21. Kapitel - Erin

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Ich hatte mit deutlich mehr Gegenwind und Unverständnis gerechnet, wenn ich ehrlich bin.

Ich hatte geglaubt, dass vor allem Lucius dagegen wäre und keine Einsicht zeigen würde, aber so wie es schien, hatte ich mich geirrt.

Niemand im Raum schien meine Eröffnung, Lavandia für immer zu verlassen, rigoros abzulehnen und alle verstanden, wieso ich zu diesem Entschluss gekommen war.

„Wir sollten mit Yilva darüber sprechen und ihr die Entscheidung mitteilen und erklären", sagte Lucius und William nickte.

„Erin, ich denke du solltest das übernehmen. Du kannst die Umstände besser erklären, weil du immerhin die Einsicht in den Spiegel hattest", fügte Henrys Vater hinzu.

Ich nickte und weil mir bewusst war, dass ich nicht zu lange warten sollte, beschloss ich es gleich zu erledigen.

Deshalb stand ich auf und war kurz überrascht, dass alle mir folgten.

Ich hatte gedacht, dass ich alleine gehen würde, doch ich hatte mich erneut geirrt.

Lucius, William und Henry folgten mir in den Thronsaal, wo ich dann begann mit Yilva zu sprechen.

Ich erzählte ihr genau das, was ich gerade eben gesagt hatte und die Königin hörte mir die ganze Zeit geduldig und aufmerksam zu.

Sie stellte keine Zwischenfragen, sondern ließ mich aussprechen und in ihrem Gesicht konnte ich auch keine Regung erkennen, die ins Negative ging.

Als ich geendet hatte, nickte sie leicht.

„Ich nehme an, ihr seid ebenfalls dafür?"

Sie sah meinen Onkel, Lucius und Henry an, die nickten. Niemand zögerte mit der Antwort und ich konnte nicht glauben, wie sehr sie mir vertrauten.

Yilva seufzte.

„Ich respektiere eure Entscheidung und ich verstehe eure Beweggründe. Es schmerzt und ich... am liebsten würde ich euer Gesuch ablehnen, weil ich mir nicht vorstellen kann, euch gehen zu lassen. Erin, bist du dir wirklich sicher, dass ich auch die Grenze schließen sollte? Eine Rückkehr wäre dann für immer ausgeschlossen. Eure und unsere Welt würden für immer voneinander getrennt werden", sagte sie und ich schluckte.

„Ich bin mir sicher, ja. Die Gefahr, dass wir bei Besuchen in Versuchung kommen, eine Auseinandersetzung zu schlichten und unsere Meinung abzugeben, ist groß. Wir alle lieben Lavandia und jeden einzelnen Bewohner und..."

Ich sah Henry, Lucius und William an und lächelte traurig.

„Und uns nicht einmischen, wenn wir doch einen so guten Lösungsvorschlag haben, ist schier unmöglich. Die einzelnen Bewohner würden uns außerdem weiterhin um Rat und Hilfe bitten und ich weiß es ist schwer, aber... es ist das Beste für uns alle", sagte ich und Yilva nickte.

„In Ordnung... Lucius, Henry..."

„Wir werden noch zu den Koboldwiesen reisen und den Kobolden ihr Zuhause zurückgeben", sagte Lucius und die Königin lächelte.

„Ich danke euch", sagte sie und ich biss mir auf die Zunge, weil der Kloß in meinem Hals unerträglich wurde.

„Fühlt euch frei solange hier zu bleiben, bis ihr aufbrecht. Wobei ich mir vorstellen kann, dass ihr auch in Avaglade zutun habt", fügte sie hinzu.

„Erin und ich würden uns bereits auf den Heimweg machen", sagte mein Onkel und Yilva nickte wieder.

„Ich lasse eure Pferde bereit machen. Lucius, Henry? Bleibt ihr bis zu eurem Aufbruch hier, oder bereitet ihr euch in Avaglade auf eure Reise vor?"

Avaglade - Schicksal von Lavandia (Buch 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt