Bedrohliche Nacht

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Als sie wach wurde, war sie wieder allein. Während ihr Körper sich inzwischen ganz gut von dem Sturz erholte, schmerzte Ihr Bein immer noch ziemlich unangenehm. Was auch immer sie im Wald angefallen hatte, war unheimlich und gefährlich, die Erinnerung daran jagte ihr jedesmal wieder einen Schauer über den Rücken. Aber hier in der Hütte von diesem geheimnisvollen Mann fühlte sie sich sicher. Doch irgendwo da draußen lauerte noch eine unbekannte Gefahr.
Die Tür der Hütte ging auf und gedämpftes Sonnenlicht erhellte den Raum kurzzeitig. Der Mann kam herein und machte sich am Feuer zu schaffen. Dann trat er wieder an ihr Bett und hielt ihr einen Becher mit dampfendem Inhalt hin. Er schien bewusst mehr Distanz zu ihr zu halten. Sie griff nach dem Becher und als er sich wieder entfernen wollte, sagte sie leise aber flehend: „Bitte geht nicht weg. Da draußen ist etwas Unheimliches, Gefährliches. Ich habe Angst und mein Bein tut immer noch höllisch weh." Er hielt kurz inne, dann entfernte er sich kurz und kam mit frischen Tüchern, heißem Wasser und einem Lederbeutel wieder. Er öffnete vorsichtig ihren Verband und reinigte sorgfältig die Wunde. Als er fertig war und sich abermals entfernen wollte, griff sie nach seinem Arm und wiederholte ihre flehenden Worte: „Bitte geht nicht...." Er zögerte, doch dann ergriff er ihre Hand und drückte diese sanft, als wollte er sagen ‚Keine Angst, du stehst unter meinem Schutz.' Er wartete noch bis sie nach ihrer Mahlzeit wieder eingeschlafen war, dann zog er sich zurück.

„Kyla! Kyla, wach auf!" Unsanft wurde sie aus dem Schlaf gerissen. „Was ist denn los?", murmelte sie noch völlig benommen, während sie aus dem Bett gezogen wurde. „Keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen hier weg.", antwortete er kurz während er ihr nach draußen half. Er forderte sie auf, einen Mantel anzuziehen und half ihr dann auf das Pferd. Er packte eilig ein paar Sachen zusammen, nahm schließlich seinen Bogen und den Köcher mit den Pfeilen und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Dann gab er seinem Pferd die Sporen. Ihr war aufgefallen, dass der Wald besonders düster wirkte so wie damals als die Kreaturen sie angefallen hatten. Blitze zuckten über den Himmel und Regen prasselte hernieder. Sie hielt sich krampfhaft am Pferd fest, Regen schlug ihr ins Gesicht. Nach einer Weile konnte sie im Lichtschein der Blitze das fahl scheinende Licht des Schlosses erkennen. „Bald bist du in Sicherheit.", murmelte er kaum hörbar gegen das Donnerrollen. Als er das Haupttor passierte, brüllte er den Wachen zu: „Schnell, schließt die Tore! Schließt die Tore!" Erst am Portal hielt er sein Pferd an und sprang aus dem Sattel. „Ich muss dringend mit Simon von Pohlheim sprechen! Kümmert euch bitte um die Frau, sie hat eine Wunde am Bein.", gab er kurz die Anweisung an die überraschten Bediensteten, dann eilte er davon. Man half ihr aus dem Sattel, sie war völlig durchnässt und zitterte am ganzen Leib. „Was ist denn geschehen da draußen?", fragten die Bediensteten irritiert. Sie blickte schaudernd zurück und antworte leise: „Ich weiß es nicht. Etwas unheimliches ist da draußen, etwas gefährliches." Schließlich brachte man sie ins Schloss wo sie von Mona empfangen wurde. „Du armes Kind. Du bist ja völlig durchnässt und aufgewühlt. Komm ans warme Feuer, ich lass dir trockene Kleidung und etwas Warmes zu trinken bringen." Kyla nahm Monas Aufforderung gerne an, doch zögerte sie kurz. „Wo ist er hin? Was hat er so dringendes mit Simon zu sprechen?" „Ich weiß es nicht, mein Kind. Aber so aufgeregt habe die beiden Männer schon lange nicht mehr gesehen."

Kurze Zeit später betrat Simon den Raum in voller Kampfausrüstung. „Um Gotteswillen, was ist plötzlich los?", Mona lief ihm entsetzt entgegen. „Wir kennen unseren Feind nicht. Doch Erik hat uns gewarnt, er meinte, der Gegner ist mächtig und gefährlich. Ich habe alle verfügbaren Kräfte im Schloss in Alarmbereitschaft versetzten lassen. Ihr seid hier erst einmal sicher. Kyla bleibt so lange hier, bis Erik und ich wissen, was da draußen los ist." Mona sah ihren Sohn bittend an: „Seid vorsichtig, bitte." Simon nickte. Er wollte gerade gehen, als Kyla ihm hinterher rief: „Sag Erik von mir, dass er sich nicht mehr vor mir verstecken muss und er auf sich Acht geben soll. Ich brauche ihn noch." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, dann eilte er hinaus.

Immer wieder zuckten grelle Blitze über den Himmel begleitet von dumpfem Donnerrollen. Die Frauen waren am Feuer eng zusammengerückt. Trotz der Aufregung und des Gewitters schlief Kyla irgendwann vor Erschöpfung ein. Als sie erwachte, schien die Sonne hell durch die Fenster. Sie lag in ihrem Bett im Schloss und alles schien ruhig. Kyla setzte sich auf und rieb sich die Augen. Hatte sie das alles nur geträumt?

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