachen verkneifen. 
Harry musterte mich einen Moment, ehe er mich plötzlich sanft an sich zog. Ich griff in sein Trikot und zog ihn so ebenso an mich, er presste die Lippen auf meine, während ich meine Hände in seinen Nacken legte. 

Harry's Arme legten sich um meinen Körper und wir küssten uns, ehe ich mich löste, aber nah an seinen Lippen blieb mit meinen eigenen. 
"Hast du Lust, mit mir Samstag auf eine Party zu gehen? Als mein Date?" wisperte ich gegen seine Lippen. 
"Da muss ich wohl mal meinen Terminplaner überprüfen, ehe..." setzte er an, doch ich unterbrach ihn, indem ich mich von ihm löste und ihm lachend und spielerisch gegen die Brust schlug. 
Er lachte ebenso, griff an meine Taille und zog mich zu sich zurück, ich prallte gegen ihn und legte die Hände auf seine Arme, sah ihm in die Augen. 
"Sehr gerne, Lou", wisperte er und küsste mich noch einmal kurz, hielt mich länger als nötig an sich und zwinkerte mir zu.
Mit einem Mal kam mir ein unangenehmer Gedanke und ich verlor für eine Sekunde mein Lächeln, sah ihn unsicher an.  "Du tust das nicht nur, weil Zayn uns zusieht, oder?" fragte ich ihn leise. 

Er wirkte überrascht und löste sich von mir. "Nein, natürlich nicht!" sagte er sofort und ich nickte erleichtert. Ich kannte es von Nick, Manipulationen hatten zu meinem Alltag gehört, was mich zunehmend misstrauisch hatte werden lassen. 
Harry seufzte leise und schüttelte den Kopf. "Ich habe eigentlich klar gemacht, dass ich dich daten möchte, oder Louis? Ich bin niemand, der Spielchen spielt. Außer hier auf dem Platz", sagte er und machte eine umgreifende Geste mit dem Arm, während er mich weiter ansah. "Ich mag keine einmaligen Sachen. Ich habe dich gesehen und fand dich toll, ich will dich weiter kennenlernen, denn ich mag dich wirklich. Vielleicht solltest du dir überlegen, ob du das auch möchtest", fügte er in ruhigem Ton hinzu und nickte mir noch einmal zu, ehe er Anstalten machte, in Richtung Umkleiden davon zu ziehen.

Ich ließ ihn gehen. Mit einem Mal herrschte in meinem Kopf ein unglaubliches Chaos, weshalb ich, statt ihm zu folgen, damit begann, die Bälle aufzusammeln, die verteilt auf dem Platz herumlagen. Das verschaffte mir wenigstens fünf Minuten Ruhe, um meine Gedanken zu sortieren. Er mochte mich. Er mochte mich und er hatte es ganz offen gesagt. Ganz ehrlich, ohne irgendwelche Tricks zu benutzen und ich konnte nur schwer damit umgehen, denn in mir kroch Angst hoch und setzte sich in meinen Gliedern fest. Ehrlichkeit war ich nicht gewohnt und der Fakt, dass mein Herz wild geschlagen hatte, als er es mir gesagt hatte, machte mich nervös. Ich schlidderte geradewegs in etwas Großes hinein und es fühlte sich so gut an, doch es machte mir gleichermaßen so viel Angst. 
Ich sah nach oben zu den Tribünen. Zayn war weg und ich war erleichtert darüber. Ich wollte weder mit ihm reden noch ihn sehen. Ich nahm mir vor, ihm zu schreiben und ihm klar zu sagen, dass ich kein Interesse an ihm hatte. 
Ich wollte nur einen daten. 

Die Erkenntnis kam aus dem Nichts und ich riss leicht die Augen auf, ehe ich die Bälle wegräumte und in die Umkleide zu den anderen lief. Harry sah zu mir und ich blickte auf den Boden, öffnete meinen Spind und packte meine Kleidung in den Rucksack, ehe ich die Schuhe wechselte und nun auch die Fußballschuhe in den Rucksack warf. 
"Alles okay?" flüsterte Niall mir zu und ich nickte leicht und schloss den Spind, schulterte meinen Rucksack und sah zu Harry.
"Können wir noch einmal kurz reden?" fragte ich ihn.
Er sah überrascht zu mir und nickte, folgte mir nach draußen und ich sah ihn an. "Ich habe nie gesagt, dass ich Zayn date. Tue ich nicht und werde ich auch nicht", stellte ich klar und sah ihn mit festem Blick an. Harry lachte leise.
"Ich ging auch nicht davon aus, dass du ihn datest", antwortete er. 
"Okay, was sollte dann die Aussage vorhin?" 

"Ich möchte einfach nur wissen, ob das mit uns vielleicht auf etwas Festes hinauslaufen könnte. Du bist mir, was Zayn geht, keine Rechenschaft schuldig, denn wir sind nicht zusammen. Meine Frage ist eher, ob du etwas Lockeres oder etwas Festes suchst", erklärte er mir ruhig und ich nickte leicht, verstand nun besser, worauf er hinauswollte und biss mir konzentriert auf die Lippe. Genau das wusste ich eben nicht. Oder wusste ich es und mir fehlte einfach nur der Mut? Seine Anwesenheit brachte mich mit einem Mal völlig durcheinander und ich wollte einfach nur meine Lippen auf seine legen und nicht mehr über solche Dinge reden. Ich erwischte mich dabei, mir zu wünschen, dass er mich einfach festhalten würde.

"Mach dir doch einfach darüber Gedenken, okay? Ich erwarte nicht, dass du es sofort weißt. Solche Sachen sind nie schwarz oder weiß", sagte Harry und strich mir über die Wange. "Ich glaube nämlich, du bist es wert, zu warten", sprach er sanft, ließ ein warmes Gefühl in meinem Bauch aufkommen. 
Ich nickte einfach nur überfordert, sah ihm stumm in die Augen. Er lächelte und küsste mich. "Es ist okay, ein bisschen verwirrt zu sein. Ich freue mich auf Samstag", flüsterte er und lächelte mich erneut sanft an, ehe sein Handy klingelte und er sich von mir abwandte und davon lief, während er den Anruf annahm. 
Ich sah ihm nach mit klopfendem Herzen und atmete tief durch. 
"Ist alles okay?" fragte mich Niall, der auf mich gewartete hatte und nun zu mir kam. 
Ich nickte leicht abwesend und sah Harry weiter hinterher. "Ich glaube, ich verliebe mich gerade in ihn." 


Tangled Hearts | L.S.Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora