25 - Was wollte er?

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"Du hast ihn also deiner Mutter vorgestellt?" 
Ich blickte nach rechts direkt in die schokoladenfarbenen Augen von Zayn, der sich neben mich hatte fallen lassen und den Kopf in seiner Hand abgestützt.
Sein Blick war neugierig und ich sah ihn ein wenig perplex an. Ich hatte mich gerade in die Cafeteria gesetzt um zu frühstücken, während Niall mit Harry zum Training gegangen war. Ich hatte ausgesetzt, wie ich es mir vorgenommen hatte. Da die Beiden jedoch Gefallen daran gefunden hatten, hatte ich sie allein losgeschickt. 

"Woher weißt du das?" fragte ich ihn verwirrt. Er grinste und die perfekten, weißen Zähne erschienen vor meinen Augen. "Kelly hat es mir erzählt. Sie hat euch gesehen im deLuca", erklärte er.
Ich nickte verstehend. "Und was willst du jetzt von mir?" Misstrauisch beäugte ich ihn und er zuckte mit den Schultern.
"Wollte nur noch einmal mit dir reden. Es tut mir leid, die Sache im Club. Das war unnötig. Weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe." 
Überrascht sah ich ihn an und mir klappte der Mund leicht auf. Was war denn jetzt los? Zayn Malik entschuldigte sich bei mir? Das konnte nicht sein, da musste etwas dahinterstecken. 
"Du willst dich entschuldigen?!" 

Er lachte leicht und nickte. "War doch eine kindische Aktion von mir. Vermutlich hätte ich deutlich bessere Chancen bei dir gehabt, wenn ich mir Mühe gegeben hätte um dich zu erobern." 
Ich musste schmunzeln und zuckte mit den Schultern. "Wenn ich ehrlich bin, war deine Chance in dem Moment dahin, in dem Harry mich um ein Date gebeten hat", gab ich leise zu und musste grinsen bei den Gedanken an den Lockenkopf. 
Zayn lachte leise. "Ist mir bereits aufgefallen. Naja", Er klopfte sich auf den Oberschenkel und stand auf. 
"Wenn er sich als Arschloch herausstellt, dann ruf mich an, ja?" fragte er zwinkernd.
Lachend nickte ich. "Dann bist du mein erster Anruf!" scherzte ich und er grinste und küsste meine Wange. "Wir sehen uns, schöner Mann!"
Mit den Worten ging er und ich sah ihm einen kurzen Moment gedankenverloren hinterher. Dass er sich entschuldigt hatte, war überraschend und ich freute mich darüber. Dennoch war ich mir sicher, dass ich vermutlich nie wieder mit ihm reden würde, wenn es sich vermeiden ließ. Er war irgendwie verrückt auf seine Art. Und ich war trotz der Entschuldigung nach wie vor sauer auf ihn.

"Louis?" Das war Harry's Stimme und ich schreckte zusammen und sah ihn mit großen Augen an. Er blickte Zayn hinterher, dann wieder zu mir und ließ die Schultern hängen. 
"Hazza", sagte ich und strahlte ihn an. "Da seid ihr ja!" 
Auch Niall tauchte neben Harry auf und nun sahen sie mich beide kritisch an. Ich runzelte die Stirn. "Was ist los?" 
"Was wollte er?" fragte Harry schlicht.
"Zayn? Er hat sich bei mir entschuldigt für die Sache im Club! Kannst  du das glauben?" antwortete ich ihm lächelnd und er atmete tief durch.
"Eigentlich nicht, nein." 

Mein Lächeln fiel und ich musterte Harre, seine Miene war ernst und er wirkte beinahe...verletzt? 
"Harry", setzte ich an, er hob die Hand abwehrend und brachte mich so zum Schweigen. "Wieso sollte er sich entschuldigen und dann deine Wange küssen? Was verschweigst du mir, Louis?" fragte er und ich schüttelte sofort den Kopf. 
"Gar nichts!" rief ich sofort und stand instinktiv auf, stellte mich vor Harry und sah ihn ernst an. "Ich verschweige dir rein gar nichts! Er hat mich angesprochen und sich entschuldigt und ich habe ihm gesagt, dass er keine Chance bei mir hatte, seitdem du mich um das Date gebeten hattest!" erklärte ich eilig und atmete tief durch. In mir wuchs die Angst, dass jetzt wieder ein falscher Eindruck alles zwischen uns kaputt machte. Ich sah ihm tief in die Augen, versuchte ihm so klar zu machen, dass da nichts war. 
Doch Harry schien mit sich zu hadern. 

"Komm schon, du weißt doch selber, dass das Quatsch ist, Harry!" mischte sich nun auch Niall ein und ich bedachte meinen besten Freund mit einem dankbaren Blick, ehe ich Harry wieder ansah. 
"Ich...Louis, ich weiß nicht", sagte er leise und blickte zurück zur Stelle, an der Zayn die Cafeteria verlassen hatte. Er seufzte leise.
"Ich will nicht verarscht werden. Ich..."
"Das tue ich doch nicht!" rief ich aus. Ich ging einen Schritt auf ihn zu und legte die Hände auf seine Brust, doch er wich zurück und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Ich ließ die Schultern sinken und meine Augen brannten gefährlich, ich sah ihn weiter an. 
"Ich habe dich meiner Mom vorgestellt...den Mädels auch. Wie kommst du darauf, dass ich was mit Zayn am Laufen haben würde?" 

"Du hast doch selbst gesagt, du hast Angst vor etwas Festem. Du hast es mir oft genug gesagt, ich habe es nur nicht hören wollen", bemerkte er. Erschrocken schnappte ich nach Luft und sah ihn fassungslos an. "Nicht dein Ernst, oder?" hakte ich ungläubig nach. 
Doch er reckte das Kinn ein wenig nach oben und sah mich ernst an. In seinen Augen sah ich das Misstrauen und es verletzte mich ungemein.
"Ich verbringe jede freie Minute mit dir, Harry. Jede einzelne! Und du denkst ernsthaft, dass ich nebenbei noch was am Laufen habe?" 
Er seufzte leise und senkte den Blick, schüttelte den Kopf leicht. "Keine Ahnung...ich..." 

"Spar's dir!" sagte ich und schnappte mir meinen Rucksack. 
"Wo gehst du hin?" fragte er sofort.
"Meine Mom wartet auf mich", antwortete ich knapp und drängte mich an ihm und Niall vorbei, eilte so schnell ich konnte aus der Cafeteria und in dem Moment, in dem ich durch die Tür nach draußen ins Freie kam, schossen die Tränen aus meinen Augen und ich wischte sie grob weg und atmete tief durch.
Einen Moment war ich ratlos, wo ich nun hin sollte. Mit meiner Familie traf ich mich erst heute Nachmittag, denn sie waren zum Sightseeing unterwegs. Etwas, dass ich nur liebend gern ausfallen ließ. Ich wollte meinen Mom nicht anrufen und sie dabei stören.

Heftig zuckte ich zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte und fuhr herum, nur um im die Augen meines besten Freundes zu blicken, der mich besorgt musterte und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst hatte. 
"Alles okay?" fragte er mich sanft und ließ seine Hand auf meiner Schulter. Ich schluckte meine Tränen zurück und nickte sofort. "Klar", antwortete ich knapp, meine Stimme brach jedoch und er sah mich mitleidig an, zog mich in seine Arme und hielt mich fest. 
Ich erwiderte zunächst nicht, lehnte mich einfach nur an ihn. 
"War das die Wahrheit mit Zayn vorhin?" fragte Niall leise. 
Sofort löste ich mich von ihm und sah ihn mit großen Augen an. "Willst du mich verarschen?" fragte ich ihn, meine Stimme mehr nur ein Hauchen als alles andere. 
"Lou, sorry...ich meine nur, es passt nicht unbedingt zu Zayn, oder? Sich zu entschuldigen?" verteidigte er sich und ich schnaubte leise. 
"Ich fasse es echt nicht. Dann geh doch zu ihm und frag ihn, verdammt! Frag Zayn doch! Verdammt, Niall! Ich bin verliebt in Harry! Schlimm genug dass er mir misstraut, aber jetzt auch noch du? Mein bester Freund?!" rief ich wütend und er hob entschuldigend die Hände. 

"Es tut mir leid, Lou! Entschuldige. Ich musste das einfach fragen. Ich glaube dir, okay?" sagte er sofort und lächelte mich entschuldigend an. 
"Dann sag ihm, er soll mir auch glauben! Er soll mir glauben!" rief ich und erneut fanden Tränen den Weg aus meinem Inneren, weshalb ich mich umdrehte und beinahe den Weg zum Wohnheim rannte, um von ihnen wegzukommen. Schon morgen war das Spiel und ich musste den Kopf freibekommen. Ich musste mich auf dieses Spiel konzentrieren. 
Doch als sich die Zimmertür hinter mir schloss und ich zittrig den Kopf gegen die Wand lehnte, an der Harry und ich gestern noch ziemlich großen Spaß gehabt hatten, wurde mir bewusst, dass ich keine Chance hatte gegen meine Gefühle. 
Wie konnte dieser Raum gleichzeitig so wundervolle und doch so schreckliche Gefühle in sich aufnehmen und dabei noch so normal aussehen? 
Ich schluchzte leise und schüttelte den Kopf. "Scheiße", murmelte ich. 

Wieder einmal hatte eine völlig unverfängliche Situation mich in Schwierigkeiten gebracht. Harry hatte mir nicht geglaubt, was ich auf eine gewisse Art sogar verstehen konnte. Es verletzte mich trotzdem. 
Ich war so nicht, ich hätte das nie getan. Er musste doch wissen, dass ich so nicht war. Wir hatten doch oft genug über Nick geredet, oft genug darüber diskutiert, dass ich betrogen und verletzt worden war. Wieso sollte ich also so etwas tun? 
Seufzend legte ich mich ins Bett und starrte die Decke über mir an, versuchte darin Antworten zu finden, doch natürlich war da nichts als weiße, in die Jahre gekommene Tapete. Fluchend schloss ich die Augen und legte mich auf die Seite, zog mir die Decke über den Kopf und schloss, wie so oft, die Welt aus. Ich fischte nach meinen Kopfhörern, machte mir Musik an und versteckte mich.
Was ich nicht sehen konnte, konnte mir auch nicht wehtun. Vielleicht würde morgen die Welt auch schon wieder anders aussehen, wer wusste das schon. Ich glaubte nicht daran. 

Tangled Hearts | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt