Kapitel 76

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Lia

Marco ist oben bei Ela und zieht sie an, während ich uns etwas zum Mittag mache. Die kleine Maus hat tatsächlich bis halb zwölf geschlafen. Erst haben wir uns etwas Sorgen gemacht, weil sie einfach nicht aufwachen wollte, aber Scott sagte, dass alles super sei und sie einfach normal schlafen würde. Das hat Marco und mich sehr beruhigt. Offenbar hat sie es wirklich gebraucht mal ganz lange zu schlafen. Ich habe mich entschieden einfach eine Kartoffelsuppe zu kochen. Scott sitzt hier bei mir in der Küche und füllt irgendwelche Formulare mit Elas Werten aus. "Und? Wie sieht es so aus?" Er seufzt kurz. "Nun ja, also wenn ich ihr Werte vergleiche, dann ist das hier schon ein Unterschied zu vorgestern.", "Tatsächlich?", frage ich überrascht und er nickt. "Ja, wirklich. Es sieht viel besser aus. Offenbar habt ihr mit eurer Vermutung richtig gelegen, dass es Ela hier zuhause besser gehen würde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der behandelnde Arzt euch davon abgeraten hat, aber im Moment würde ich mal behaupten, dass es gut so ist." Ich lächle erfreut. Na wenn das mal nichts gutes ist. Es freut mich sehr, dass es Ela scheinbar besser geht.

Marco kommt mit der kleinen Prinzessin zu uns nach unten in die Küche. Sofort lasse ich alles stehen und liegen, um ihm den kleinen Engel abzunehmen. "Hey, meine Süße, wie geht es dir denn?", frage ich und sie lehnt sich an mich, als ich sie auf meinen Arm nehme. "Essen?", fragt sie mich und beugt sich zu den Töpfen auf dem Herd. "Ja, das ist leckere Suppe. Magst du was haben?" Sie nickt, also setze ich sie auf ihren Hochstuhl. Marco kommt dichter zu mir und küsst mich leicht, was mich zum lächeln bringt. "Riecht lecker.", "Möchtest du auch gleich essen?" Er nickt und küsst mich noch einmal, aber ich bringe es nicht übers Herz ihn loszulassen, weshalb er lächelt und mich erneut liebevoll küsst. Ich will ihn immer noch nicht loslassen, doch dann fällt mir Scott auf, der am Tisch sitzt und ich löse mich etwas beschämt. Hoffentlich war er zu sehr in seine Arbeit vertieft, um das hier eben mitbekommen zu haben. "Ich habe später eine Überraschung für dich.", raunt Marco mir noch ins Ohr, ehe er sich dreckig grinsend an den Tisch setzt und mich beobachtet, wie ich damit kämpfe, meine Fassung nicht zu verlieren. "Okay, also..." Ich atme tief durch. "Magst du auch etwas essen, Scott?" Der blonde Sunnyboy hebt den Kopf. "Gern, wenn es nur halb so gut schmeckt wie es riecht, dann muss es wahnsinnig gut sein." Er schiebt lächelnd sein Zeug beiseite und sieht dann Ela an, die gerade ihre Socke auszieht. "Nicht die Socke ausziehen, Ela.", seufzt Marco und will sie ihr wieder anziehen, doch Madame zieht ihren Fuß weg und zieht anschließend die andere Socke auch noch aus. "Was soll das denn?", fragt Marco. Als Antwort gibt seine Tochter ihm die Socken und lehnt sich dann zurück. "Tja, klein Ela mag keine Socken.", kichere ich und stelle dem kleinen Mädchen eine Schüssel mit Kartoffelsuppe hin und reiche ihr einen Löffel. Sofort taucht sie ihn in die Suppe und beginnt mehr oder weniger erfolgreich zu essen. Zugegeben, mit Suppe hat sie noch etwas Schwierigkeiten, aber das wird schon irgendwie noch werden. Marco und Scott stelle ich ebenfalls einen Teller mit Supper und einen Löffel hin, bis ich mir dann selbst etwas auf einen tiefen Teller fülle und mich mit an den winzigen Küchentisch quetsche. "Es schmeckt wirklich unglaublich lecker, Lia.", lobt Scott mich, während er sich die Suppe in den Mund schaufelt. "Er hat recht. Ich liebe dein Essen.", stimmt Marco ihm zu. "Das freut mich. Ich habe allerdings etwas viel gemacht. Also entweder gibt es heute Abend noch einmal Suppe oder eben morgen zum Mittag. Oh, das habe ich ja ganz vergessen, ich habe ja noch Bockwurst." Ich springe von meinem Stuhl auf und reiche den Männern den Topf, damit sie sich eine Bockwurst herausnehmen können. "Möchtest du auch Wurst?", frage ich Ela, welche daraufhin nickt. Schnell schneide ich ihr eine halbe Bockwurst klein und mache sie in ihre Suppe. "Mama auch.", sagt sie zu mir und hält mir ihren Löffel hin, wo ein Stückchen Wurst drauf ist. "Was? Aber das ist doch deins. Steck das mal schön in deinen Mund.", sage ich zu ihr. Sie beäugt ihren Löffel, ehe sie ihn sich schnell in den Mund steckt und mich angrinst. "Sie sagt Mama zu dir?", fragt Scott überrascht. "Nun ja, sie hat es schon ein paar mal gemacht, ja. Mittlerweile habe ich gelernt in solchen Momenten nicht erschrocken darauf zu reagieren, denn es schien sie immer verwirrt zu haben.", erkläre ich ihm und sehe unsicher zu Marco. Ob es ihn noch immer stört, dass sie Mama zu mir sagt? Ich will gerade etwas zu ihm sagen, da nimmt er lächelnd meine Hand und drückt einen Kuss auf meine Knöchel. "Ich bin froh, dass sie dich hat.", sagt er ehrlich. Seine Worte rühren mich, mir kommen beinahe die Tränen. Allerdings schaffe ich es, mich zusammen zu reißen.

Wir haben Ela wieder schlafen gelegt, da sie schon nach kurzer Zeit wieder schläfrig wurde und es uns lieber war, dass sie bequem in ihrem Bett schläft, als dass sie hier irgendwo beim Spielen auf dem Boden oder auf dem Sofa einschläft. Scott ist für eine Stunde unterwegs, es ist so was wie eine Mittagspause. Marco und ich haben also wieder einen Moment Ruhe, was wir sehr genießen, denn die Ereignisse der letzten Tage schlauchen uns noch immer sehr. Sie stecken uns in den Knochen und wollen nicht verrauchen. Wie denn auch, wenn wir keine Zeit haben all die Dinge zu verarbeiten? Es kamen immer wieder neue Dinge oben drauf. Marco und ich kamen zusammen, wir verbrachten Weihnachten als Familie und Ela schien es gut zu gehen. Meine Verhaftung. Meine Befragung. Das Mittagessen bei Marcos Eltern und die ständige Frage, ob Marco und ich denn noch Kinder wollen. Der Anruf vom Krankenhaus. Elas Umzug zurück nach Hause. Scott. Der Streit, weil ich Marco angelogen habe. Für ein paar Tage ist das einfach zu viel. Jeder Mensch hat irgendwo eine Grenze, welche nicht überschritten werden sollte, doch ich habe das Gefühl, dass mein Glas schon voll ist, dass ich an meiner Grenze angekommen bin, dass ich bald all dem Stress nicht mehr Stand halten kann. Ich weiß nicht, ob es Marco genauso geht wie mir, jedenfalls habe ich das Gefühl, dass er im Moment stärker ist als ich. Zugegeben, ich halte tatsächlich viel aus. Wir beide tun das. Aber irgendwann sind auch wir am Ende und ich hoffe, dass sich das alles um uns herum bald mal legt, denn ich habe das Gefühl, dass sowohl Marco als auch ich nicht mehr viel ertragen könnten.

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Es tut mir so leid, dass so lange nichts kam, aber mein Handy hat seit Ewigkeiten gesponnen und die verdammte Tastatur nicht geöffnet, sodass ich nicht schreiben konnte. Weder über WhatsApp noch per SMS oder hier in Wattpad. Jedenfalls geht es jetzt erstmal wieder und ich hoffe, dass ich jetzt wieder regelmäßig ein Update liefern kann :)

~Jassy

Take My HandWhere stories live. Discover now