30 fire alarm.

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LOUIS

"Wenn es soweit ist, will ich dabei sein."

"Wenn was soweit ist?"

"Wenn du allen anderen nicht mehr in die Augen schaust, 

als hätten sie dir gerade den Krieg erklärt. 

Und wenn du merkst, dass manches zwar aussieht wie das Ende der Welt, 

sie in Wahrheit aber weitergeht, drüben auf der anderen Seite."

[ Kai Mayer ] 




Die Sir John Cass Foundation Primary School hatte ich noch nie von Innen gesehen. An den Wänden hingen bunte Bilder. Wie aus weiter Ferne hörte ich die Lehrer reden. Der Unterricht war in vollen Gange und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass die vierte Stunde angefangen hatte.

Ich musste zum Lehrerzimmer und blickte mich im Flur suchend um. Denn das Lehrerzimmer selbst war leer, also betrat ich das Sekretariat und hörte einen Mann sprechen.

„Hier, ich dachte, du kannst vielleicht einen Saft vertragen."

„Danke."

Robert.

Ich stieß die Tür auf und sah meinen Sohn auf einer Bank sitzen und direkt davor einen Mann mit kurzen Locken und einer übergroßen Brille. Er reichte meinem Sohn das Trinkpäckchen und ich vernahm ein: „Danke Mr Mills."

Der Lehrer nickte und schließlich bemerkte er mich und stand auf: „Mr Tomlinson, gut, dass Sie es so schnell geschafft haben. Ich bin Mr Mills, der Mathe- und Klassenlehrer." Er reihte mir die Hand und ich nahm sie an, dann wollte ich wissen: „Was ist los, wieso sollte ich vorbei kommen?"

„Das sollten wir vielleicht im Büro von Mr Allington besprechen", antwortete der Klassenlehrer ruhig, während Robert meinem Blick auswich. Ihm schien zumindest nichts zu fehlen. Trotzdem zeigte mir sein Ausweichen, dass er sich schämte und ein schlechtes Gewissen hatte.

Mr Mills führte mich in das Büro des Direktors und Mr Allington bat uns, dass wir vor seinem Schreibtisch platz nahmen. Der Direktor, ein hagerer Glatzkopf mit einer Harry-Potter-Brille seufzte tief und ich ahnte, dass es hier nicht um vergessene Hausaufgaben, oder einer gespickten Klassenarbeit ging.

„Danke für Ihre Zeit", begann auch Mr Allington. „Ich weiß, dass Sie beschäftigt sind und dass die Situation zur Zeit nicht einfach für Ihre Familie ist, mein Beileid."

„Danke", entwich es mir trocken und ich fragte mich, wie viele Leute mir noch ihr Beileid aussprechen wollten. Denn mittlerweile hatte ich aufgehört zu zählen. „Weshalb sollte ich nun so dringend hier her kommen?"

Die beiden Lehrer tauschten einen Blick miteinander, dann erklärte Mr Mills: „Robert hat heute mutwillig den Feueralarm ausgelöst."

„Wie bitte?", hakte ich verdutzt nach und Mr Allington bestätigte: „Er wurde von mehr als zehn Schülern dabei beobachtet und zwei Lehrkräften. Sie können sich sicherlich den Aufwand vorstellen, den die Feuerwehr bei einem Großeinsatz betrieben hat." Komischer Weise ja. „Der Unterricht wurde gestört und der Fehlalarm zieht hohe Kosten mit sich." Der Direktor räusperte sich: „Wir müssen das leider in Rechnung stellen."

Ach Gott, als wenn mir das ein Loch in die Kasse brennen würde. Ich nickte langsam: „Ja, das verstehe ich natürlich. Ich werde mich darum kümmern, für die Schule werden keine Kosten anfallen."

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