...dass ich jemals da war?

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Manuels Sicht:

Wir liefen, Hand in Hand, auf ein großes, weiß gestrichenes Gebäude zu. Ich nahm an, dass es das YouTuber-Haus war.

Wir standen vor der Eingangstür und sahen uns an. Taddl lächelte und ließ meine Hand los. Irgendwie sah es so aus, als hätte er sie noch etwas länger in seiner eigenen wissen gewollt. Er kramte einen Schlüssel aus seiner Jackentasche und schloss die Tür auf. Etwas wärmere, abgestandene Luft schlug uns entgegen. Zusammen betraten wir das Treppenhaus und liefen die Stufen nach oben, ohne das Licht einzuschalten. Es war ziemlich dunkel und nur sanfte Strahlen des Mondes fielen auf den kalten Stein und die langweiligen, weißen Wände. Ich merkte gar nicht, wie Taddl stehen blieb und wollte weiterlaufen, jedoch griff er nach meiner Hand und zog mich zu sich. Etwas zu stark, denn ich prallte gegen seine Brust und unsere Lippen trennten nur noch wenige Millimeter von einander. Sein warmer Atem pustete mir sanft entgegen. Langsam legte ich meinen Kopf etwas zur Seite und wollte Taddl küssen, er kam mir sogar etwas entgegen, aber ich stoppte. Nein. Ich löste mich von meinem besten Freund und reusperte mich. Er schien sich mittlerweile auch wieder gefangen zu haben. Taddl drehte sich schnell weg und schloss die Tür auf. Schweigend gingen wir in die Wohnung und zogen Jacken und Schuhe aus. "Brudi?", rief Taddl. Doch es kam keine Antwort. "Wir sind allein...", sprach er nach kurzer Zeit. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, also sagte ich einfach nichts. Sie war ihm sichtlich unangenehm, diese Stille. "Ehm...also...es gibt nur zwei Betten...und" Ganz genau wusste ich, worauf er hinaus wollte, doch ich versuchte es mit allen Mitteln zu verhindern. Ich konnte nicht mit ihm in einem Bett schlafen...Ein Wunder, dass ich so viel Selbstbeherrschung hatte ihn nicht zu küssen. Aber wie würde es im Bett sein? Könnte ich mich dort zurückhalten? Sicher nicht...

"Ach schon gut. Ich schlafe auf der Couch", erwiderte ich schukterzuckend und lächelte ihn an. "Nein! Nein...du...kannst bei mir schlafen...", Taddl machte eine Pause und musterte mich. "D-dann schlafe ich auf der Couch", fügt er hinzu. "Bist du behindert? Ich lass dich doch nicht auf der Couch schlafen. Schlaf du mal in deinem Bett und dann ist gut!", sagte ich schnell, vielleicht etwas zu schnell. "Gut...", sagte er. Ich atmete auf. "Aber unter einer Bedingungen...", fuhr er fort. Und ohne auch nur kurz darüber nachzudenken, redete ich darauf los: "Klar, alles was du willst" Am liebsten hätte ich mich für die Aussage geohrfeigt. "Du schläfst nicht auf der Couch, sondern bei mir. Im Bett", Taddl wurde leicht rot. Ich hingegen seufzte nur und willigte ein. "W-wirklich?", mein Gegenüber sah mich an. Bestätigend nickte ich und kaute nervös auf meiner Unterlippe. Wollte ich das nicht eigentlich vermeiden? Wieder seufzte ich.

Es kamen mir wie Stunden vor, in denen wir im Flur einfach nur herumstanden und uns ansahen. Was Taddl wohl gerade dachte? Kurz schüttelte ich meinen kopf und sah auf die Uhr. "Ehm...ich glaube wir sollten schlafen gehen", meinte ich schließlich. Taddl löste sich aus seiner Starre und nickte. Zielstrebig lief ich an ihm vorbei in sein Zimmer. Woher ich wusste, dass es Taddls war? Nunja...gut geraten, schätze ich. Ich begann mich auszuziehen und fühlte mich etwas beobachtet. Ich drehte mich um und erwischte Taddl, wie er mir fast verträumt zusah. "Ich schätze, wir sind jetzt quitt, du kleiner Stalker", sagte ich lachend und schmiss ihm eine meiner Socken an den Kopf. Er zuckte zusammen und versuchte, mittels eines extrem künstlichen Lachens, die Peinlichkeit zu überspielen. Ich zog mich weiter aus, bis nur noch die Boxershorts meinen Körper zierte. Ich sprang auf das Bett und rollte mich in die Decke ein.

Als ich auch nach mehreren Minuten nicht merkte, dass Taddl auch nur irgendwelche Anstalten machte sich zu mich zu gesellen, richtete ich mich auf und sah ihn fragend an. "Baba Täddl? Koomst du ints Bätt?" Ein Grinsen huschte über seine Lippen und er sah mich an. "Oh nein.", sagte ich und versteckte mich unter der Decke. Kaum einen Bruchteil einer Sekunde später sprang er auf mich. "ITSCH HÄB DITSCH MANUEEEL!", brüllte er in die Decke und klammerte sich an mich. "NEEEEEE", schrie ich nur und lachte. "Läts mitsch looooos!", brüllte ich wieder. "Neeeeeeeee", äffte Taddl mich nach. Wir lachten beide laut auf. Mit schlängelnden Bewegungen versuchte ich mich aus dem Griff meines besten Freundes zu befreien. Das gelang mir dann auch, nur wenig später, und ich fiel auf den Boden. "Öäh!", gab ich komische, dem Sterbegeräuschen in TTT sehr ähnliche, Laute von mir. Taddl sah mit  gruseligem Blick über die Bettkante zu mir herüber. "Du kahnnst mia nitscht äntkoomen", raunte er. "Taddl, nein.", rief ich. Doch er rollte sich schon vom Bett und fiel auf mich. Mit den Armen fing er sich gerade so noch einmal ab. Hätte er es nicht getan, lägen unsere Lippen wahrscheinlich schon aufeinander. Ich wollte ihn wieder abweisen und ihn von mir herunter schieben, jedoch wusste er es gekonnt zu verhindern. Er setzte sich auf meinen Bauch und drückte meine Handgelenke gegen den Boden.  Mein Atem zitterte. Langsam beugte er sich zu mir herunter und flüsterte in mein Ohr: "Ich habe doch gesagt, dass du mir nicht entkommst" Seine bassige Stimme schnellte wie ein elektrischer Impuls durch meinen Körper und verursachte eine enorme Gänsehaut. So sehr es mir auch gefiel...es war nur ein Spiel für ihn. Wieder versuchte ich mich zu befreien,  aber Taddl war einfach viel stärker als ich es war. Na schön...das konnte er haben. Ich ließ mich auf sein Spiel ein und grinste ihn an. Es schien ihn etwas aus der Fassung zu bringen, dass ich erst die Passive Rolle spielte und jetzt den Spieß undrehte. Die Situation nutzte ich gleich aus und riss mich mit einem Ruck von ihm los. Ich schubste Taddl von mir und tat nun das Selbe, was er mit mir getan hatte; nur dass ich mich auf sein Becken setzte. Er schluckte. Nun beugte ich mich nach vorn und flüsterte: "Und ich habe nein gesagt" Dann ließ ich von ihm ab und legte mich zurück ins Bett. Mit dem Gesicht zur Wand lag ich da und wartete. Darauf, was Taddl nun tun würde. Würde er sich einfach so zu mir legen? Ja, das tat er dann auch. Er legte sich einfach zu mir, jedoch etwas näher als ich erwartet hatte. Einen Arm schlang er um mich und zog mich näher an sich heran. Das Spiel ging also weiter...Ich dachte, er würde es endlich lassen. Mein Herz schlug schneller, aber ich zwang mich es zu unterdrücken. Die Gefühle und den Drang, einfach alles. Mit mir spielte man nicht. Auch wenn ich nicht so verletzlich schien, war ich es im Endeffekt doch. Und zwar sehr.

Ich drehte mich in seinen Armen zu ihm um und sah ihm in die Augen. "Taddl, du solltest das nicht tun" Er erwiderte den Blick, sagte aber nichts. Taddl sah mich einfach nur an. Ich drückte ihn wieder leicht von mir und mied seinen Blick. Plötzlich spürte ich wie er mir sanft ein paar Strähnen aus dem Gesicht strich. Ich zuckte leicht. "Warum nicht?", fragte er mich dann. Jetzt sah ich wieder zu ihm hoch und bemerkte, dass er sich mir wieder angenähert hatte. Taddl lehnte sich noch ein weiteres Stück nach vorn und wechselte mit seinen Blicken zwischen meinen Lippen und meinen Augen. Ich schluckte. Wieso tat er mir so etwas an? Er wusste zwar nicht, dass ich ihn liebte...aber wieso tat er so etwas?! Kurz bevor sich unsere Lippen berührten drehte ich mich weg. Ich rückte weiter in die Richtung der Wand, um einige Zentimeter Abstand zwischen mir und ihm zu schaffen. Seine Hand rutschte von meinem Körper und berührte diesen dann auch nicht mehr.

Ich lag die ganze Zeit wach. Nicht einmal ein paar Minuten konnte ich schlafen. Und als die ersten Sonnenstrahlen den Himmel von schwarz zu blau färbten, stand ich auf. Langsam, um Taddl nicht zu wecken. Er schlief seelenruhig. Kurz sah ich ihn noch einmal an. Eine Hälfte meines Körpers bereute, ihn abgewiesen zu haben und die andere hielt an der Tatsache fest, dass er nur ein Spiel spielte. Diese Seite meines Körpers dominierte den Rest in hohem Maße. Ich wandte mich von Taddl ab, sammelte meine Kleidung zusammen, zog mich an und verließ die Wohnung. Die Treppen rannte ich nach unten und auch den Weg zum Bahnhof rannte ich. Ich wollte einfach nur Weg. Weg von diesem Spiel, weg von diesen Gefühlen...weg von Taddl. Ob er es in Frage stellen wird, dass ich jemals da gewesen bin?

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Souuu. Wieder mal was etwas längeres für meine allerliebsten Pusteblumen. Jaaa. Es gibt eigentlich nicht viel zu sagen...außer vielleicht danke für euren Support...und joa.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag. Haun se rin.

Das Spiel {GLPaddl FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt