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POV Ben

Ich merkte, dass Finn alles andere als entspannt war und hoffte einfach nur, dass das Gespräch nicht wie bei mir laufen würde. Schließlich stand ich danach quasi ohne zuhause da und es war das letzte Mal, dass ich mit meinen Eltern gesprochen hatte. Nur Finn würde nicht alleine sein. Nein. Ich war für ihn da und auch Tim würde ihm mit ziemlicher Sicherheit nicht von der Seite weichen.

"Was soll das heißen?" Ich spürte wie Finn sich neben mir bei dem nicht grade sanftem Tonfall seines Vaters anspannte. "Na was wohl Schatz? Er ist schwul und das da ist sein Freund. Hat er doch grade erklärt. Oh ich wusste es doch." Erstaunt sah ich zu Finns Mutter. Anders als ihr Mann schien sie sogar erfreut darüber zu sein, dass ihr jüngster Sohn offensichtlich auf Männer stand. Mit einem breiten Lächeln ging sie auf Finn zu und zog ihn in ihre Arme.

Augenblicklich ließ er meine Hand los, um sich an ihr festzuklammern, da er erneut angefangen hatte zu schluchzen. "Ach mein Baby, wein doch nicht. Du denkst doch nicht wirklich, dass wir dich jetzt weniger lieb hätten als vorher oder? Du weißt, wir werden dich immer lieben, egal was los ist und wie gesagt, ich hatte es doch auch schon so lange geahnt. Eigentlich war es sogar ziemlich offensichtlich. Du hast nie auch nur einen Gedanken an Mädchen verschwendet und im Kindergarten wolltest du nur mit den anderen Jungs Händchen halten, nie mit Mädchen. Mal ganz abgesehen davon, dass du immer nur Jungs auf den Hintern gesehen hast, wenn wir zusammen unterwegs waren." Sie zwinkerte ihm zu, während Finn rot anlief und sein Gesicht an ihrer Schulter verbarg. "Danke Mom, ich hab dich auch lieb."

Während Finn sich an seine Mutter drückte und mir und Tim damit ein kleines Lächeln entlockte, richtete ich meinen Blick wieder auf den Vater der beiden. Er schien nicht halb so gut mit der Situation klar zu kommen und man sah ihm an, dass er momentan alles andere als zufrieden war. Dennoch wurde er weder laut, noch brachte er seinen Unmut auf eine andere Art und Weise wirklich zum Ausdruck.

"Dad?" Finns Stimme war leise und zitterte ein wenig. Am liebsten hätte ich ihn sofort in den Arm genommen, doch ich vermutete, dass ich die Situation dadurch nicht unbedingt besser machen würde. Außerdem hatte Tim bereits unterstützend seinen Arm um Finns Schultern gelegt und sah ihn aufmunternd an, während seine Mutter seine Hand nahm und alle auf eine Reaktion warteten. Finns Vater räusperte sich. "Ich muss sagen, für mich kommt es alles andere als erwartet. Ich brauche ein bisschen Zeit, denke ich." Er lief zu Finn und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich hab dich lieb mein Sohn." Damit verschwand er im Flur hinter uns und Tim zog Finn in seine Arme, welcher sich mit aller Macht an ihm festkrallte. "Hey, er wird das schon voll und ganz akzeptieren. Er liebt dich doch, das hat er selbst gesagt."

Ich konnte nicht umhin, mich unglaublich unwohl in dieser gesamten Situation zu fühlen. Ich gehörte nicht hier rein. Das musste die Familie für sich aus machen. "Babe?" Meine Stimme war leise, doch Finn hob den Kopf an und sah zu mir auf. Ich lächelte. "Ich glaube, ihr braucht ein bisschen Zeit für euch. Ich denke, ich sollte nach Hause gehen. Ist das okay für dich?" Er nickte und löste sich von Tim, um seine Arme anschließend um meinen Nacken zu schlingen. "Danke." "Da gibt es nichts wofür du dich bedanken müsstest." Er lächelte leicht und küsste mich einmal sanft auf die Lippen, ehe er mich noch einmal fest an sich drückte und dann los ließ. "Awww" hörten wir die Stimme seiner Mutter hinter uns, was mich zum Grinsen und Finn zum Erröten brachte. Ich lachte leise und drückte Finn noch einen leichten Kuss auf die Wange, ehe ich zur Tür ging. "Wir sehen uns mein Engel. War schön Sie kennen gelernt zu haben Mrs Anderson. Bye Tim" "Ganz meinerseits Ben, wie wäre es wenn du morgen zum essen vorbei kommst? So zum besser kennen lernen?" Ich grinste. "Hört sich gut an. Dann bis morgen."

Ich winkte zum Abschied und schloss mit immer noch einem leichten Lächeln auf den Lippen die Tür hinter mir. Ich musste sagen, ich hatte mir das ganze schlimmer vorgestellt. Doch auch wenn sein Start mit Finns Eltern jetzt nicht besonders prickelnd gewesen war, schien ich zumindest keinen ganz schrägen Eindruck hinterlassen haben. Ich hoffte nur, Finns Vater würde noch ein bisschen auftauen. Mit federnden Schritten machte ich mich auf den Heimweg. Gespannt auf morgen war ich jetzt schon.


POV Finn

"Hey, Finni, das tut weh!" beschwerte sich Ben, während er zum wiederholten Mal versuchte seine Hand aus meinem festen Griff zu lösen. Seit er mich heute morgen unter dem strengen Blick meines Bruder und seit gestern auch meines Vaters abgeholt hatte, hatte ich seine Finger kein Mal losgelassen. Ununterbrochen knetete und drückte ich seine warme Hand, um meine eigene Anspannung zu lösen. Hilflos sah ich meinen Freund an:"Ich kann nicht." sagte ich möglichst überzeugend, die Augen weit aufgerissen.

Ben lachte leicht und lehnte sich leicht zu dem Beifahrersitz rüber, um mir einen federleichten Kuss auf den Haaransatz zu geben. "Jetzt sei nicht so aufgeregt. Wird schon alles gut gehen und wenn jemand etwas blödes sagt, bin ich bei dir. Wir haben fast alle Kurse heute zusammen. Außer Kunst, aber ich bring dich zur Klasse und hol dich auch direkt danach wieder ab, okay? Keine Angst, ich pass schon auf mein Baby auf." Automatisch lächelte ich bei seinen unglaublich süßen Worten. Womit hatte so einen wundervollen Typen an meiner Seite verdient?

Nun etwas beruhigter lockerte ich den Griff um Bens Finger und fuhr stattdessen immer wieder die Linien an der Innenseite seiner Hand nach. "Wir sind da, Kleiner. Und jetzt ganz ruhig, wir schaffen das... Zusammen!" raunte er mir zu und ich nickte, auch wenn ein ängstlicher Ausdruck auf meinem Gesicht lag. Doch da war Ben schon ausgestiegen und ehe ich reagieren konnte, öffnete sich die Beifahrertür und Ben grinste mich an.

Ich verließ mit zitternden Knien das Auto und sofort griff ich nach der Hand meines Freundes. "Es soll jeder sehen, dass du mir gehörst." sagte ich unüberlegt, als ich sein verwirrten Gesichtsausdruck sah. Erst als Ben anfing zu lachen, fiel mir auf, wie dumm sich das anhörte und augenblicklich wurde ich rot. "Hey, das muss dir nicht peinlich sein... Ich denke nur, dass seit dem Video es eh schon jeder weiß." Neckend grinste er mich an und zog mich in Richtung Schule.

Kaum nährten wir uns dem Gebäude, lagen alle Blicke auf uns. Gespräche verstummten und Schüler drehten sich zu uns um. Ben ging mit selbstbewussten Schritten gerade Wegs auf die Freunde von Ben zu. Er begrüßte sie, während ich mich scheu hinter seinem Rücken versteckte. Doch natürlich blieb ich nicht unentdeckt und auch ich musste mich geschlagen geben und hinter Ben hervor treten.

Ich wurde durchweg positiv in der Gruppe angenommen, was mich ungemein freute und erleichterte. Auch wenn mir manche Aussagen von den weiblichen Teil von seinen Freunden deutlich gegen den Strich gingen. Ich möchte es einfach nicht mit Wörtern wie 'süß' oder 'niedlich' betitelt zu werden. Und vor allem drei der Mädchen nutzen diese Wortwahl nach meinem Geschmack zu oft. Nur Ben durfte mich so nennen. Apropos Ben. Diesem schien das Verhalten der Mädchen ebenfalls zu nerven, denn er sagte zwar mit einem belustigten Ton "Jetzt reichts aber, Mädels... Er gehört schon mir!" Doch ich konnte den warnenden Ausdruck in seinen Augen sehen, bevor er mich wie versprochen zu dem Kunstraum brachte. Mit einem kleinen, unschuldigen Kuss verabschiedete er sich von mir und ich betrat den Klassenraum.

Mein Blick schweifte durch die Reihen auf der Suche nach Anna, neben welcher ich unbedingt sitzen wollte. Außerdem hatte ich mit ihr einiges zu klären, da sie sicher ziemlich verletzt darüber war, dass ich ihr nie zuvor weder von meiner und Bens Beziehung erzählt hatte, noch überhaupt von meiner Sexualität. Doch ich konnte sie nirgends sehen. Stattdessen sah ich geradewegs in ein paar Augen, das ich in diesem Kurs nicht erwartet hatte. Ein paar Augen, welches gleichzeitig spöttend und hasserfüllt funkelten.

"Naa, wenn das mal nicht unser kleiner Loverboy ist." bedrohlich langsam kam Nick auf mich zu. Ich machte synchron zu ihm Schritte zurück und warf hilfesuchenden Blicke zu den anderen Schülern. Doch ich sah nur in Gesicher, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Einige konnte ich als Nicks Freunde identifizieren.

Wer auch immer alles in diesem Kurs war, niemand schien auch nur einen Finger rühren zu wollen und starrten nur interessiert zu uns rüber. "Tja, ist dein Beschützer heute nicht da, Finni?!" angewidert spuckte er meinen Namen aus, während er noch näher kam. Ich spürte seinen festen Griff an meinem Kragen, gleichzeitig, wie ich eine weibliche Stimme von der Tür aus vernehmen konnte.

"Lass ihn in Ruhe!" Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der ich die Stimme vernahm. Doch bevor ich die Person erkennen konnte, die gefolgt von einigen anderen Schülern in die Klasse stürmten, wurde ich unsanft von Nick zu Boden gestoßen. Aus dem Augenwinkel konnte ich noch erkennen, wie eine mir allzu bekannte Person sich durch die aufgebrachte Schülerschar drückte und geradewegs auf Nick zulief... Ben.



Things change (boyxboy)Where stories live. Discover now