Kapitel 39 - Irgendwie Freundin

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Wahrscheinlich würde Harry die Tür zuknallen, wären wir nicht in einem Restaurant, doch er lässt sie einfach ins Schloss fallen, worauf ich mich wieder zum Spiegel drehe und mich tief durchatmend betrachte. Ich sollte mich beruhigen, deswegen atme ich noch ein paar Mal ein und aus.

Egal, wo und welcher Situation Harry und ich uns befinden – Ich ende wütend.

Wir küssen uns? – Ich ende wütend.

Er hilft mir bei der Endszene von Henriette & Victor? – Ich ende wütend.

Gott, es scheint, als wäre er dazu gemacht, mich auf die Palme zu bringen.

Doch jetzt nicht mehr. Ich richte meine Haare im Spiegel und rede mir zu, dass ich toll bin und Harry ein Arsch. Er ist ja auch ein Arsch. Zwar kaufe ich mir nicht ganz ab, dass ich toll bin, aber trotzdem ist Harry immer noch ein Arsch. Nach ein paar Momenten stolziere ich dann auch schon wieder aus der Toilette und mit neuem Willen, den Abend zu einem besseren zu machen, mir nichts mehr gefallen zu lassen und Harry Kontra zu geben, wenn er wieder einen Spruch reißt. Einen schwachen Moment wie den, in dem ich dachte, ich müsste wegen ihm und Sockentitte Tränen vergießen, darf ich nicht nochmal erleben. Ich muss mich aufrappeln und zur Besinnung kommen.

Und das tue ich, als ich Brandon sehe, der mir schon von weiten zulächelt. Er ist toll, egal was Harry sagt. Ich stehe total auf ihn, deswegen gibt es keinen Besseren für mich als ihn.

„Alles okay?", fragt Brandon mich, als ich mich neben ihn setze. Seine Hand legt er wieder auf mein Bein und das ist gut so.

Ich nicke zufrieden und rücke ihm näher, ignoriere Harry vollkommen. „Es könnte nicht mehr okay sein."

„Ich dachte echt für einen kurzen Moment, ich müsste denken, ihr schiebt eine Nummer auf der Toilette", sagt Jessica und rückt wieder zu Harry. „Aber auf Violet eifersüchtig zu sein, ist so unwahrscheinlich, wie die Tatsache, dass Harry mit jemanden wie ihr etwas anfangen würde."

„Da hast du wahrscheinlich recht", sage ich nur und grinse. „Harry würde dir doch niemals fremdgehen. Vor allem nicht mit mir."

„Würde er auch nicht. Er ist zu gut für dich."

Ich erinnere mich daran, wie Harry unseren Kuss zugelassen hat. „Viel zu gut."

Jessica kneift die Augen skeptisch zusammen, doch wendet sich dann wieder an Harry, der gerade nach etwas in der Tasche seiner Jacke zu suchen scheint. „Sag mal, was machen wir nachher noch? Wir könnten –''

Harry jedoch unterbricht sie unfreundlich, indem er mit ernster Miene den Finger hebt und sich sein Handy ans Ohr hält. „Hallo?"

Ich runzle die Stirn und sehe zu, wie sich die Falte zwischen seinen Brauen mit jedem Wort, das der Sprecher an der anderen Leitung seines Telefons sagt, verengt. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen.

„Wann?", fragt er wieder in sein Handy und steht dabei schnell auf, krallt sich seine Jacke.

Jessica, die ihn bis eben eigentlich noch festgehalten hat, sieht verdutzt zu ihm auf. „Baby, was ist –''

„Ich komme", ignoriert Harry Jessica und legt dann auf. Er schiebt seinen Stuhl an den Tisch und nimmt sich seine Autoschlüssel, die auf dem Tisch liegen.

„Wo gehst du hin?", fragen Jessica und ich synchron.

Verdammt, diese Frage ist mir rausgeplatzt. Es scheint noch eine Angewohnheit zu sein, Dinge zu hinterfragen, die Harry aufbrausen.

„Du musst mit Brandon fahren", sagt Harry allerdings nur zu Jessica. „Ich muss weg."

Als ich Harry hinterhersehe, der gerade aus der Ausgangstür verschwindet, richte ich mich ruckartig mehr auf. Ich hasse es, aber ich will wissen, was passiert ist. Er war ziemlich in Eile und ich wage zu behaupten, dass es etwas Schlimmes gewesen sein muss, wenn er so reagiert. Nervös tippe ich mit meinem Finger auf dem Tisch.

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt