Kapitel 3 - Magdas Sicht

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Kalitel 3 - Magdas Sicht

Meine Schwester hat mir erzählt, dass sie vielleicht stirbt und bald nicht mehr da ist. jAber das glaube ich ihr nicht. Wo soll sie denn hin? Und warum soll sie schon so früh weg? Oma musste doch auch erst mit 82 Jahren weg. Mila sagt, sie hat Krebs und jetzt im Moment ist sie im Krankenhaus. Da bekommt sie etwas, dass sich Chemotharepie nennt. Oder Chemotherapie? Ich weiß es nicht mehr genau. "Magda!", ruft Mama und kommt in mein Zimmer gelaufen. Ich blicke von meinen Kuscheltieren zu Mama auf. "Was?", frage ich und zerquwtsche in der Hand Knuffel den Bären. "Komm', wir fahren ins Krankenhaus. Mila besuchen." Ich schüttel den Kopf. Ich hab gerade so schön gespielt, ich will jetzt nicht ins blöde Krankenhaus. Ich war da schon 2 Mal! Einmal, als Oma krank war und einmal, als ich den Arm gebrochen hatte. "Willst du deine Schwester nicht sehen?", fragt Mama erstaunt. "Aber warum?", frage ich verwirrt. "Ich sehe sie doch jeden Tag und sie kommt doch wieder!" Mama seufzt und setzt sich neben mich auf den Boden. "Ja, du hast Recht, Magda, sie kommt wieder. Aber erst am Wochenende und dann hat sie keine Haare mehr, hörst du? Und damit sie sich gut fühlt, besuchen wir sie jetzt. Was meinst du, hm? Willst ihr was mitbringen? Ein Bild oder so?" Das hört sich ja doch ganz spannend an. Ich nicke und laufe zu meinem kleinen Basteltisch und beginne zu malen.

Eine Viertelstunde später sitzen wir im Auto und fahren zu Mila. "Warum hat Mila bald keine Haare mehr?", will ich wissen. "Weil sich die Chemotherapie so stark auf den Körper auswirkt und sehr hart ist.", sagt Papa. "Warum?", frage ich. "Na, damit der Patient auch geheilt werden kann, weil Krebs sehr schlimm ist.", antwortet Papa. "Und wenn man davon geheilt wird, warum ist Mila dann bald nicht mehr da?", hake ich nach. Mama fängt zu weinen an, aber warum? Ich hab bloß eine Frage gestellt. "Hör mal Maus, Mila hat Blutkrebs, davon wird man nicht geheilt. Wenn das ganze Blut krank ist, ist das fast unmöglich.", seufzt Papa. Aber ich verstehe immer noch nicht. "Warum macht Mila dann die Chemotharepie? Wenn sie doch eh nicht geheilt werden kann?" "Damit wir noch länger was von ihr haben.", sagt Papa leise. Obwohl ich das Ganze immer noch nicht verstehe, traue ich mich nicht, weiterzufragen.

Mama nimmt meine Hand, als wir über den Krankenhaus Parkplatz zum Eingang laufen. "Nicht weinen.", sage ich traurig, weil Mama immer noch nicht aufgehört hat. Mamas dürfen nicht weinen. Das dürfen nur Kinder. Als wir schließlich durch die Flure zu Milas Zimmer laufen, beruhigt Mama sich endlich und ich mache die Tür auf und laufe auf Mila zu. Ich drücke ihr einen dicken Schmatzkuss ins Gesicht und lege ihr dann das Bild auf die Decke. "Für dich.", erläuter ich und Mila lächelt mich an. Ihre Augen glänzen so doll, dass eine Träne rauskullert. Noch eine. "Gefällt dir mein Bild nicht?", frage ich unsicher. "Doch... das ist... sehr lieb von dir.", versichert sie und schaut dann zu Mama und Papa. "Wie fühlst du dich?", fragt Papa. "Besser. Aber noch ein bisschen komisch.", sagt Mila. "Von der Chemotharepie?", will ich wissen und Mila lacht laut los. "Das heißt Chemotherapie. Aber ja, davon." Ich ziehe einen Schmollmund. Erwachsene und große Kinder wissen immer alles besser.

Auf dem Nachhauseweg schlafe ich im Auto ein. Und träume, dass ich Mila bin und eine Treppe hochsteige.

Leukämie-mein Leben danachWhere stories live. Discover now