8 first step.

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ROBERT

„Ich bin enttäuscht von dir."

„Oh bitte..."

„Es ist doch nur eine Saftkur."

„Onkel Harry, ich habe schon Gedächtnislücken!"

[ Harry & Robert ]



Obwohl das Essen wirklich lecker war, konnte ich es nicht richtig genießen. Ich war furchtbar müde. Nicht einmal die Dusche hatte mir viel geholfen, denn meine Füße taten weh und dieses dämmrige Licht sorgte nicht dafür, dass ich mich viel wacher fühlte. Draußen war es stockfinster und der Kräutertee vor meiner Nase benebelte mich.

Louis, der mir im Esssaal gegenüber saß, hatte das Kinn auf der Handfläche gestützt und blickte schweigend nach draußen. Er hatte das Bier vor sich nicht angerührt und auch das Essen nur ein paar mal probiert. Mit uns befanden sich noch über zehn anderer Wanderer im Raum.

„Jungs, ihr seht aus, als würdet ihr dem jüngsten Gericht gegenüber treten", merkte die Hotel-Mutti an und erschreckender weise antworteten Louis und ich gleichzeitig: „Hm?"

Es brachte nichts. Das einzige, was wir wirklich taten, war an unseren Plätzen anzuschimmeln. Schlussendlich brummte Louis: „Ich schlafe noch im sitzen ein, nimm's mir nicht übel, aber ich muss ins Bett."

Zustimmend nickte ich einfach und humpelte schließlich hinter ihm die Treppe zu unserem Zimmer hoch. Der Raum hatte nicht viel übrig für Annehmlichkeiten. Außer dem Hochbett gab es nur noch einen simplen Schrank, den wir erst gar nicht füllen brauchten und einen Hocker. Ansonsten sah man von unserem einzigen Fenster aus nur noch hinter dem Haus eine marode Terrasse, auf die man sicher nicht mehr zum Sonnen hinging.

Ätzend schlüpfte ich aus meinen Klamotten, zog mir was zum Schlafen über und kletterte auf die obere Matratze. Es war schon eine automatische Entscheidung gewesen, denn auf Klassenfahrten hatten Robin und ich uns ebenfalls immer ein Hochbett geteilt. Genauso wie in Jugendfreizeiten die wir später mitgemacht hatten. Das Bett bewegte sich leicht, als auch Louis unten in sein Schlafdomizil krabbelte.

Es dauerte nicht lange und ich schloss die Augen. Ein Bein hing raus und die Decke war einfach zu kurz, um sie sich bis zum Kinn ziehen zu können. Von mir kam noch nicht einmal mehr ein „Gute Nacht", denn ich driftete bereits ins Reich der Träume ab.

Morgen würde ich Robin ordentlich in den Hintern treten und Harry mit Nichtachtung strafen. Dass sie noch nicht einmal losgewandert waren, war ein starkes Stück. Von ihrer Verschwörung wollte ich nicht erst anfangen. Hinterhältig und falsch.

„Robbie?"

Zuerst reagierte ich nicht. Zu weit war ich bereits abgedriftet.

„Bist du noch wach?"

Okay, der Klang der Stimme sorgte dafür, dass ich wieder ins hier und jetzt plumpste. „Hmpf", entwich es mir. „Nein. Ich tue nur so, als wäre ich gerade dabei einzuschlafen."

Statt zu antworten, schwieg Louis und gerade, als ich dachte, es hätte sich damit gegeben, hörte ich ihn sagen: „Kann ich dich etwas fragen?"

„Tue es einfach", brummte ich und drehte mich auf die Seite. Diese abgefuckte Höflichkeit ging mir auf die Eier. Wenn man etwas zu sagen hatte, sollte man es sagen und nicht nach dem Motto „Darf ich mal ne' Frage fragen?" vor sich hineiern. Ich gähnte und schmatzte dann kurz. Vielleicht hätte ich doch mehr essen sollen.

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