6 - Du hast genug gehabt

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"Bist du auch schon so aufgeregt?" 
Niall strahlte mich an und ich hob eine Augenbraue, sah ihn zweifelnd an. "Worauf denn bitte?" fragte ich ihn irritiert.
Er verdrehte die Augen und seufzte genervt. "Party, Louis. Wir gehen doch heute Abend feiern", erinnerte er mich und nun war ich an der Reihe, die Augen zu verdrehen.
"Komm schon, was soll das? Wir haben morgen früh wieder Vorlesung und ich nehme, wie du sicher weißt, dieses Studium sehr ernst!" 
"Na und? Du musst doch nichts trinken?!" antwortete er und ich musste lachen. "Und wie soll ich eine Party mit dir aushalten, ohne zu trinken?" 
"Du bist ein Arschloch." 

Lachend packte ich meine Sachen zusammen und sah mich um, entdeckte Harry in den hinteren Reihen und winkte ihm zu. Er grinste und winkte zurück, ehe er sich auf den Weg zum Ausgang machte. Ich beeilte mich, zu ihm aufzuschließen und tippte ihn an der Schulter an, woraufhin er sich umdrehte zu mir. "Na hallo." 
"Hey! Wolltest du heute nicht hinter mir sitzen?" fragte ich ihn. 
Harry lachte leise und packte seinen Laptop in den Rucksack, sah mich an. "Ihr seid ohne mich laut genug." Er sah zu Niall. "Hey!" 
Niall begrüßte ihn und legte den Arm um meine Schultern. "Wir gehen heute feiern! Kommst du auch?" 
Der Grünäugige sah mich sofort amüsiert an. "Feiern an einem Donnerstag?" 
Schulterzuckend sah ich ihn an, legte den Kopf schief. "Studienzeit soll man genießen, oder?" stellte ich die Gegenfrage und entlockte ihm damit ein Schmunzeln. "Ich kann später vielleicht dazustoßen. Ich habe noch Nachhilfe." 

"Du nimmst Nachhilfe? Für was denn?" fragte ich neugierig, während wir zu dritt den Seminarraum verließen. Harry schüttelte den Kopf. "Ich gebe Nachhilfe. Manche von den Erstsemestern sind nicht so gut und brauchen Hilfe." 
Ich sah ihn an. "Du bist doch auch ein Erstsemester..." 
Harry grinste frech. "Ich bin vielleicht einfach schlauer als die anderen..." scherzte er und ich lachte leise. "Gut, wenn du Lust hast...ich schicke dir den Namen von dem Club, in den wir gehen, okay?" 
Er lächelte und küsste meine Wange, sah mir in die Augen. "Bis dann, Lou." 
Mit den Worten ging er und ich sah ihm noch einen Moment hinterher.
"Kommst du?" 

Ich sah Niall an und musste breit grinsen. "Du hast Harry eingeladen." 
Er nickte. "Du magst ihn doch, oder nicht?" fragte er und ich nickte. "Das tue ich. Er ist hübsch und...sehr lieb. Ich mag ihn wirklich." 
Niall lächelte und zog mich mit sich mit in Richtung Wohnheim. "Und was ist mit Zayn?" 
Schulterzuckend lief ich weiter und vergrub die Hände in den Jackentaschen. "Der ist...interessant. Ich weiß auch nicht. Er schreibt mir ständig, aber er offenbart sich mir nicht. Er ist immer ein wenig..." Ich überlegte einen Moment, wie ich ihn beschreiben sollte. "...ein wenig geheimnisvoll." 
"Und darauf stehst du?" fragte Niall mich mit hochgezogener Augenbraue. Seine Frage brachte mich zum Lachen und ich sah ihn an. "Niall, ich war so lange mit Nick zusammen und jetzt bin ich Single. Als ob jetzt plötzlich Mr Right um die Ecke kommt." 
"Äh...der Grünäugige mit den braunen Locken?" 
Ich nickte leicht. "Wieviel willst du wetten, dass auch der sich noch als gruselig entpuppt? Niemand auf der Welt ist so perfekt. Außerdem hatten wir erst ein Date, es ist also nichts Ernstes." 

Wir liefen zu unseren Zimmer und verabschiedeten uns, ehe Niall mich noch einmal ansah. "Sei nicht so pessimistisch, Lou. Nicht jeder ist wie Nick!" bemerkte er, ehe er mit einem aufmunternden Lächeln in seinem Zimmer verschwand. Leise seufzte ich, ehe ich in mein eigenes Zimmer ging und die Sachen sofort auszog und unter die Dusche sprang. In meinem Kopf ging das Gedankenkarussell an und während das heiße Wasser über meinen Körper floss, fragte ich mich unwillkürlich, ob ich das, was ich hier gerade anfing, bereuen würde. Harry hatte mir bereits unglaublich viel über sich erzählt und ich war gerne mit ihm zusammen. Über Zayn wusste ich so gut wie gar nichts, er scherzte nur herum und gab kryptische Antworten. Vermutlich sollte ich ihm einfach sagen, dass ich kein Interesse an ihm hatte. 
Während ich mich weiter fertig machte, schwor ich mir, Zayn nicht mehr so viel Beachtung zu schenken und abzuwarten, was passieren würde. 
Die Vorfreude, heute Abend Harry zu sehen, bemerkte ich definitiv und es fühlte sich gut an, wenn auch zeitgleich Angst in mir aufstieg. Es war nicht gut, sich so schnell auf etwas einzulassen und ich beschloss, es auch in dieser Hinsicht langsamer anzugehen. Das letzte Mal war es schief gegangen und ich wollte das um jeden Preis vermeiden. 

Tangled Hearts | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt