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POV Finn

Ich wachte auf durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter, sowie leichte Küsse in meinem Gesicht, Haar und Hals. Ich drehte mich müde auf den Bauch und drückte mein Gesicht ins Kissen, auch, wenn ich mir ein breites Lächeln nicht verkneifen konnte. Es war einfach toll, auf solche Weise geweckt zu werden und es bereitete mir ein angenehmes Kribbeln im Bauch. Ben kicherte neben mir. "Och komm schon Finni... Nicht schon wieder." Seine Stimme war noch rau vom Schlafen und es hörte sich einfach nur heiß an. Wahrscheinlich war dies der Grund, weshalb ich mich direkt viel fitter fühlte, denn schon richtete ich mich halb auf, um mich wieder zu Ben zu drehen. Dabei öffntete ich meine Augen und bemerkte, dass es schon hell war. Wieviel Uhr hatten wir? Der Wecker neben dem Doppelbett verriet es mir. 6:52 Uhr. Also noch genug Zeit bis zur Schule... Warte, was? Geschockt richtete ich mich jetzt ganz auf und stieß Ben, welcher sich grade zu einem Kuss zu mir rüber gelehnt hatte, unsanft zur Seite. Sollte ich nicht eigentlich längst zu Hause sein? "Keine Sorge, Kleiner. Ich habe schon mit deinem Bruder geredet. Alles kein Ding." brummte Ben mir zu, da er schon ahnte, was mich so schnell aus dem Bett gerissen hatte. Erleichtert atmete ich aus. Bei manchen Dingen war mit meinen Eltern einfach nicht zu spaßen und auch Tim hätte ich damit große Schwierigkeiten bereitet. "Aber jetzt komm endlich und küss mich!" forderte Ben hinter mir, welcher immer noch auf den ausgebliebenen Kuss wartete. Mit einem leichten Lachen ließ ich mich wieder aufs Bett fallen und fing sofort an meine Lippen liebevoll auf seine zu drücken. So sollte doch bitte jeder Morgen beginnen.

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"Nein, Ben.. Was ist denn daran so schlimm? Bin ich dir etwa auch als Kumpel peinlich, oder was?" wütend starrte ich ihn an. "Komm schon, Finn. Jetzt benehm dich mal nicht wie ein Kleinkind. Ich hab dir doch gesagt wieso!" fauchte Ben zu mir zurück, doch ich ging gar nicht mehr darauf ein. Was sollte das denn bitte? Bis grade lief noch alles perfekt. Ben beschloss, mich mit dem Auto mit zur Schule zu nehmen und plötzlich erwartete er von mir hundert Meter vor dieser schon mal auszusteigen und den Rest zu Fuß zu gehen, damit wir nicht zusammen aus einem Auto steigen. Ich meine, hallo? Gehts noch? Dass er es nicht öffentlich haben will, dass er schwul oder eher bi ist, kann ich ja noch nachvollziehen, oder wenigstens akzeptieren. Zumal wir ja gar nicht zusammen waren, aber das ging echt zu weit. Empfand er es etwa als unangenehm mit mir in Verbindung gebracht zu werden, wenn auch nur als Freunde? Wenn das so ist, dann konnte er mich mal. Dies sagte ich ihm auch und stieg wutentbrannt aus seinem Auto aus. "Finn warte doch!" hörte ich ihn noch leicht verzweifelt rufen, aber da hatte ich die Beifahrertür schon hinter mir zugeschmissen. So ein Arschloch.

POV Ben

Es tat mir weh ihn so gehen zu sehen und zu wissen, dass ich daran Schuld bin. Aber was sollte ich denn machen? Wenn ich jetzt mit ihm zusammen in der Schule ankommen würde, müsste ich alles erzählen und das wollte ich nicht. Einerseits, weil ich mir ziemlich sicher war, dass meine Freunde es in keinster Weise tolerieren würden und wen hatte ich denn außer ihnen? Meine Familie hatte sich von mir abgewandt, als sie herausfanden, dass ich mich auch zu Jungs hingezogen fühle. Seitdem lebte ich auch alleine. Der Einzige, der noch zu mir stand war mein Onkel, mit dessen Hilfe ich auch die Wohnung finanzieren konnte. Andererseits wollte ich auch gar nicht, dass jemand von Finn und mir erfuhr. Ich wollte, dass es vorerst unser Geheimnis blieb. Ein Geheimnis, das nur wir kannten. Eine Beziehung, in die sich niemand einmischen konnte, weil keiner wusste, dass sie existierte. Obwohl, hatten wir überhaupt eine Beziehung? Wir hatten nie darüber gesprochen, aber für mich war es irgendwie klar gewesen. Wie Finn das sah, wusste ich nicht. Trotzdem hatte ich ein unglaublich schlechtes Gewissen, als ich mein Auto auf dem Schulparkplatz abstellte und mich zu den anderen begab. Das schlechte Gewissen wurde aber spätestens dann übermächtig, als Finn mit hängenden Schultern und gesenktem Blick die Klasse betrat, mir aus roten Augen einen enttäuschten Blick zuwarf und ohne ein Wort an mir vorbei zu seinem Platz schlurfte. Hatte er geweint? Wegen mir? Ich wollte nicht, dass er weinte. Ich wollte, dass er so strahlte wie gestern, trotz der Verletzungen. Ich wollte sein Lächeln sehen, kurz bevor er mich küsste und den zufriedenen Ausdruck, wenn er sich an meine Brust kuschelte. Doch das ging jetzt nicht. Noch nie hatte ich eine solche Abneigung, zu meiner jetzigen Situation innerhalb der Schule, gehabt wie jetzt. In diesem Moment wollte ich nicht Teil der Beliebten sein. Ich wollte einer der unscheinbaren, normalen Schüler sein. Wollte, ohne Gedanken daran zu verschwenden, wie andere darüber denken würden, meine Freunde aussuchen und eine Beziehung führen und das ohne dass jeder davon wusste und die ganze Schule ihre Kommentare abgab. Wie hatte es eigentlich soweit kommen können? Wie hatte ich einer von denen, so ein überhebliches Arschloch werden können? Allein der gestrige Tag und der heutige Morgen mit Finn hatte mir gezeigt, wie es sein konnte, aber so gern ich jetzt auch einfach zu ihm gehen, ihn in den Arm nehmen und mich hundert mal vor allen Leuten entschuldigen und ihn dann küssen würde, sodass jeder sah, dass er mein war, genauso wenig konnte ich mein bisheriges Leben einfach wegschmeißen. Natürlich missfiel mir dieses gerade sehr, aber was wäre, wenn das mit Finn nicht halten würde? Ich würde alleine darstehen und dieses Mal wäre ich ganz alleine. Das Risiko konnte und wollte ich nicht eingehen. Trotzdem musste ich in der nächsten Pause mit ihm reden.

Things change (boyxboy)Where stories live. Discover now