Kapitel 102

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Lia

Marco kommt zur Tür rein und richtet sofort seinen Finger auf mich. "Sag nichts, du hast gestern gesagt, dass ich in Ruhe vom Training kommen kann." Ich verkneife mir ein Schmunzeln. Wir sind ziemlich spät dran und das nur, weil Marco jetzt erst nach Hause kommt. In einer Viertel Stunde ist mein Termin. "Seid ihr zwei fertig?" Ich nicke und er nimmt Ela, damit wir schnell raus zum Auto können. "Hast du alles mit? Mutterpass, Krankenkarte?", "Ja, jetzt fahr endlich los.", lache ich und er sieht mich gestresst an. "Ich will nur nicht, dass irgendwas fehlt.", "Ich weiß, aber ich habe alles, also fahr bitte los, damit wir nicht zu spät kommen.", "Papa los fahre.", mischt Ela sich von hinten ein und Marco sieht uns beide vielsagend an. Tja, klein Ela ist halt voll und ganz auf meiner Seite. Wir Mädels müssen schließlich zusammenhalten.

Beim Arzt angekommen setzen wir uns vorerst noch ins Wartezimmer, wo Ela alle Frauen in ihren Bann zieht. Die meisten Frauen hier sind schwanger und Ela ist so süß, dass jede einzelne Frau sie zum anbeißen findet. Ela weiß eben, wie man einen Menschen um den Finger wickelt. "Sie liebt es im Mittelpunkt zu stehen.", seufzt Marco, während Ela gerade eine Frau vollquatscht, die total fasziniert von unserem kleinen Mädchen ist. "Ja, sie kommt ganz nach ihrem Vater." Marco schnaubt. "Ich liebe es doch nicht im Mittelpunkt zu stehen.", "Nicht?", frage ich gespielt verblüfft. "Ach geh doch weg, du Biest.", murrt er, muss dann aber lachen. "Frau Leopold, bitte in die Eins.", werde ich aufgerufen also hieve ich mich hoch und gehe Richtung Behandlungszimmer. Marco und Ela folgen mir auf Schritt und Tritt. "Guten Tag, Frau Leopold, wie geht's Ihnen heute?", fragt Frau Peters freundlich und begrüßt dann noch Marco und Ela. Auch meine Ärztin ist ganz begeistert von ihr. "Geht so, würde ich sagen.", antworte ich ehrlich. "Also gut, wir haben ja gestern einen AFP-Test durchgeführt sowie ein großes Blutbild von Ihnen gemacht. Zuerst möchte ich sagen, dass beim AFP-Test nichts negatives herausgekommen ist. Ihr Baby ist also gesund." Ich lächle zufrieden. Wenigstens etwas. "Moment, was ist das für ein Test?", fragt Marco neugierig. "Bei diesem Bluttest wird überprüft, ob das Baby vielleicht einen Geburtsfehler wie zum Beispiel das Down-Syndrom hat. Aber es ist alles in Ordnung, da können Sie beruhigt sein.", erklärt sie, setzt dann aber einen ernsten Gesichtsausdruck auf. "Bei Ihrer Blutabnahme ist es allerdings nicht so positiv. Hatten sie schon vorher eine Erkrankung der Schilddrüse?" Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. "Was? Nein, nicht dass ich wüsste.", "Laut Blutbild haben Sie eine Schilddrüsenüberfunktion, Frau Leopold. Das erklärt so einiges. Wir müssen jetzt schnell handeln. Sie bekommen Medikamente, damit Ihre Schilddrüse wieder vernünftig funktioniert und nicht weiterhin zu viele Hormone Produziert. Durch diese Überfuntion kommt es zu erhöhter Reizbarkeit, Schweißausbrüchen, Kopfschmerzen, Schlafproblemen und vor allem auch zu Gewichtsverlusst." Entsetzt sehe ich sie an. "Jedes dieser Symptome kommt bei mir hin." Sie nickt wissend. "Sie können von Glück reden, dass Sie Ihr Baby noch nicht verloren haben. Eine Überfunktion kann sehr schädlich für ein Baby sein, wenn man nichts dagegen unternimmt. Ich gehe davon aus, dass Sie diese Überfunktion bereits eine ganze Weile haben, von daher ist es sogar beinahe ein Wunder, dass Sie überhaupt Schwanger geworden sind. Viele Frauen mit einer Überfunktion haben Schwierigkeiten schwanger zu werden." Ich sehe Marco an, der ebenfalls ziemlich verblüfft zu sein scheint. "Ich werde Ihnen Tabletten verschreiben, die Sie jeden Morgen eine halbe Stunde vor dem Frühstück auf leerem Magen einnehmen müssen. Dann sollte es für Sie leichter sein, dass sie zunehmen und sie sollten allgemein etwas fitter sein. Außerdem rate ich Ihnen, dass sie sich zu einem Facharzt begeben, damit Ihre Schilddrüse untersucht wird." Ich nicke und nehme das Rezept entgegen, welches sie bereits für mich ausgedruckt hat. "Gut, das wäre dann geklärt. Machen wir also weiter mit dem Ultraschall." Ich stehe auf und lege mich auf die Liege hier im Raum, ehe ich meinen Bauch frei mache. "So, dann wollen wir mal gucken, was Ihr Baby so sagt.", murmelt Frau Doktor Peters vor sich hin und fährt mir dem Gerät über meinen Bauch. "Es ist alles gut aus, würde ich sagen. Aber leider dreht es uns gerade den Hintern zu, ich kann also gerade nicht sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird.", "Ich glaube, dass ich das auch gar nicht wissen möchte.", lächle ich vor mich hin, doch Marco schnaubt entsetzt. "Ich würde es schon gern wissen.", "Dann lassen Sie uns das doch so machen: beim nächsten Ultraschall kommen Sie wieder mit und dann sage ich Ihnen nur was es wird." Marco nickt einverstanden. "Gut, dann sind wir erst einmal fertig. Hier sind die Bilder und dann sehen wir uns in drei Wochen.", "Vielen Dank.", bedanke ich mich und stehe auf. "Wollen wir denn jetzt noch zur Apotheke?", "Ja, dann kann ich morgen gleich anfangen die Tabletten zu nehmen.", "Alles klar, dann mach mal 'nen Termin, ich hole schon das Auto. Es gießt nämlich gerade wie aus Eimern." Passt mir ganz gut, dann werde ich nicht so nass.

Zuhause angekommen will Marco gerade in die Garage fahren, als uns auffällt, dass jemand vor der Haustür sitzt. "Wer ist das?", frage ich, doch Marco zuckt ratlos mit den Schultern. Die Person hat eine schwarze Sweatshirtjacke an, eine zerrissene schwarze Skinnyjeans und die Kaputze der Jacke hat er Tief ins Gesicht gezogen. Scheinbar ist die Person männlich. So sitzt er da auf der Treppe vor der Haustür und hebt nicht einmal den Kopf.
Marco öffnet vom Auto aus das Garagentor und fährt hinein. "Geh bitte schon mit Ela rein." Ich nicke und hole Ela hinten aus dem Auto, um mit ihr durch den Nebeneingang hier in der Garage ins Haus zu gehen. Doch dann höre ich Marco und den Mann reden und bleibe sofort stehen. "Wer sind Sie und was wollen Sie hier?", "Ich will von dir gar nichts, ich will zu Lia." Mir klappt der Mund auf, als ich seine Stimme höre. "Ela, Schatz, ziehst du dich schon aus? Ich bin gleich da." Sie nickt und setzt sich im Hauswirtschaftsraum auf den Boden, während ich aus der Garage raus nach vorne zur Haustür gehe. "Lia.", höre ich ihn leise sagen. Seine Stimme klingt erleichtert, aber denn noch sehr gebrochen. Als er seinen Blick hebt, weiche ich einen Schritt zurück. Was ist mit Jacksons Gesicht passiert?

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