Pfandflaschen

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Manuels Sicht:

Mein Handy gab ein lautes Geräusch von sich und riss mich aus dem Schlaf. Verwirrt und völlig übermüdet tastete ich danach, um diese Tortur endlich enden zu lassen. Irgendwie schaffte ich es den Wecker auszuschalten oder wenigstens auf stumm zu stellen.
Ich hob meinen Kopf von der Tastatur und sah mich um. Wieso hätte ich nicht in meinem Bett einschlafen können? Angestrengt rieb ich mir die Augen und gähnte. Ich musste nicht auf die Uhr gucken, um zu wissen wie spät es war, denn mein Wecker war für jeden Tag gleich gestellt. Dadurch versuchte ich einen mehr oder weniger geregelten Schlafrhythmus zu bekommen. Allerdings funktionierte diese Taktik nicht wirklich. Denn wenn ich eigentlich schlafen sollte, schnitt ich Videos, produzierte Videos oder kümmerte mich um mein verkümmertes Sozialleben; und wenn ich wach sein sollte, schlief ich oder war immer noch wach. Zum Glück gab es so einige Menschen auf diesem Planeten, die genau dasselbe Problem hatten.
Menschen, wie Maudado zum Beispiel. Das einzige, was uns unterschied, er kam zu fast allen Aufnahmen mindestens eine Stunde zu spät.
Ich stand auf und streckte mich gründlich. Vereinzelt knackten Gelenke oder Knochen, die sich wieder einränkten. Erst jetzt bemerkte ich den Schmerz, der sich von meiner Halswirbelsäule über die Schultern, bis hin zu der ungefähren Mitte meines Rückens erstreckte. Kein Wunder, wenn man so schlief, wie ich. Tatsächlich aber war mir das zum ersten Mal in Monaten passiert.
Erneut gähnend griff ich nach den leeren Wasserflaschen auf meinem Schreibtisch und klemmte sie mir unter den Arm. Mit der einen freien Hand nahm ich den Teller von heute Nacht und transportierte alles in die Küche. Dieser Raum war der wohl unaufgeräumteste in meiner Wohnung. Es stapelten sich sogar schon die Pfandflaschen.
Und im Kühlschrank, war auch nicht mehr viel anzufinden, bemerkte ich, als ich mir den Inhalt genauer ansah, während ich einen Joghurt suchte. Dieser hatte bestimmt schon Beine bekommen und ein Fell wachsen lassen. Ich lachte auf. Wie das wohl aussehen musste...
Egal, ob ich wollte oder nicht, ich war gezwungen an die frische Luft zu gehen. Wenigstens um einzukaufen und die Berge von leeren Plastikflaschen aus meiner Wohnung zu schaffen.

Bei meinem Glück, riss die Tüte und an die 20 Flaschen, die in eine der vier Tüten steckten, rollten die Straße hinab. Ich rollte mit den Augen und sah hinauf in den Himmel. Danke Gott,...du Arsch.
Ein Grummeln verließ meine Kehle und ich machte mich daran alle entflohenen Pfandflaschen zurückzuholen. In der Zeit machten sich natürlich einige der anderen Flaschen, noch in ihren Tüten steckend, dann nun eben nicht mehr, selbstständig.
Dieses Spiel ging immer weiter und weiter und beschäftigte mich für bestimmt mehr als eine Stunde.
Aber anstatt mir die Menschen, die vorbeiliefen und teilweise sogar lachten, mir halfen, liefen sie nur weiter. Ihre Blicke an mich gekettet, zu unfähig um wegzugehen, wie bei einem Unfall. Widerlich, dachte ich angeekelt. Wozu Menschen nur alles im Stande waren...

Es dauerte nicht lange, da versetzte mir meine eigene Denkweise einen Knock Out. Abrupt ließ ich alles los und setzte mich auf die Bordsteinkante.
Ich war nicht viel besser, als jeder andere auch. Problemen gehe ich immer am liebsten aus dem Weg.
Hätte ich laut vor mich hin geredet, hätte das, was ich gesagt hätte nur so vor einem selbstmitleidigen, aber auch ironischen Unterton getrieft.

Jeder hat seine Pfandflaschen, nur komme ich mit meinen nicht zurecht.

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⏰ Last updated: Jun 02, 2017 ⏰

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Das Spiel {GLPaddl FF}Where stories live. Discover now