Kapitel 18 - Violi-Ravioli

33.5K 2.5K 868
                                    

Er küsst mich so unerwartet, dass ich nicht mal richtig weiß, was ich tun soll. Doch trotzdem entfacht ein kleines Feuer in meinem Körper, während er sanft seine Lippen auf meinen bewegt. Der Geschmack von Bier macht sich in meinem Mund breit, doch das interessiert mich nicht.

Brandon aka Sexgott aka Gott der Geilheit aka hübschester Junge der Welt, küsst mich! Nur das interessiert mich!

Nach ein paar Momenten, in denen meine Knie leicht schwach werden, lässt er von mir meinem Mund ab, hält aber noch immer liebevoll meinen Kopf zwischen seinen Händen.

Wir sehen uns in die Augen, auch wenn ich kaum etwas erkenne, durch das flackernde Licht und die Dunkelheit.

Brandon lächelt. „Jetzt ist der Abend perfekt."

Und ich lächle, sage mit heiserer Stimme: „Oh ja."

Schöner könnte das Date mit Brandon wirklich nicht laufen. Er macht mir ein Kompliment nach dem anderen, beschützt mich vor seinen Freunden und küsst mich auch noch vor allen anderen, während ich doch eigentlich zu den Losern der Schule gehöre und er zum kompletten Gegenteil. Wir sind so unterschiedlich, aber genau das macht es so interessant.

Dennoch ist der Abend nicht lang. Wir tanzen noch ein wenig, unterhalten uns sehr lange, bis er gehen muss. Um halb eins stehen vor dem Ausgang des Clubs, vor dem noch weitere Leute stehen. Benja, Charly und die anderen habe ich den ganzen Abend nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich sind sie früh gegangen, denn dass solche Clubs nichts für sie sind, war klar. Sie sind auch nichts für mich, aber für Brandon mache ich gerne mal eine Ausnahme. Oder zehn Ausnahmen.

„Und du bist dir sicher, dass ich dich nicht nach Hause fahren soll?", fragt Brandon mich zum dritten Mal heute, als wir vor seinem weißen Auto stehen.

Ich schüttle den Kopf und reibe meine Arme mit meinen Händen, weil es nachts auch im Frühsommer kühl sein kann. „Wirklich nicht. Meine Mutter holt mich, weil sie es nicht leiden kann, wenn ich nachts mit anderen Leuten fahre."

„Aber ich bin doch nicht einfach nur irgendein anderer oder?"

Leicht lache ich, weil auch Brandon lächelt. „Nein, bist du nicht."

Sein amüsiertes Grinsen wird zu einem warmherzigen. Er ist so hübsch. „Okay. Wenn ich dich wirklich nicht mehr dazu überreden kann, dich sicher nach Hause zu bringen, werde ich jetzt fahren."

Etwas bin ich traurig, weil der Abend schon vorbei ist, aber er meinte, er muss auf seine kleine Schwester nachts Acht geben, weil sie oft Albträume hat. Und da sage ich natürlich nicht Nein, denn er muss weiterhin den großen tollen Bruder spielen. Das macht ihn noch sympathischer für mich. „Ja, mach das. Ich will deiner kleinen Schwester nicht im Weg stehen."

„Tust du absolut nicht." Er kommt einen Schritt auf mich und legt seine Hand in meinen Nacken. Und als wäre es selbstverständlich, küsst er mich auf die Stirn, was meine Kopfhaut zum Prickeln bringt. „Ich würde das gerne wiederholen. Beim nächsten Mal vielleicht in einem Restaurant, wo es ruhiger ist."

Total hin und weg von dieser ungewohnten Geste und seinen schönen Augen, nicke ich benebelt. „Ja", sage ich mit kratziger Stimme. „Liebend gerne."

Ein letztes Mal lächelt er mir zu und dann steigt er auch schon in sein Auto und fährt mit einem Winken davon.

Ich sehe ihm hinterher, als ich so auf dem Parkplatz in der Dunkelheit stehe. Weiter weg von mir ist der Eingang, wo manche betrunkene Jugendliche stehen und diese schreckliche Technomusik hat noch immer kein Ende. Nur für Brandon würde ich mir einen Abend antun, an dem ich ständig diese eintönige Mucke höre. Grauenvoll ist das. Noch dazu piept mein Ohr.

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt