Kapitel 50

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Stöhnend fasse ich mir an den Kopf und kneife die Augen fester zusammen. Ich spüre, wie etwas über meinen Bauch streicht und zucke zusammen. Himmel, wie viel habe ich getrunken? Nägel kratzen über meinen Bauch und ein süßlicher Atem streift meine Wange. Hm. Ist Tina gestern noch gekommen? Aber Tina hat ganz kurze Fingernägel, die würde ich gar nicht auf meiner Haut spüren können. Ich könnte einfach meine Augen öffnen und nachsehen was hier los ist, doch die Kopfschmerzen sind zu stark. Die Person neben mir, ich gehe ganz stark von Tina aus, bewegt sich und seufzt leise. "Bist du wach?", murmelt sie verschlafen. Aber das ist nicht Tina. Was ist hier los? Irritiert öffne ich die Augen und sehe direkt in Lias Gesicht. Sie hat die Augen geschlossen und sie ziemlich entspannt aus. "Bist du? Oder bist du nicht?", murmelt sie weiter, öffnet ihre Augen aber nicht. "Ich bin wach.", antworte ich ihr verwundert. Mein Blick gleitet zu meinem Bauch. Mein nackter Oberkörper liegt frei, Lias Arm liegt über meinem Bauch. Auch sie hat nichts an. "Fuck! Haben wir... Wir haben doch nicht...?", "Nee.", sagt sie und gähnt leicht. "Fühlt sich zumindest nicht so an. Ich denke ich würde es zwischen den Beinen spüren, wenn ich in der Nacht Sex gehabt hätte. Also entspann dich. Ich glaube ich bin noch nicht ganz ausgenüchtert." Ihre Stimme klingt verschlafen und irgendwie so, als wäre sie High. "Ich bin nackt.", stelle ich entsetzt fest. "Ich weiß. Ich auch.", bekomme ich als Antwort. "Komplett?", "Mhm.", grummelt sie und dreht sich nun auf den Rücken, ehe sich ihren Arm über die Augen legt. Entsetzt sehe ich Lia an. Wie kann sie das alles hier so gelassen nehmen? Wir liegen in ihrem Bett. Nackt! Und das nachdem wir beide eine große Menge Alkohol getrunken haben! Meine Augen gleiten etwas weiter nach unten und bleiben an ihren Brüsten hängen. Sie sehen viel viel besser aus ohne Selikon. Verdammt nochmal, was tue ich denn hier? Ich darf ihr nicht auf sie Brüste schauen! Ich habe eine Freundin! Und ich habe nichts besseres zu tun als nackt mit meiner besten Freundin in einem Bett aufzuwachen. "Was ist passiert?", stelle ich die Frage aller Fragen. "Gar nichts, Marco, also keine Sorge. Wir haben etwas zu tief ins Glas geschaut und sind hier eingeschlafen. Mehr nicht. Ich schwöre es. Ich habe schließlich auch meinen Stolz. Und es wird mir plötzlich unangenehm, dass ich hier so nackt herum liege, also..." Sie zieht mir die Decke Weg, die uns beide bis eben noch vom Bauch abwärts bedeckte. Nun liege komplett entblößt auf dem Bett, während Lia sich die Decke um den Körper wickelt und ins Bad tapst. Gott, was passiert denn hier gerade? Wieso nimmt sie das alles so locker? Ich dürfte hier nicht liegen und schon gar nicht nackt! Was ist, wenn wir doch was miteinander hatten? Dann habe ich meine Freundin betrogen! Ich verabscheue mich gerade selbst. Wie soll ich Tina denn heute Abend in die Augen sehen können ohne Gewissensbisse zu bekommen? Sollte ich ihr hiervon erzählen? Lieber nicht, weil dann ist der Abend sicher gelaufen. Aber dann werde ich die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen haben und nicht zur Ruhe kommen. Verdammt nochmal, was soll ich nur tun?
Meine Augen suchen den Boden und das Bett nach irgendwelchen Hinweisen ab. Vielleicht liegt hier ja irgendwo ein Kondom rum, oder so. Aber nein, hier liegt nichts als unsere ganzen Klamotten.
Seufzend fahre ich mir über mein Gesicht. Das darf doch alles echt nicht wahr sein. "Ähm, Marco?", ruft Lia verunsichert. "Mh?", "Kannst du bitte die Augen zu machen oder so? Ich muss mich anziehen." Auch das noch. "Äh, Ja.", murmle ich und stehe schnell vom Bett auf, um mir selbst schnell etwas überzuziehen. Die Badtür öffnet sich, also setze ich mich zurück aufs Bett und mache die Augen zu. "Und nicht gucken, Ja?", "Ja.", seufze ich überfordert. "Wieso ist dir das jetzt eigentlich unangenehm? Eben hast du nackt neben mir gelegen.", murmle ich. "Da war ich noch nicht ganz klar im Kopf.", antwortet sie beschämt. Ich höre wie sie im Schrank wühlt, wie sie etwas herausholt und sich die Sachen letztendlich über streift. "Okay, ich bin fertig." Ich mache die Augen wieder auf und sehe sie an. "Bist du sicher, dass wir nichts miteinander hatten?" Sie nickt leicht. "Hast du 'nen Filmriss? Dabei dachte ich, dass ich besoffener war als du." Ich zucke mit den Schultern. Ich kann mich echt an nichts mehr erinnern. Zu viel Wein. Mein Schädel platzt bald und Sodbrennen habe ich auch. "Hast du auch so starke Kopfschmerzen?" Lia nickt und reicht mir eine Tablette. "Danke." Sie winkt ab und macht sich ihre Haare zu einem Pferdeschwanz. "Lass uns frühstücken und den Hund rauslassen. Danach fahren wir dann zu Ela." Ich nicke. Ela wartet sicher schon auf uns und ich lasse sie wirklich ungern warten. Zumal sie den Schwestern dort noch nicht so ganz über den Weg traut.

"Ähm, Lia?" Meine beste Freundin dreht sich um und sieht mich an. "Wieso haben wir zusammen in deinem Bett geschlafen?" Sie seufzt und stellt mir eine Tasse Kaffee hin. "Du machst dir echt Sorgen, was?" Ich nicke niedergeschlagen. "Wir waren müde und mir war kalt. Mehr war da nicht, Marco. Mir ist das auch ziemlich unangenehm, das kannst du mir glauben.", murmelt sie beschämt und setzt sich mit ihrem Kaffee mir gegenüber. "Okay, vielleicht sollten wir das einfach vergessen. Es ist uns beiden ganz offensichtlich total unangenehm und... Ja.", seufze ich. "Ja, du hast recht, wir sollten das vergessen. Hunger?" Ich nicke, weshalb sie aufsteht und alles fürs Frühstück auf den Tisch stellt. "Wirst du es Tina sagen?", "Ich glaube nicht. Sie würde es vermutlich in den falschen Hals bekommen und mir nicht mehr vertrauen. Oh, und sie würde dich dann wahrscheinlich auch noch hassen. Das kann ich echt nicht riskieren.", "Wir halten also beide den Mund?" Ich nicke, sehe Lia dabei aber fragend an. "Das geht in Ordnung. Für mich zumindest. Letztendlich musst du es wissen aber ich werde sicher nicht so hinterhältig sein und es ihr hinter deinem Rücken stecken, damit sie dich verlässt und mich hasst. Dass du unglücklich bist ist nämlich das letzte was ich will.", "Das hast du aber schön gesagt." Lia kichert und beißt von ihrem Brötchen ab. Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. Sie ist echt verrückt.

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