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POV Ben

So schnell es ging, machte ich mich auf den Weg zu Finn. Wenn er das Video gesehen hatte, war er doch mit Sicherheit total panisch und so wollte ich ihn nicht alleine lassen. Selbst wenn er noch nichts mitbekommen hatte, war es als sein Freund meine Pflicht, ihn aufzuklären und das mit ihm zusammen durchzustehen. Es war schließlich auch eine Sache, die uns beide betraf. Ich würde ihn damit nicht alleine lassen. Dass es für mich eventuell genauso starke, wenn nicht sogar schlimmere Folgen, wegen meines Rufes haben könnte, verdrängte ich in meiner Sorge einfach. Ich wusste, dass ich mit negativen Reaktionen klar kommen würde, doch bei Finn war ich mir da nicht so sicher.

Völlig gehetzt stand ich nun letztendlich vor Finns Haustür und klingelte mehrmals. Es interessierte mich grade wirklich so überhaupt nicht, dass es bereits nach Mitternacht war und als sich nach ein paar Minuten die Tür endlich öffnete und mir ein grimmig dreinblickender Tim gegenüber stand, schlängelte ich mich einfach an ihm vorbei in den Flur. Ehe ich jedoch in die Richtung stürmen konnte, in welcher ich Finns Zimmer vermutete, wurde ich an der Jacke zurückgehalten. "Was fällt dir eigentlich ein, hier einfach so reinzuplatzen? Mal davon abgesehen, hast du mal auf die Uhr geschaut? Was zur Hölle machst du hier? Außerdem schlafen unsere Eltern bereits du Vollpfosten. Ich glaub kaum, dass die das so toll finden, mitten in der Nacht von dem Typen geweckt zu werden, der fast ihren Sohn gefickt hätte." "Oh, ich sehe er hat dir wirklich mal wieder alles erzählt. Na dann hat er bestimmt auch erwähnt, dass ich sofort aufgehört habe, als es ihm zu viel wurde. Verdammt, Finn bedeutet mir momentan mehr als alles andere und sorry Tim, dass ich so spät hier aufkreuze, aber es ist dringend. Ich weiß, du kannst mich nicht leiden und du hast auch allen Grund dazu, aber ich muss jetzt unbedingt zu Finn." Er sah mich stirnrunzelnd an. "Ist irgendwas passiert?" Ich seufzte "Könnte man so sagen. Wärst du jetzt bitte so freundlich und würdest mir zeigen, wo ich meinen Freund finde? Sonst muss ich nämlich planlos irgendwelche Türen aufreißen und spätestens da werden eure Eltern dann wirklich wach sein."

Einen Moment sah er mich nur stumm an, ehe er sich umdrehte, die Tür schloss, die die ganze Zeit noch offen gestanden hatte, und ging dann ohne ein Wort zu mir weiter ins Innere des Hauses. Da ich davon ausging, dass er mich zu meinem Engel bringen würde, folgte ich ihm die Treppe hoch. Bereits auf der Hälfte kam uns ein zerzauster Blondschopf entgegen. "Wer war denn das jetzt noch?" fragte er verschlafen, während er sich die Augen rieb und mich dadurch nicht sah. Ich lächelte trotz allem. Er war so niedlich.

"Hey Baby, ich bins." Plötzlich schien Finn gar nicht mehr so müde, denn er riss die Augen auf und schmiss sich direkt in meine Arme. um mich zu begrüßen und mir einen kurzen Kuss zu geben. "Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe, aber es ist etwas passiert, also mehr oder weniger, und ich musste dir einfach Bescheid sagen." "Hat es was mir Nick zu tun? Du warst doch vorhin mit ihm unterwegs, nicht?" Ich nickte. "Lass uns erstmal hoch gehen. Dann kann ich dir alles erzählen. Tim?" Ich wandte mich zu ihm. "Ich glaube, es wäre gar nicht schlecht, wenn du mitkommst. Du solltest auch wissen, was vorgefallen ist." Tim nickte mir zu, während Finn mich leicht ängstlich ansah, meine Hand nahm und mit in (sehr wahrscheinlich) sein Zimmer zog. Ich hätte mich hier drin gerne in Ruhe umgesehen, doch dafür war jetzt nicht die richtige Zeit. Stattdessen ließ ich mich zusamen mit Finn auf das Bett fallen, sodass er sich an meine Brust kuschelte, während sich sein großer Bruder mit angesäuertem Gesicht uns gegenüber auf einen Schreibtischstuhl niederließ.

Nachdem wir alle einen Moment geschwiegen hatten, räusperte ich mich und begann zu erzählen. "Also ähhm ich hab mich ja mit Nick getroffen und als ich ankam..."

Finn hatte sich während meinen Erzählungen immer näher an mich gekuschelt, jedoch hatte ich ihm den schlimmsten Teil noch nicht erzählt. Keiner der beiden Geschwister hatte mich unterbrochen, doch als ich ihnen erzählte, dass Nick kurz nachdem ich gegangen war ein Video rumgeschickt hatte, hob Finn den Kopf. "Was für ein Video?" Ich verzog gequält das Gesicht, holte dann jedoch mein Handy raus und ging in meine Galerie. Wie gesagt, ich hätte es ja super süß gefunden, wäre es nicht für so einen Zweck benutzt worden, daher hatte ich es direkt gespeichert. Als ich auf Play drückte beugte sich auch Tim zu uns hinüber und alle schauten wir auf den Bildschirm. Als es stoppte, schauten mich beide mit großen, verzweifelten Augen an. "Wer hat das gesehen?" Finns Stimme zitterte und mein Herz brach bei seinem Anblick. "Die komplette Schule."

POV Finn

"Finn alles ok?" fragte mich Tim voller sorge. Seit ich das Video gesehen hatte, hatte ich kein Wort mehr von mir gegeben. Ich hatte nur stumm dargesessen und zugehört, wie Ben und er sich anzickten. Anscheinend gab mein Bruder ihm die Schuld, dass dieses Video überhaupt entstanden war und war der Meinung, er hätte es verhindern sollen, dass es veröffentlicht wurde.

Aber es war zu spät. Die ganze schule würde ab dem folgendem Tag wissen, dass ich mit Ben zusammen war. An sich ja keine schlechte Sache, weil ich es ja eh irgendwann sagen wollte, aber ich hatte Angst. Angst davor, dass die anderen unsere Sexualität nicht akzeptieren würde und auch, dass Ben alles abstreiten würde. Ich weiß gar nicht, woher das kam, da mein Freund ja seit wir zusammen waren, immer für mich eingestanden hatte, aber trotzdem fürchtete ich mich davor, dass ihm sein Ruf wichtiger als ich wäre.

"Babe, jetzt sag doch was!" sprach mich nun auch Ben an, da ich immer noch keine Reaktion gezeigt hatte. "Nenn ihn nicht so, wenn ich dabei bin." zischte Tim, doch Ben ging diesmal nicht auf seine Provokation ein. Sein Blick lag unverändert auf meinem Gesicht. Ich sah hoch in seine Augen, seine wunderschönen unglaublich liebevollen Augen. "Ich, ich will das nicht. Das geht doch zu schnell. Das ist unfair." hauchte ich schon fasst, während mir mal wieder die Tränen in die Augen stiegen. Tim und Ben kamen fast synchron auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. Beide stockten und sahen sich einen kurzen Moment fast schon herausfordernd an, ehe mein Freund mich blitzschnell zu sich zog. Ich drückte mein Gesicht in Bens Brust, während immer mehr Tränen über meine Wangen in sein Shirt liefen.

Sanft hob Ben meinen Kopf an und küsste sanft die Tränen ab, während er beruhigend mit seinen Fingern durch mein Haar strich. Gleichzeitig redete Tim von der anderen Seite auf mich ein, der es wohl nicht so leicht über sich ergehen ließ, dass Ben derjenige war, der mich trösten durfte. Ihm schien es ganz offensichtlich nicht zu gefallen, in letzter Zeit nur noch die Nummer zwei in meinem Leben zu sein.

"Ben, was hältst du davon, wenn du kurz einen Tee unten in der Küche machst, während ich etwas mit Finni bespreche." für einen kleinen Moment zögerte dieser und schien sich anzuspannen, ehe er mich seufzend an Tim übergab und aus dem Zimmer ging. Ich sah ihm hinterher und mir kamen all die Weiber in den Sinn, die sich wahrscheinlich gerade die Augen ausheulten, dass sie Ben niemals haben durften. Aber hey, weg Bitches, er gehört mir! Bei meinen Gedanken musste automatisch ein wenig lächeln, was noch breiter wurde, als Tim seine Arme um mich schlang.

Auch wenn er sich vielleicht über den unnötigsten Mist aufregen konnte, war er immer noch mein Bruder und ich fühlte mich unglaublich wohl, wenn ich so an ihn gelehnt darsaß. Gerade als er seine Lippen öffnete, um etwas zu sagen hörten wir einen Mark erschütternden Schrei aus der Küche. Scheiße, meine Eltern!

Blitzschnell sprang ich auf und rannte direkt hinter Tim die Treppen herunter zu der Küche, vor welcher meine Mutter völlig geschockt stand. Sofort ging mein Bruder zu ihr hin, um sie zu beruhigen. Und ich? Ich versuchte mit all meiner Kraft meinen Vater von Ben wegzuziehen, welchen er kräftig gegen die Wand gedrückt hielt.

"Papa, lass los! Ich kann dir das erklären!" rief ich laut und tatsächlich lockert sich sein fester Griff um Bens Schultern und dieser machte sofort einen Sicherheits-Schritt weg von meinem Vater. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Keinen von beiden. Wie hätte ich reagiert, wenn ich mitten in der Nacht einen Fremden in der Küche gehabt hätte? Okay, wahrscheinlich nicht so. Ich nicht. Aber Ben bestimmt und Tim.

Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass mein Vater abwechselnd fragend und voller Misstrauen von mir zu meinem Freund sah. OK, Augen zu und durch:"Mama, Papa, das ist Ben, mein Freund." Stille folgte. Ich hielt meinen Blick starr auf den Boden und schon wieder traten mir Tränen in die Augen. Doch mit einem Mal fühlte ich Bens warme Hand, wie sie beruhigend meine griff und sie fest drückte. Ich hörte, wie mein Vater tief Luft holte.

Things change (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt