Ich erkenne dich nicht wieder.

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Taddls Sicht:

Lustlos schloss ich die Tür auf. Ich gab ihr einen Schubs, sie schwang auf und prallte mit einem lauten Knall gegen die Wand dahinter. Unbeeindruckt davon blieb ich einfach stehen und starrte in den Flur. Mein Blick war leer und ziellos.
Ich war zu Hause.

Schlurfende Schritte hallten in der Stille der Nacht wider. Es war immerhin schon weit nach Mitternacht, nur die genaue Uhrzeit wusste ich nicht. Ich wusste nicht einmal, ob ich die Tür hinter mir geschlossen hatte oder nicht. Im Endeffekt war es mir aber auch egal. Sollte die Tür sich doch von allein schließen.
Klirrend ließ ich den Schlüssel auf den Parkettboden fallen und schlurfte noch in Schuhen und einer dickeren Jacke in Richtung meines Zimmers.
Ein dumpfes Grummeln ertönte hinter mir. Doch ich betrat unbeirrt mein Zimmer und schmiss die Tür zu. So, als hätte ich dieses Grummeln überhaupt nicht wahrgenommen.
Dann blieb ich stehen.
Ich stand da und tat nichts. Jedenfalls hätte ich nicht gewusst, was ich hätte tun sollen. Sollte ich mich ausziehen, umziehen und dann schlafen legen? So, wie ich es jeden einzelnen Tag zuvor getan hatte? Sollte ich einfach wieder in diese Routine fallen und vergessen, was passiert war?

Währenddessen ich zu sehr damit beschäftigt war, meine Art zu Leben und überhaupt den Sinn des Lebens, in Frage stellte, hatte sich meine Zimmertür geöffnet und Ardy hatte den Raum betreten. Er sprach zu mir, was ich aber regelrecht verdrängte. Alles, was er sagte, kam in meinem Kopf nur als unverständliches Gebrabbel an. Und dann spürte ich eine Hand an meiner Schulter.
Mein eben noch so zielloser Blick, richtete sich nun auf Ardy.
"Taddl?", wiederholte er, vermutlich, zum tausendsten Mal. In seiner Stimme lag diese mehr als deutliche Besorgnis.
Aber ich gab ihm keine Antwort. Allein, dass ich ihn ansah, sollte Antwort genug sein. "Was ist mit dir?", fuhr er fort. Ich zuckte mit den Schultern.
"Es kann doch nicht sein, dass du dich einfach nur so, aus heiterem Himmel, so fühlst. Es muss einen Grund geben!", Ardy's Stimme erhob sich etwas.
Den gab es auch.
"Taddl!", wild schüttelte er mich. "Rede mit mir!"
Aber ich machte genau das Gegenteil. Ich ließ es einfach über mich ergehen und versank wieder in meinen Gedanken, welche zunehmend negativer wurden.
Die Worte meines Mitbewohners wurden immer lauter und gingen in ein Brüllen über. Wieder aber kam bei mir nur ein dumpfes und leer scheinendes Gebrabbel an. Alles schien sich ineinander zu verlieren.
Bis mich dann plötzlich ein Schmerz durchfuhr.
Ich blinzelte und wendete meinen Blick wieder zu Ardy. Dieser starrte mich aufgebracht und mit noch erhobener Hand an.
"Muss ich dich wirklich erst schlagen, damit du nur ein bisschen zurechnungsfähig bist!? Was ist nur mit dir los!? Und sag mir nicht, dass nichts wäre! Das wäre nämlich eine dreiste Lüge, eine sehr dreiste! Was um Himmels Willen ist passiert, dass du dich so verändert hast?! Ich erkenne dich nicht wieder..."
Zum Ende hin, senkten sich seine Stimme und seine Hände wieder, welche er, während seiner Rede, ab und zu wild in die Luft gerissen hatte. Es schien, als wäre seine ausgeprägte Wut zu tiefem Kummer geworden.
"Ich will nicht darüber reden...", antwortete ich schließlich leise und sah ihn an. Doch mit diesem Satz, stieß ich auf Unverständnis. "Was auch sonst.", entgegnete er nur schroff und verließ das Zimmer. Es geschieht nun nicht immer das, was man sich erhofft...

Das Spiel {GLPaddl FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt