Kapitel 34

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Marcel schüttelt mit gerunzelter Stirn den Kopf, als ich ein Hemd hochhalte. "Also lieber ein Shirt?", "Nee, Hemd geht schon klar aber nicht das. Du brauchst was anderes. Etwas schickes. Wo geht ihr nochmal hin?", "Zum Griechen.", murmle ich seufzend. "So'n normales Lokal oder was schickeres?", "Was schickeres. Anzug wäre aber zu dick aufgetragen.", "Na schön also nimmst du jetzt dieses weiße Hemd hier und dazu ziehst du eine schwarze, enge Jeans an." Ich nicke nachdenklich und lasse meinen Blick zu meinen Schuhen schweifen. "Die.", sagt Marcel sofort und zeigt auf ein schwarzes Paar Schuhe. "Alles klar. Danke." Er nickt und klopft mir auf die Schulter. "Wurde auch mal Zeit, dass du mal wieder ein Date hast.", "Es ist kein Date.", widerspreche ich, doch Marcel sieht mich vielsagend an. "Okay, es ist ein Date." Er grinst, was ich aber gepflegt ignoriere. "Okay, du kannst jetzt gehen, bevor du mich noch kirre machst." Marcel grinst, erhebt sich aber von der Bank in der Mitte des Ankleidezimmers und geht, nachdem er mir noch einmal auf die Schulter geklopft hat. Gerade will ich mit meinen Sachen ins Bad verschwinden, als ich einen Anruf auf Skype bekomme. Seufzend gehe ich rüber zum Schreibtisch, wo mein aufgeklappter Laptop liegt. Lias Bild blinkt mir entgegen. Wieso ruft sie mich jetzt an? Ob etwas passiert ist? "Hey.", lächle ich sie an, nachdem ich den Anruf angenommen habe. "Hey. Stör' ich gerade?" Ich schüttle den Kopf, obwohl ich langsam unter die Dusche müsste. "Was gibt's denn? Ist was passiert?", "Nein, tut mir leid ich rufe nur so an. Ich wollte nicht irgendwie aufdringlich sein oder so." Aufdringlich? Hat sie das gerade wirklich gesagt? "Du müsstest mittlerweile wissen, dass du nicht aufdringlich bist und dich immer bei mir melden kannst, Lia." Sie nickt und sieht mich unsicher an. "Was ist los?", "Nichts. Ich habe mich nur gefragt, wieso du dich jetzt schon so lange nicht gemeldet hast?" Oh, verdammt. "Tut mir leid, Ich hatte ziemlich viel um die Ohren und da ist das irgendwie an mir vorbei gegangen." Ich reibe mir verlegen den Nacken, doch sie lächelt. "Schon okay. Was machst du heute noch so?", "Ich habe nachher ein Date.", murmle ich verlegen. "Ein Date?" Nickend mustere ich sie, um herauszufinden, was sie davon hält. "Ich habe sie vor ein paar Tagen in einem Club kennen gelernt. Sie scheint mich irgendwie zu verstehen. Sie hat auch ihren Mann verloren." Entsetzt sieht Lia mich an. "Ist ihr Name Tina?" Ich nicke irritiert und runzle die Stirn. "Viel Glück. Und viel Spaß. Ich muss leider auflegen, wir sehen uns." Sie winkt noch kurz, doch dann ist ihr Bild weg. Verwirrt starre ich den Bildschirm an. Was war das denn jetzt bitte? Irritiert den Kopf schüttelnd stehe ich vom Stuhl auf, um nun endlich ins Bad unter die Dusche zu gehen. Meine Mom hat sich heute bereiterklärt auf Ela aufzupassen. Sie hat sich sehr gefreut, als ich ihr erzählt habe, dass ich mich mit einer Frau treffe. Tina ist ziemlich nett und wir haben viel geschrieben, weshalb ich beschlossen habe, über meinen Schatten zu springen. Ich habe Tina also angerufen und sie gefragt, was sie von griechischem Essen hält und ob sie was dagegen hätte mit mir essen zu gehen. Sie hat zugesagt und somit gehen wir heute aus. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass sie mich versteht und wir auf einer Wellenlänge sind. Abgesehen davon mag sie Kinder und hat kein Problem damit, dass ich eine Tochter habe. Hätte sie damit ein Problem gehabt, dann hätte ich sie natürlich sofort von mir gestoßen, da Elas Wohl natürlich vorgeht.

Meine Mutter grinst mich an, als ich fertig angezogen und gestylt nach unten ins Wohnzimmer komme. Ela sitzt auf dem Teppich vor dem Sofa und spielt mit ihren Lego Duplo Spielsachen. "Sag bitte nichts, Mom. Nimm es bitte einfach schweigend hin." Sie verdreht schmunzelnd ihre Augen und kommt auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. "Amüsier dich, Schatz. Und lass dich einfach fallen. Du brauchst eine Frau, die dir zurück ins Leben hilft und wenn du dich durchringst sie nach einem Date zu fragen, dann ist sie schon die richtige.", "Meinst du?", "Ich bin mir da ganz sicher, Schatz. Und jetzt fahr los, damit du nicht zu spät kommst." Lächelnd nicke ich und gehe zu Ela rüber, um ihr tschüss zu sagen. Da sie aber zum Glück viel zu beschäftigt ist, bemerkt sie nicht so richtig, dass ich jetzt weggehen will. "Geh schnell, bevor sie es doch noch merkt.", lacht meine Mutter und scheucht mich in den Flur, wo ich mir Schuhe und Jacke anziehe. "Bis später. Vielleicht komme ich ja auch erst in der Nacht und nicht gleich nach dem Essen nach Hause. Wir werden sehen. Du kannst also auch hier schlafen.", "Jaja, ich weiß bescheid. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn du erst morgen wiederkommst.", "Mom.", seufze ich, muss aber doch irgendwie lachen. "Nun geh endlich. Die arme Frau soll nicht warten müssen." Ich schnappe mir meine Autoschlüssel und laufe raus zu meinem Auto.

Tina steht bereits draußen am Straßenrand, als ich vor ihrer Haustür halte. Lächelnd steigt sie ein und begrüßt mich. "Wie hat es deine Tochter aufgenommen, als sie gemerkt hat, dass du gehst?", "Sie hat es überhaupt nicht gemerkt.", schmolle ich, was Tina zum Lachen bringt. "Tja, irgendwann wird sie froh sein, wenn du mal endlich das Haus verlässt.", "Das dauert hoffentlich noch etliche Jahre!", schnaube ich beleidigt. Tina kichert vor sich hin, während sie sich verlegen auf die Lippe beißt. Sie ist wirklich sehr hübsch. Und ich glaube meine Mom hat mit dem, was sie eben zu mir gesagt hat recht. Wenn ich mich bei Tina dazu durchringen kann sie zu einem Date einzuladen, dann ist sie etwas besonderes und ist es wert sie näher kennenzulernen. Und wer weiß, vielleicht ist sie auch die Frau, die mich wieder dazu bringt zu lieben.

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