Geburtstagsvorbereitungen

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Kyla fieberte schon seit Tagen ihrem sechzehnten Geburtstag entgegen. Ihr Vater hatte ihr ein große Geburtstagsfeier versprochen. Alle Burg- und Dorfbewohner sollten mitfeiern, so war es Kyla's Wunsch gewesen. Da Heinrich von Johannisberg seiner Tochter nichts abschlagen konnte, waren die Vorbereitungen im vollen Gange. Sie stand oben auf der Balustrade und beobachtete das emsige Treiben im Burghof. Da wurden eifrig Tische und Bänke herbei geschleppt. Die Bauern brachten Tiere, Korn und noch viele andere Feldfrüchte. Es wurden Grillstellen aufgebaut und Fässer gerollt. "Na, meine Prinzessin, gefällt dir was du siehst?" Heinrich von Johannisberg war neben sein Tochter getreten und sah sie von der Seite an. Ihre Augen strahlten als sie ihn ansah: "Oh ja Papa, ich bin schon so aufgeregt. Das wird bestimmt das schönste Fest." Dankbar lehnte sie sich an seine Brust und der Vater umarmte gerührt seine Tochter. Seit dem Tod seiner Frau galt seine ganze Liebe und Aufmerksamkeit seiner Tochter. Er machte sich Sorgen in diesen unruhigen Zeiten, doch seiner Tochter zu Liebe hatte er die Burgtore geöffnet, damit jeder an dem Fest teilnehmen könne. In weiser Voraussicht hatte er die Wachen und Späher verstärken lassen und erhöhte Wachsamkeit angeordnet. Doch seine Sorge sollte die Vorfreude seiner Tochter nicht trüben, daher ließ er sich nichts anmerken. "Komm mit Liebes, ich habe noch eine Überraschung für dich.", forderte Heinrich seine Tochter lächelnd auf. Sie sah ihn fragend an und folgte ihm zu den Schlafgemächern ihrer Mutter. Dort lag auf einem Stuhl ein wunderschönes dunkelblaues Kleid mit einer langen Schärpe und über und über weißen Röschen und Perlen bestickt. "An dem besonderen Tag sollst du auch besonders aussehen und deine Mutter hätte bestimmt auch gewollt, dass du es trägst.", meinte Heinrich und lächelte seine Tochter liebevoll an. Kyla verschlug es die Sprache: "Das....das....ist so......so....so wunderschön, Papa." "Ruth wird dir helfen, es für dich anzupassen.", meinte Heinrich aufmunternd in Richtung der Kammerzofe, die gerade den Raum betreten hatte. Dann verließ er die Gemächer und ließ die beiden Frauen allein.

Kyla stand immernoch staunend vor dem Kleid. "Hat meine Mutter dieses Kleid oft getragen?, fragte Kyla schließlich, "Ich hätte sie gerne darin einmal gesehen." "Sie trug es nur zu besonderen Anlässen.", antworte Ruth und nahm das Kleid vom Stuhl. Sie hielt es hoch und meinte dann lächelnd: "Ihr werdet sicher genauso wunderschön darin aussehen wie eure Mutter. Gott hab sie selig." Sie half Kyla das Kleid anzuprobieren und markierte die Stellen an denen das Kleid geändert werden musste. Nach der Anprobe kehrte Ruth mit dem Kleid in Bereich der Gesinderäume zurück. Kyla blieb noch in den Schlafgemächern ihrer Mutter. Sie war gerne hier, weil sie dann das Gefühl hatte, ihrer Mutter besonders nahe zu sein. Sie ging zum Fenster von dem man einen wunderschönen Blick auf den dichten Wald hatte, der sich hinter der Burg wie ein undurchdringlicher Teppich bis zum Horizont erstreckte.
Sie stand lange in Gedanken vertieft am Fenster bis sie eine Stimme aus den Gedanken riss. "Ach hier bist du, Liebes." Ihr Vater hatte den Raum betreten. "Ich habe dich schon gesucht. Ich möchte gerne, dass du mich zum Abendessen begleitest. Außerdem gibt es noch einiges zu besprechen wegen Morgen." Er bot ihr lächelnd seinen Arm an: "Deine Mutter wäre sicher erstaunt, wie erwachsen ihr kleines Mädchen schon ist." Kyla nickte nachdenklich: "An so einem besonderen Tag wie dem morgen fehlt sie mir besonders." Sie hakte sich schließlich bei ihrem Vater ein und sie verließen zusammen das Schlafgemach.

Es war bereits dunkel, doch der Burghof war von zahlreichen Fackeln erleuchtet und reich geschmückt. Unter der Balustrade war ein einzelner Tisch eingedeckt. Heinrich von Johannisberg führte sie zu dem Tisch. Als sie ihn erstaunt an sah, antworte er: "Ich möchte mit dir zusammen in deinen Geburtstag hineinfeiern bevor die großen Festlichkeiten morgen beginnen. Wer weiß wieviel Zeit wir noch gemeinsam haben werden." Welche Bedeutung dieser Satz noch bekommen würde, ahnte sie zu diesem Augenblick nicht. Sie genoss die gemeinsamen Stunden mit ihrem Vater und war voller Vorfreude auf kommenden Tag.

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