Kapitel 58 - 2 Muffins

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Hättet ihr eigentlich mal Lust auf so ein Frage-Antwort Kapitel? Wo ihr mir hier Fragen stellt und ich beantworte ein paar? Wurde mir vorgeschlagen, das  mal zu machen, falls es manche interessiert

Am nächsten Morgen beschließe ich, nicht in die Schule zu gehen. Ich bin nicht dazu aufgelegt, den halben Tag so zu tun, als wäre ich glücklich, obwohl ich das nicht bin. Ich meine, irgendwie bin ich es, wiederrum auch absolut nicht. Ich habe gestern Abend noch lang mit Brandon telefoniert, mit ihm gesprochen, ihn besser kennengelernt. Er hat mir viel von seiner kleinen Schwester erzählt und wie viel Spaß die zwei zusammen manchmal haben. Als ich ihm von Rosy erzählt habe, mussten wir lachen. Bald werde ich ihn mit nach Hause nehmen, um ihn Rosy und Mom vorzustellen. Damit unsere Beziehung ernster wird.

„Aber du weißt, dass das nicht immer so laufen kann", sagt Mom nervös am Telefon, während ich ausgeschlafen und noch im Schlafanzug die Treppen herunter in die Küche watschle. „Das ist wirklich nur eine Ausnahme. In Zukunft wirst du nur Zuhause bleiben, wenn du krank bist."

„Ja, ist ja gut, Mom", stöhne ich auf, weil sie mir das schon zum vierten Mal sagt. „Es ist eine Ausnahme, ich hab's kapiert."

„Sehr gut. Eine Ausnahme. Aber wenn du sowieso nichts zu tun hast heute, dann kannst du mir auch direkt einen Gefallen tun."

„Unbedingt, der wäre?" Ich greife nach den Cornflakes, die auf dem Kühlschrank stehen.

„Geh bitte heute zu William, um ihn zu besuchen."

Mit verengter Stirn halte ich in der Bewegung, eine Schüssel aus dem Regal zu ziehen, inne. „Ich soll zu William?"

„Ja, ich bitte dich darum. Vielleicht kannst du ja Rosy mitnehmen. Du weißt, er stirbt und er ist ein alter Bekannter und ich finde, er hat es verdient, nochmal ein paar Gesichter zu sehen. Und früher habt ihr euch mit ihm auch gut verstanden."

„Mom", quengle ich, obwohl ich das nicht tun sollte. Ich will einfach nur nicht in Harrys Haus.

„Du machst das, Violet", bestimmt meine Mutter nun. „Schenk ihm ruhig ein paar von Brandons Rosen, sie verwelken sonst nur trostlos in der Küche. Wir sehen uns heute Abend, Schatz."

Noch bevor ich erneut Quengeln kann, legt sie auf und ich klappe seufzend mein Handy zu. Super, so hatte ich mir meinen freien Tag eigentlich nicht vorgestellt. Ich wollte im Bett liegen, Filme gucken und für einen Tag depressiv sein, aber doch nicht zu Harry nach Hause gehen, um seinen totkranken Vater zu besuchen. Nicht, dass ich keine totkranken Menschen sehen will, aber ich will Harry nicht sehen.

„Guten Morgen, Violet", begrüßt mich meine Schwester, die in ihrem rosa Lillifeeschlafanzug in die Küche kommt. Gähnend setzt sie sich an den Tisch. „Was hat Mama gesagt?"

„Dass es Zeit für einen neuen Schlafanzug wird", sage ich zu ihr und hole ihr ebenfalls eine Schüssel aus dem Regal, um Cornflakes reinzufüllen. „Deiner wird dir langsam zu klein."

„Sag schon, was sie gesagt hat."

„Wir sollen nachher zu William." Ich nehme die beiden Schüsseln, nachdem ich sie mit Milch gefüllt habe und stelle ihr eine hin. „Harrys Vater, du weißt schon."

„Ich weiß, wer William ist", erwidert Rosy und rollt die Augen. Man, morgens ist sie noch unerträglicher. Eigentlich müsste sie auch in der Schule sein, aber Mom meinte, dass wenn ich zuhause bleiben darf, Rosy auch zuhause bleiben darf. Verdammte Demokraten. „Aber ich kenne ihn eigentlich kaum. Ich habe ihn vielleicht ein oder zweimal gesehen."

„Mom zwingt mich", sage ich schulterzuckend. „Und deswegen zwinge ich dich."

Und weil ich Rosy zwinge, sind wir auch schon zwei Stunden später, um elf Uhr morgens, auf dem Weg zu William. Wir haben uns ordentlich angezogen, weil wir wissen, dass in dieser Familie Jogginghosen oder Ähnliches absolut nicht erwünscht sind. Leider. Als wir in ihren Hof laufen, atme ich erleichtert auf, als ich sehe, dass Harrys Auto nicht dort steht. Zum Glück ist er in der Schule.

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt