Kapitel 22: Night

1.9K 125 7
                                    

Den ganzen Tag über habe ich auf die leere Wand vor mir gestarrt.

Meine Gedanken spielten verrückt.
Drehten sich um das Ende.

Ließen mich innerlich einschlafen.
ohne die Augen zu zu machen.

Ließen mich spüren wie 'wichtig' ich war.
Ließen mich wissen das mein Leben zu Ende ist.

Ich war tot.
Meine Seele hatte sich aufgelöst.

Tiefer Hass blieb.
Tiefer Hass gegen mich.

Erzähl mir von der Vergangenheit.
Erzähl mir von echtem lachen.

Zeige mir Bilder von früher.
Zeige mir glückliche Momente.

Ich will sehen wie leben funktioniert.
Ich leide an Amnesie.

Ich habe vergessen wie man lebt.

.
Aber tot bist du trotzdem.

-
Ich schloss meine Augen.
Machte sie wieder auf.

Ich bin hier.

Ich atme.

-

Nach Stunden langem sitzen stand ich auf.

Langsam wachte ich aus meiner Trance auf.

Es müsste mitten in der Nacht sein.
.
Ich ging ins Badezimmer.

Die Person im Spiegel war ich nicht mehr.
Es war die Stimme in mir.

Sie hat mich übernommen.

Die Stimme in mir hat mein Leben übernommen.

.
Matte Haare.
Augenringe.
Rote Augen.
.

Habe ich mein Leben jetzt verloren?
-

"Melina?",hörte ich Shirins Stimme von der anderen Seite der tür.

Schnell packte ich die blutige Klinge in die Schachtel zurück und spülte das blutige Klopapier runter.
Zuletzt zog ich meinen Ärmel runter.

Ja ich habe es wieder getan.
Ich musste wissen ob ich noch lebe.
I'm Here.
-
"Melina??",ertönte Shirins Stimme ein zweites Mal.
"Ja.",sagte ich leise.

Ich schloss die Tür auf und stand direkt vor ihr.

Sie schloss mich in ihre Arme.

"Es tut mir leid.",Schluchzte sie in meine Schulter.

Sie soll nicht wegen mir weinen.
Ich bin nur ich.

"Dir muss nichts leid tun.",sagte ich leise.
"Doch muss es.",sagte sie.
.
Ich sah mich um.
Es war bereits hell.
Wie lange war ich da drin?
.
Wir lösten uns aus der Umarmung.

Shirin sah mich an.

"Geht es dir gut?",fragte sie meine Lieblings Frage.
"Ja.",antwortete ich.

"Wir haben halb 8. wir müssen uns langsam fertig machen. Hast du überhaupt gepackt?",fragte sie.
"Ja hab ich.",sagte ich.

Ein besorgtes Lächeln huschte über Shirins Gesicht.

Ich versuchte den ihren Augen zu entkommen und ging an ihr vorbei in mein Zimmer.

"Wir.. Sehen uns gleich.",sagte ich und schloss meine Tür.

Ich nahm meine Kleine Dose mit Schlaftabletten und packte sie in meinen Koffer.

Ich zog mir einen frischen Pulli an und eine schwarze Hose.
Ich schminkte mich.

Beides ist hässlich aber ich kann dann wenigstens sagen ich hätte es versucht zu bessern.

.

Fertig stellte ich meinen Koffer neben Shirins an die Tür.
Schnell lief ich nochmal ins Bad um meine kleine Schachtel zu holen, dann stopfte ich sie in meinen Koffer.

Shirin kam perfekt gestylt aus ihrem Zimmer.

"Ist.. Das nicht etwas warm?",fragte sie und zeigte auf meinen Pullover.
"Nein. Der ist nicht so dick.",sagte ich.
"Okay..",sagte sie unglaubwürdig.

Die Nacht ist besser als der Tag.

Am Tag wirst du von allen angesehen, kannst dich nicht verstecken..

In der nacht verschwindest du in der Dunkelheit.

Truth | Melina SophieWhere stories live. Discover now