33 if today was your last day.

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LOUIS

"Die kleinen Dinge sind unendlich wichtig."

[ Sir Arthur Conan Doyle ]



Das war ein verdammter Alptraum.

Zuerst hatte ich geglaubt mich an der Adresse geirrt zu haben, aber ich wohnte tatsächlich hier. Oder zumindest an dem Ort, was von ihm noch übrig geblieben war. Neben mir im Bentley hatte Liam sprachlos den Mund geöffnet.

Wir kamen gerade direkt aus Dublin und hatten dort mit One Direction ein Konzert gespielt. Robin und Robert hatten mir beide versprochen, dass sie auf Tommy hören würden, wenn ich sie das Wochenende alleine ließ und ich weigerte mich zu glauben, dass dieses entsetzliche Chaos auf dem Mist meines ältesten Sprosses gewachsen war.

Sie waren in der Woche siebzehn Jahre alt geworden und ich hatte geglaubt, dass ich sie mit Tommy alleine lassen konnte. Nun wurde ich brutal eines Besseren belehrt.

In Massen hing Klopapier in der Hecke. Wie Bindfäden hing das feuchte Papier in den Bäumen, Sträuchern und lag auf dem Vordach zum Eingang. Als wären wir Opfer eines Anschlages geworden.

Vorsichtig fuhr ich das Auto in die Einfahrt und wagte es kaum aus den Wagen zu steigen. Im Vorgarten sah es aus, als hätte eine verfluchte Bombe eingeschlagen. Das Tor, durch das ich gerade gefahren war, war stümperhaft pink gestrichen worden, die Eimer mit der Farbe standen noch daneben.

„Du heilger-", weiter kam ich nicht, denn ich hörte Liam auf kreischen. Dann bellte etwas und ich stürzte um das Auto herum. Ein kleiner, weißer Pudel knurrten ihn aggressiv an und ich erkannte, dass er versucht hatte Liam ins Bein zu beißen.

In einem Satz hüpfte Liam auf die Motorhaube und der Köter kläffte weiter. Wo kam das Vieh überhaupt her? Ich sah den Hund heute zum ersten Mal.

„Tu was!", verlangte Liam leicht panisch, denn der Hund hatte ihn nun an der Hose erwischt und kaute auf dem Jeansstoff herum. Ich nahm den ausgerollten Wasserschlauch, der am Boden lag und Sekunden später vertrieb ich damit einen begossenen Pudel, der beleidigt das Weite suchte.

„Nach einem chilligen Wochenende sieht das hier nicht aus", sprach ich sichtlich angepisst und hörte mit an, dass Liam über die kaputte Hose fluchte. Wir waren etwas eher aus Dublin angereist, weil wir die Jungs zum Geburtstagsessen nach London hatten mitnehmen wollen. Aber so, wie die Dinge aussahen, würden Harry, Niall und Sophia alleine essen müssen.

Als ich den Schlüssel ins Schloss steckte, da rutschte ein nasser Klumpen Klopapier vom Vordach und besudelte Liam mit einem lauten 'Platsch'. Regungslos sah er angewidert auf die Masse. Es roch ekelhaft und ein Gefühl sagte mir, dass es im Inneren nicht gerade besser aussehen würde.

„Ich benutze mal eben dein Gästeklo", kam es mühsam beherrscht von Liam.

Ich dagegen sollte recht behalten, denn mich erschlugen Luftballons, bunte Grillanden und Luftschlangen, die nicht nur den Flur säumten, sondern auch die Decke. Ich kämpfte mir meinen Weg über Plastikbecher und Chaos bis zum Wohnzimmer vor, dann hörte ich Robin gut gelaunt sagen: „Und wenn schon. Wir haben genug Zeit alles verschwinden zu lassen."

Er stand mit dem Rücken zu mir, dafür konnten mich Robert und Tommy sehen. Beide sahen aus, als hätten sie als Crashtest-Dummy herhalten müssen. Graue Schatten unter den Augen, verklebtes Haar und ihre Gesichter wurden Aschfahl. Es roch stark nach Alkohol und Kotze und sofort verzog ich die Miene.

„Ernsthaft mal, macht euch keinen Kopf", sprach Robin weiter. „Wie soll Dad denn das hier mitkriegen? Er hat wahrscheinlich in Dublin selbst ein paar gehoben. Wenn es überhaupt Beweise für gestern Nacht gibt, dann sind die auf Youtube zu finde."

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