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POV Ben

Finns Reaktion auf den Film war einfach göttlich. Ich hatte ihn ja gewarnt, aber wie sagte man so schön: Wer nicht hören will, muss fühlen. Ich selbst musste sagen, dass ich BDSM eigentlich gar nicht so abgeneigt war, doch meinem kleinen Finni würde ich sowas nie zumuten können. Er war ja schließlich die Unschuld in Person. Na gut, jetzt vielleicht nicht mehr ganz.

In dem Moment jedoch, in dem meine Lippen auf Finns trafen, waren alle Gedanken an den Film oder seine Unschuld vergessen. Es zählten nur noch wir. Boah, hatte mich dieser Junge kitschig gemacht.

In unserer Position verweilten wir eine Weile, bis wir uns schließlich lösten und merkten, dass der Film schon lange vorbei war. "Sollen wir den nächsten reinmachen?" Finn nickte mit roten Wangen und ich leckte mir über die Lippen, als ich ihn betrachtete, wie er dort unter mir lag. Die Lippen geschwollen, die Haare verwuschelt und das Shirt ein Stück hochgerutscht, sodass man einen Teil seiner Haut sehen konnte. Er war heiß. Mehr als heiß.

Statt mich um die Filme zu kümmern, beugte ich mich wieder über Finn und küsste ihn diesmal verlangender. Klar wusste ich, dass ich nicht zu weit gehen durfte, doch es gab ja nicht nur Sex. Grade als ich mit meiner Hand unter Finns Shirt fuhr, fing mein Handy an zu klingeln. Ich seufzte und löste mich gezwungenermaßen von dem Blonden, warf ihm noch einen entschuldigenden Blick zu und setzte mich auf. Ohne meinen Blick von Finn zu lösen nahm ich ab.

>>Hey Ben.<< Ich knurrte und wandte meinen Blick nach vorne. "Nick. Was willst du?" >>Oh du hörst dich aber nicht sehr erfreut über meinen Anruf an. Hab ich dich und Loverboy etwa unterbrochen?<< Er lachte. "Ja, hast du wenn du's genau wissen willst und jetzt spucks aus. Warum rufst du an?" >>Hey, hey, hey, sei mal nicht so unfreundlich. Schließlich bin ich immer noch dein bester Freund, oder nicht? Weißt du noch? Best Buddys forever? Bro before Hoe? Naja, auf jeden Fall bin ich der Meinung, wir sollten nochmal reden. Irgendwas läuft hier momentan gewaltig schief. Wie wärs, heute Abend um 10 bei den alten Bahngleisen? Du weißt schon, da wo wir früher immer gesprayt haben. Ich bring auch den Wodka mit<< "Ich bin unfreundlich wann ich will, aber okay, wir sehen uns heute Abend. Den Alk kannst du stecken lassen." >> Ach wir werden sehen. Bis nachher Ben.<< "Tschau", knurrte ich noch in mein Telefon bevor ich auflegte.

Finn, der sich mittlerweile wieder aufgesetzt hatte, schaute mich besorgt und enttäuscht an an. "Du triffst dich heute mit Nick?" Ich seufzte, schlang meine Arme um seinen Körper und zog ihn zu mir. Ich nickte, ehe ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte. "Ja, er ist der Meinung, irgendwas läuft momentan gewaltig schief und er würde gerne reden wollen. Er ist immer noch mein bester Freund, so schnell kann ich ihn nicht einfach aufgeben und er hat ja recht. Momentan läuft hier einiges schief. Früher oder später hätte ich eh mit ihm reden müssen." Der blonde Engel an meiner Brust drehte seinen Kopf zu mir und sah mich aus traurigen Augen an. "Du weißt, er mag mich nicht, Ben. Was ist wenn er dir uns ausredet? Was ist, wenn er dir irgendwas einredet? Ich hab Angst Ben." Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel, die ich direkt wieder wegwischte. Ich drehte ihn um, sodass er auf meinem Schoß saß und blickte ihm in die Augen. "Engel, du brauchst doch keine Angst haben. Niemand wird mir dich je ausreden können. Ich liebe dich." Eine weitere Träne rann seine Wange hinunter, doch diesmal zierte ein leichtes Lächeln seine Lippen. Ich strich auch diese Träne weg, bevor ich mich vorlehnte und ihn leicht küsste. "So und jetzt lass uns endlich die anderen Filme gucken!" Er grinste und hüpfte von meinem Schoss um eine DVD einzulegen. Er kuschelte sich wieder an meine Brust und schaute zufrieden auf den Fernseher. Als ich meinen Blick von ihm abwandte und ebenfalls sah für was er sich entschieden hatte, stöhnte ich. Wann hatte er denn 'Eat, Pray, Love' eingepackt?!

POV Finn

Es war schon ziemlich spät am Abend, als Ben nach etlichen Filmen, ausgetauschten Zärtlichkeiten und Küssen, entschloss, mich nach Hause zu fahren. Er begründete es mit einem "Du musst deinem Bruder einiges erzählen.". Ich wusste nicht, was er meinte. Ob es um unsere entstandene Beziehung, meine wirklich starken Gefühle für Ben oder auch die peinlich Geschichte ging, aber er hatte recht. Tim wollte sicher alles wissen und ich musste wohl oder übel aus der festen Umarmung meines Freunden flüchten, meine Lippen von seinen lösen und die wenigen Treppenstufen hoch zu unserem Einfamilienhaus stapfen. Ben folgte mir dicht und drückte auf die Klingel. Er hatte drauf bestanden, sicherzugehen, dass ich heil zuhause ankommen würde und dazu gehörte anscheinend auch das gemeinsame Warten vor meiner Haustür. Meinen Schlüssel hatte ich, wie schon so oft, in meinem Zimmer liegen gelassen.

Doch es dauerte nicht lange, da stand auch schon Tim vor mir. Er lächelte mich liebevoll an, doch seine Augen sagten so viel wie "wir sprechen uns noch." und ich wusste, dass das kein einfaches Gespräch werden würde. Doch dann wandte mein Bruder sich an Ben. In seinem Blick lag eine Art Feindseligkeit, die ich das letzte mal gesehen hatte, als mich Tim vor einem betrunkenen Mann befreit hatte, der mir vor einigen Jahren an die Wäsche wollte. Damals hatte er sich genauso aufgebaut und seine Augen, welche die selbe Farbe wie meine hatten, formten sich zu schlitzen:"Ach bringst du mir den Kleinen auch mal wieder." Ich merkte, dass Ben nicht halb so verwirrt schien, wie ich war. Er lächelte nur betont freundlich, während er nickte und sich dann mir zu wandte.

"Tschüss, Finni. Bis morgen." Ich erwiderte die Verabschiedung, während ich ihn in den Arm nehmen wollte. Doch er schien andere Pläne zu haben, denn schon lagen seine Lippen auf meinen. Zwar genoss ich den Kuss, wie jeden anderen auch, doch es war etwas anderes, ihn vor meinem Bruder zu küssen. Es fühlte sich echt komisch an, zumal ich seine Blicke auf mir spüren konnte. Dementsprechend schnell löste ich mich von ihm und lächelte ihn entschuldigend an. Er grinste nur voller Genugtuung. Und ich hätte mich ausgenutzt gefühlt, wenn seine Augen nicht eine solchen Liebe ausstrahlen würde.

Ben ließ mich jetzt los und ich quetschte mich an Tim vorbei, welcher vollkommen erstarrt in der Tür stand. Ich vernahm noch, wie sich mein Freund höflich bei ihm verabschiedete und dann packte mich auch schon seine Hand und hinderte mich daran, unbeschadet hoch in mein Zimmer zu kommen. Er drückte mich auf einen Küchenstuhl und setzte sich mir gegenüber. Ich wusste, was jetzt folgen würde, deshalb nahm ich tief Luft und ließ schon mal das erste Geständnis dieses Abends ab:"Ich liebe Ben." Tim sah mich nur an. Die Lippen fest aufeinandergepresst und einen undefinierbaren Blick in den Augen. "Ich sehs." sagte er nur trocken und ich war etwas enttäuscht von seiner Reaktion. Als mein Bruder das bemerkte, hob er seine Hand und strich mir sanft, meine Haare aus der Stirn. "Ey kleiner, du musst mich verstehen. Ich seh das nun mal nicht gerne, wenn du älter und erwachsener wirst. Außerdem mag ich die Vorstellung gar nicht, dass dich jemand anfasst. Schon gar nicht der." fügte er dann noch leise gepresst hinzu und ich sah ihn verwirrt an:"Was hast du gegen Ben? Wieso magst du ihn nicht?"

Tim pustete angestaute Luft aus seinen Lippen und sah mich überlegend an:"Also... Das hat viele Gründe. Viele typische älterer Bruder und Eltern Geschichten, aber trotzdem." ich nickte ihm zu, dass er fortfahren sollte. "Er ist dieser typische macho-badboy. Sieht gut aus, hat, oder eher hatte eine Menge Frauen für eine Nacht und hat einen gefürchteten Ruf auf eurer Schule. Sowas passt doch gar nicht zu dir. Das kann doch nur schiefgehen..." Ich wollte ihm gerade widersprechen, als er weiterredete:"und außerdem sieht doch jeder, dass der Typ nur auf Sex aus ist." Jetzt reichte es aber. Wütend unterbrach ich Tim, der sich schon in Rage geredet hatte.


Things change (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt