Familie

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Manuels Sicht:

Ich hatte mich dazu entschieden, doch zu dem Geburtstag meines Bruders zu gehen. Nicht nur seinetwegen, auch wegen dem Rest meiner Familie. Früher war so etwas schon einmal passiert. Ich hatte mich von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Heute weiß ich nicht einmal mehr den Grund. Aber dieses Mal, wusste ich es genau. Diejenigen wenigen, die davon wussten, wussten so gut wie nichts, lediglich, dass Taddl und ich uns gestritten hätten, was eigentlich nicht wirklich der Wahrheit entsprach. Das einzige, bei dem er und ich uns Sicher waren, dass es besser wäre, wenn es niemand wüsste, war, dass ich wohl oder übel Gefühle für ihn hatte.
Ich atmete tief ein. Ob ihm das überhaupt etwas bedeutet? Eigentlich...war es doch seine Schuld, dass ich gegangen bin. Aber was hatte ich auch anderes erwartet? Vielleicht, dass Taddl sich ganz plötzlich in mich verliebt und nur mir zu Liebe schwul wird?
Ich schnaubte amüsiert über meine Naivität. Das Thema war gegessen. Ich würde ihn nicht wieder sehen oder auch nur mit ihm reden. Punkt.
Ein letztes Mal fuhr ich mir durch die Haare, bis ich dann endlich die Klingel betätigte. Ich stand wahrscheinlich schon eine Ewigkeit hier. Wie leicht es doch war, alles zu vergessen, wenn man sich in seinen Gedanken verrannte.

Schwungvoll wurde die Tür geöffnet. Eine völlig gehetzt wirkende Dani gab sich zu erkennen und sah zu mir auf. Sie lächelte, erleichtert, glücklich, aber auch irgendwie vorsichtig. "Manu, du hast ja einen Bart", bemerkte sie. Ich nickte und konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Es war schön, diese von Grund auf herzliche Person wiederzusehen. "Komm her und lass dich umarmen!", sagte sie nun etwas lockerer und zog mich in eine Umarmung, die ich nur gerne erwiderte. Mein Grinsen wurde etwas breiter. Ich fühlte mich mehr als nur wohl. Es war, als wäre ich Jahre nicht mehr hier gewesen... Wobei es eigentlich nur Monate waren. Dani löste sich und zog mich in die Wohnung. "Die Anderen warten schon auf dich!"
Leise lacht ich und hatte Mühe wirklich Schritt zu halten. "Okay, okay, ich kann auch alleine laufen", erwiderte ich.
Und plötzlich kam es mir so vor, als wenn alle Gespräche in der Wohnung, allein durch meine Stimme, verstummt wären. Das mulmige Gefühl, welches zuvor weit entfernt erschien, schlich sich langsam in meinen Bauch. Ich versuchte nicht zu zittern und schluckte. Wenn ich jetzt in Panik verfallen würde,...
"Manuel!", brüllte meine Mutter und umarmte mich fest. Vor Schreck ließ ich Peters Geschenk fallen. Ich war völlig überfordert, dennoch erwiderte ich die Umarmung. Diese wurde schnell zu einem Gruppenkuscheln aus allen möglichen Familienmitgliedern. Ich spürte diese Liebe, die von allen auf einmal ausging und mich wohlig unschloss. Jetzt konnte ich nicht anders, als vor Freude zu weinen.
Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass alle andern mit mir weinten...

Das Spiel {GLPaddl FF}Where stories live. Discover now