Der Überfall

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Die Frauen und Kinder hatte sich in der großen Halle versammelt. Kyla hielt es dort allerdings nicht lange aus. Sie eilte in den Turm hinauf, um sich von dort einen Überblick über die Lage verschaffen. Voller Entsetzen sah sie um die Burg herum die Umgebung durch endlos viele Fackeln erhellt wurde. Der Feind war deutlich in der Überzahl und Kyla ahnte, dass die Burg bereits verloren war. In diesem Augenblick prasselten ein Regen von Brandpfeilen auf die Burg nieder. Kyla eilte wieder in den großen Saal, dort hatte sich bereits Panik breit gemacht. Ihre Lage war ziemlich verzweifelt. Irgendwas musste sie doch tun können. "Sie sind bereits in der Burg!", hörte sie jemanden rufen. Kyla eilte auf die Balustrade. Im Hof war ein heftiger Kampf entbrandt. Plötzlich entdeckte sie ihren Vater. "Papaaaa! Papaaaaa!" Er entledigte sich seines Gegners und sah nach oben. "Kyla?...Kyla, du musst fliehen! Hast du gehört? Bring dich in Sicherheit!" "Papa, aber ich...." "GEH, SOLANGE DU NOCH KANNST!" Kyla zögerte. "LOS, GEH SCHON!!" Dann war ihr Vater wieder in der Masse verschwunden. Brandgeruch drang ihr in die Nase. Sie eilte wieder zurück in den großen Saal.

Dort angekommen suchte sie nach Ruth und ein paar anderen Vertrauten. "Wir müssen hier raus!", rief sie den Frauen zu. "Wir sitzen in der Falle!" "Wir werden alle sterben!" Die Frauen sahen Kyla panisch an. Kyla selbst versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und dachte nach. Der Saal füllte sich langsam mit Rauch. "Kommt!", rief Kyla, "Ich habe eine Idee." Sie packte Ruth und Katja am Arm und bedeute den anderen Frauen ihr zu folgen. Sie rannte durch das Gewühle zu den Kellergewölben, wo früher die Verließe waren und jetzt zum Teil Vorräte gelagert wurden. "Nehmt euch eine Fackel." "Wo willst du hin?", fragte Katja irritiert. "Papa, hat mir mal von einem Geheimgang erzählt, der von hier unten irgendwo in den Wald führt." "Weisst du denn, wo der ist und ob der nicht längst eingestürzt ist?", fragte Katja ängstlich. Kyla sah Katja an: "Ich weiß es nicht, aber es ist unsere einzige Chance." Ruth legte Katja die Hand auf den Arm: "Kyla weiß was sie tut. Ich weiss auch, dass es diesen Geheimgang gibt." Dann eilten sie weiter den Gang entlang. Am Ende standen sie in einem kleinen Raum mit einer Nische in der eine Große Holztruhe stand. "Und jetzt?", fragte eine der Frauen nervös. Kyla sah sich in dem Raum um. Ausser dieser Holztruhe gab es noch an der Wand zwei gekreuzte Schwerter und eine Schild. Sie versuchte den Deckel der Truhe zu öffnen, doch der Deckel schien verriegelt zu sein. Sie sah sich die Truhe genau an. "Die Truhe ist verriegelt.", stellte Kyla fest, "Also muss es irgendwo hier einen Mechnismus geben, der die Truhe entriegelt. Los helft mir suchen." "Aber wonach suchen wir denn? Soviel ist hier doch nicht.", fragte Maria etwas verwirrt. Kyla hatte die Truhe bereits abgetastet, aber nichts gefunden. Nun stand sie vor den Schwertern und dem Schild. Die Schwerter liessen sich problemlos von der Wand nehmen, das Schild jedoch schien fest mit der Wand verbunden zu sein. Als sie das Schild ein wenig in seiner Achse drehte, hörte man aus der Truhe ein laut vernehmlichen Klacken. Die Frauen starten auf die Truhe, deren Deckel sich nun ein Spalt breit geöffnet hatte. Kyla stemmte den schweren Holzdeckel auf und sah in die Kiste. Dort führten steile Steinstufen ins Nichts. "Wo führen die hin?", fragte Katja ängstlich. "Wenn wir Glück haben, nach draussen." Entschlossen nahm sich Kyla eine Fackel, stieg in die Kiste und verschwand. Entsetzt sahen die Frauen ihr hinterher. "Kyla?" "Ja, alles gut. Los kommt und macht den Deckel wieder zu." Zögernd folgten die Frauen Kyla die steile Treppe hinunter. Sie standen in einem Gang. Der Boden war festgestampfte Erde, die Wände und die Decke waren gemauertes Gewölbe. Es roch moderig. Plötzlich ein gellender Aufschrei. "Etwas hat mich an meinem Bein berühert.", stammelte Katja ängslich. "Hier unten gibt es sicher Ratten." Kyla hörte nur halb zu, sie starrte in die Dunkelheit und versuchte sich zu orientieren. "Ich will hier wieder raus.", jammerte Katja. "Ich auch. Daher gehen wir jetzt auch weiter. Schau nicht nach unten und halt dich einfach an mir fest. Ruth, du hälst dich an Kajta fest." Kyla sah Ruth an, die nickte nur stumm und tat was Kyla gesagt hatte. Langsam bewegten sich die drei Frauen durch die Dunkelheit.

"Hier müsste die Burgmauer sein.", Kyla wiess auf eine Veränderung im Mauerwerk hin. Danach bestanden die Wände nur noch aus blankem Fels. Nach einer Weile blieb Kyla stehen. "Spürt ihr das?" "Ich spüre einen leichten Luftzug im Gesicht.", antworte Ruth von hinten. "Genau.", antwortete Kyla, "Es riecht auch nicht mehr so moderig." Kyla sog die Luft tief ein. "Mehr nach Moos und....Wald. Los weiter, wir haben es bald geschafft." Der Gang stieg leicht an und am Ende standen sie vor einer Falltüre. Mit vereinten Kräften stiessen sie sie auf. Vorsichtig sah Kyla hinaus. Sie befanden sich in einer Holzhütte im Wald, die Jägern auf der Jagd als Unterschlupf diente. Sie half den anderen Frauen hinaus, verschoss die Falltüre und verdeckte sie. Vorsichtig sah Kyla sich um. Die Hütte war weit genug von der Burg weg, sie konnte die Burg durch die Bäume brennen sehen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, Tränen traten ihr in die Augen. Sie sah ihren Vater vor sich, als sie ihn das letzte Mal im Burghof gesehen hatte. Vielleicht hätte sie doch besser kämpfen sollen..... "Können wir heute Nacht erst einmal hier bleiben?", fragte eine der jungen Frauen mit einem Kleinkind auf dem Arm. Die Frage riess Kyla aus ihren Gedanken. Rasch wischte sie ihre Tränen ab, die ihr über die Wangen gelaufen waren. "Ich denke schon.", anworte sich leise, "Der Kampf findet auf der anderen Seite stand. Ich glaube nicht, dass sie uns hier suchen werden." Ruth trat zu Kyla und legt ihren Arm um sie.: "Du hättest ihnen nicht helfen können, Kyla." "Ich hätte noch viel mehr Menschen retten müssen." Kyla verbarg schluchzend ihren Kopf an Ruth's Schulter.

Wohin dein Herz dich führtWhere stories live. Discover now