Kapitel 60 - Die Show auf der Bühne

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Okay, DAS hier ist offiziel das längste Kapitel :D  Heute kommt wahrscheinlich noch eins, also fragt bitte nicht mehr

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, als ich am Wohnzimmertisch sitze und abends auf Brandon warte, damit er mich abholt. Es ist schön zu wissen, dass ich den Abend nicht alleine verbringe, aber so richtig freuen, kann ich mich nicht. Nachdem Harry vorhin gegangen ist, habe ich viel nachgedacht. Ich habe darüber nachgedacht, dass ich zu viel für ihn empfinde und dass es falsch ist, allgemein etwas für jemand anderen zu empfinden, während ich doch eigentlich einen Freund habe. Nicht mal über so etwas nachdenken sollte ich. Es bedrückt mich, dass ich ständig an Harry denke, obwohl ich an Brandon denken sollte. Aber ich kann nicht bestimmen, wie ich fühle, nichts kann ich kontrollieren, es passiert einfach. Ich kann mir nur einreden, was das Beste für mich ist und ich kann mir nur immer wieder einreden, dass Harry doch jahrelang ein Arsch zu mir war, gestern erst mit Jessica geflirtet hat und mich daran erinnern, wie viele gemeine Dinge er mir schon an den Kopf geworfen hat, nachdem wir uns nicht mehr so nahe standen. Außerdem denke ich daran, dass er damals einfach gegangen ist und zugelassen hat, dass ich nächtelang um ihn weine. Er ist schlecht mit mir umgegangen, das ist der Grund, weshalb ich nicht zulassen kann, dass mein Herz ihn ... liebt. Klar, ich habe noch immer keine Kontrolle, aber ich tue mir all dies nicht noch einmal an. Ich werde kein weiteres Mal wegen ihm weinen und keine weiteren Jahre zulassen, dass er mich verlässt, weil er sich verändert. Ich habe zu viel Angst davor, er könnte mich mit Jessica verletzen und mein Herz brechen. So wie er es damals getan hat. Er war derjenige, der mich immer als Loser betitelte, er war derjenige, der zuließ, dass seine Freunde mich schikanierten und er war derjenige, der immer und immer wieder vor meinen Augen mit Jessica rumgemacht hat. Während ich zugesehen habe. Er hat zugelassen, dass ich zusehe. Und das killt mich ein weiteres Mal.

„Brandon kommt", sagt meine Mutter und sieht aus dem Fenster des Wohnzimmers.

Ich nicke, sage nichts und stehe auf. Es fühlt sich dumm an, Zeit mit Brandon zu verbringen, während mich solche Gedanken quälen, aber ich mag ihn und ich bin mir sicher, dass ich ihn irgendwann richtig mögen kann. Ich hoffe es. Für ihn habe ich mich wieder hübsch gemacht, habe meine Haare aufgemacht und etwas mehr Make-Up aufgelegt. Sogar eine Hose trage ich heute. Es scheint, als wäre ich ein komplett anderer Mensch und ich habe Angst, dass das der Wahrheit entspricht.

„Liebling", sagt meine Mutter, als ich gerade wortlos die Tür rausgehen will, weil Brandon diesmal nicht klingelt. Sie kommt mit geknickert Miene zu mir und legt mir ihre warme Hand auf die Wange. „Ich weiß nicht, weshalb du so traurig bist, aber du musst das hier nicht tun."

Ich sehe zu Boden, hinab an meinen Beinen, die in eine helle Jeans gequetscht sind. „Ich begehe sowieso nur noch Fehler, das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr."

Mom seufzt traurig. „Bitte mach heute Abend keinen Fehler."

Ich sehe sieh an, direkt in ihre blauen, klaren Augen, die mich anbetteln, das Richtige zu tun. Dabei weiß ich nicht mal, was das Richtige überhaupt sein soll. „Ich werde jetzt gehen", sage ich zu ihr und dann sitze ich auch schon in Brandons Auto, fahre mit ihm zu ihm nach Hause.

Er meinte, ich würde hübsch aussehen, verändert, aber hübsch. Während der Fahrt spreche ich kaum, höre ihm zu, wie er über seinen Schultag redet und erzählt, wie sich heute zwei Schüler lauthals gestritten haben. Die ganze Zeit höre ich nur halbherzig zu, sehe den vorbeiziehenden Lichtern zu, stelle mir vor, was wäre, wenn Harry mich nie verlassen hätte und was wäre, wenn ich Harry nie bei Misses Heath verraten hätte, wodurch wir erst wieder zueinandergefunden haben. Es ist merkwürdig zu wissen, dass ich genau weiß, dass wenn all das, die Sache mit dem Theaterkurs und dem gezwungenen Nachsitzen, wenn all das nie passiert wäre, ich Harry nie geküsst hätte und wir immer noch so tun würden, als hätten wir nicht unsere komplette Kindheit miteinander verbracht. Es tut weh, gleichzeitig wünsche ich mir trotzdem, wir würden immer noch so tun, als hätte all das nie existiert. Es würde so viel einfacher machen und ich könnte jetzt einfach mit Brandon zusammen sein, ohne ständig an Harrys Augen zu denken.

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt