Kapitel 1

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Fehler. Menschen machen Fehler und lernen aus ihnen nicht wahr?
Sie bringen uns dazu unsere Tat zu bereuen. Ich bereue es und das so sehr. Ich bereue alles vom ganzen Herzen aus. Ich habe vertraut. Mich auf diesen Menschen eingelassen ihm alles gegeben und nun? Nun stehe ich alleine da. Verlassen und betrogen. Fehler. Es war der größte Fehler meines Lebens. Er war der größte Fehler...
Wie konnte ich ihm nur glauben?
Ich war förmlich blind vor Liebe.
Blind. Ja ich war blind, das beschreibt es am besten. Was ist denn die sogenannte Liebe welche unzählige Menschen da draußen blind macht? War das überhaupt diese sogenannte Liebe zwischen mir und Diyar? Na was es auch war, ich verfluche dieses Wort von nun an. Er hat mein Leben zerstört, meine Hoffnungen und Träume, einfach alles. Er allein hat mich gebrochen. Ich war naiv...ich war dumm...ich war verdammt nochmal blind! Er hat mir einfach alles genommen. Jetzt sieh dich nur an Yade. Schwanger von dem größten Mistkerl den es wahrscheinlich je in der Geschichte gab. Ich trage allen Ernstes einen Teil von diesem Mann in mir und das verkrafte ich nicht. Nein...ich will dieses Kind nicht. Nach alldem was ich durchgemacht habe...kann und werde ich es nicht akzeptieren. Jede Frau an meiner Stelle würde dieses Kind nicht wollen, immerhin ist es von seinem dreckigen Fleisch und Blut. Gott ich glaub ich übergebe mich gleich bei diesem Gedanken. Angewidert verziehe ich das Gesicht und blicke erneut auf den Test. Es ist kein Traum Yade, du bist schwanger. Ich spüre die Tränen aufkommen und zusammen mit dem Schwangerschaftstest in der Hand lasse ich mich zu Boden fallen und fange vor Verzweiflung an zu weinen. Nun gehörte ich auch zu diesen Frauen...Ich verspürte solch einen Schmerz und bin wütend und traurig zugleich, ich kann es nicht mal realisieren das ich tatsächlich schwanger bin. Ich weiß gerade überhaupt nicht was zu tun ist, was ich mit diesem Baby machen soll, was ich mit mir selbst machen soll, wie soll es jetzt weiter gehen?! Bin ich mir bei der Abtreibung auch wirklich sicher?
Nach ein paar Sekunden, höre ich plötzlich die Haustür feste zuknallen und gleich danach sein lautes Gebrüll durch die ganze Wohnung. „Wo bist du?!", schreit er und im gleichen Moment rüttelt jemand aggressiv an der Türklinke des Badezimmers und ängstlich krümme ich mich zusammen und schließe die Augen. „Mach die scheiß Tür auf Yade!" Sicher doch.
Ich kneife meine Augen feste zusammen und halte mir mit den Händen ängstlich die Ohren zu. „YADE!", brüllt er ein weiteres Mal und boxt und tritt wie ein Verrückter gegen die Tür. Nach mehreren Schlägen bricht er dann schließlich die Tür auf und ich traue mich nicht dazu die Augen zu öffnen. Ich will dieses Monster nicht sehen, sein abscheulicher Anblick ist nämlich kaum zu ertragen. „Steh auf!" Er packt mich am Arm zwingt mich gewaltsam dazu aufzustehen und als ich meine Augen öffne umfasst er mit voller Kraft meinen Kinn und drückt feste zu. „Soll ich dir deinen Kiefer brechen?! Willst du das hm?!", brüllt er mir ins Gesicht und sieht mich hasserfüllt an. „ANTWORTE!" Weinend versuche ich mich hoffnungslos von ihm loszureißen aber es gelingt mir natürlich nicht. „Lass mich l-los b-bitte!", wimmere ich, doch er zerrt mich stattdessen hinter sich her und schmeißt mich im Wohnzimmer auf den harten Boden. Dann kehrt er zurück ins Badezimmer und als er wieder im Wohnzimmer erscheint hält er den Schwangerschaftstest in der Hand. Er inspiziert mit zusammengezogenen Augenbrauen den Test doch scheint nicht zu verstehen ob er positiv oder negativ ist. „Ist der positiv?!", zischt er. Ausdruckslos schaue ich ihm in sein widerwärtiges Gesicht und ohne ein Wort zu sagen nicke ich bloß und er schmeißt den Test mit voller Wucht zu Boden, genau vor mich. Der Schwangerschaftstest ist in zwei Teile zerbrochen. „Du verschwindest und das heute! Hast du verstanden!" Das werde ich auch du Arschloch! Er kommt auf mich zu hebt mich vom Boden auf und zerrt mich gewaltsam ins Schlafzimmer. „Pack deinen verdammten Koffer!" Er öffnet den Kleiderschrank in welchem unsere Klamotten hängen und holt meine heraus die er mir herabwürdigend ins Gesicht knallt. „Starr mich nicht so an und pack endlich Yade!", zischt er. Ich bleibe sicher keine weitere Sekunde hier. Also nehme ich mir rasch meinen Koffer hervor und lege die Klamotten ohne sie vorher zu falten hinein. Als mein Blick beim packen auf das Bild fällt, welches hinter dem Bett an der Wand hängt kommen mir unbewusst erneut die Tränen. Ein Selfie von mir und ihm während wir lächelnd in die Kamera gucken.
Damals war er nicht so ein aggressives Tier wie er es jetzt ist und wir hatten nicht einmal gestritten aber seht ihn euch jetzt an. Das ist sein wahres Gesicht. Diyar ist mein erster Freund gewesen. Ohne viel zu überlegen bin ich mit ihm in kurzer Zeit zusammengezogen und dachte mir er ist der Richtige, dieser Mann ist meine Zukunft und ihn werde ich ohne Zweifel heiraten. Als ich Diyar getroffen habe, war mir alles und jeder egal, ich habe auf niemanden gehört und dadurch Familie und Freunde verloren. Sie waren nämlich gegen diese Beziehung. Außerdem haben mich meine Eltern verstoßen und somit kann ich mich bei ihnen niemals blicken lassen. Nun angesichts meiner Kultur und Religion gehört es sich nicht mit einem Mann zusammenzuleben ohne ihn vorher geheiratet zu haben aber dies und alles andere habe ich missachtet. Ich habe mich diesem Mistkerl förmlich auf dem Silbertablett serviert. Was hat er im Gegenzug getan? Diyar hat mich schamlos ausgenutzt, ich war ihm nie von Bedeutung und habe in seinen Augen nur für eine Sache getaugt. Ich balle meine Hände zu Fäusten und versuche die kommenden Tränen zu unterdrücken. „Vergiss das nicht du wirst es vielleicht noch brauchen!" Er wirft mir ein rotes Nachtkleid aus Satin ins Gesicht und sein verachtender Blick entgeht mir dabei natürlich nicht. Er hat Spaß daran mich zu erniedrigen und stellt mich hemmungslos als eine Schlampe dar. Ich hasse ihn. Ich hasse Diyar wirklich so sehr, noch nie zuvor habe ich einem Menschen gegenüber solch einen Hass verspürt. „Hast du deine Zunge verschluckt oder wieso bist du die ganze Zeit so still?" Er kommt mir plötzlich näher und sieht mich mit seinem dreckigen Grinsen an. „Stimmt ja, deine Stimme bekomme ich nur zu hören wenn du unter mir liegst. Kein Problem Yade ich ficke dich gerne ein letztes Mal als Abschied." Das reicht mir jetzt. Ohne zu zögern gebe ich ihm eine feste aber wirklich feste Ohrfeige, sodass meine Handfläche sogar danach brannte. Diyar fasst sich geschockt an seine Wange und sieht mich unglaubwürdig an. Ja ich hatte ihm eine Ohrfeige verpasst und das zum ersten Mal. „Du ekelst mich an Diyar, fahr zur Hölle du Mistkerl!", zische ich und nehme mir schnell meinen Koffer zur Hand und verlasse das Schlafzimmer. Ich muss hier sofort weg. Als ich dann an der Haustür ankomme werde ich unerwartet am Arm gepackt und voller Wucht gegen die Wand gedrückt. Schmerzvoll kneife ich die Augen zusammen und presse die Zähne aufeinander um keinen Laut von mir zu geben. Er sollte meinen Schmerz nicht sehen, denn das begnügt ihn umso mehr. Diyar sieht mich mit angespannten Kiefer an und übt bewusst Druck auf meinem Arm aus. Ich gehe davon aus das er mich jetzt auf übelste Weise schlagen wird da er gewalttätig ist und auch das Baby im Bauch interessiert ihn nicht mal ansatzweise. Im selben Moment greift er auch wie ich vermutet habe nach meinen Haaren. „Hör mir gut zu! Du warst meine persönliche Nutte Yade vergiss das nicht! Vergiss nicht das ich dich an jeder Ecke dieser Wohnung gefickt habe! Zu letzt solltest du nicht vergessen das ich all deine ersten Male gewesen bin! Du bist nichts weiter als ein wertloses Weib welche-" „ES REICHT!", kreische ich ihm ins Gesicht und spucke ihn an. Das hat dieses Arschloch sowas von verdient. Der Schock ist ihm wie ins Gesicht geschrieben und als ich merke das sein Griff sich lockert ergreife ich diese Chance und reiße mich von ihm los um die Wohnung endlich verlassen zu können. „Yade du Kleine-" Den Rest höre ich nicht da ich die Haustür zuknalle und zum Aufzug renne. Gott sei Dank ist dieser in unserem Stockwerk, doch bevor ich in den Aufzug steigen kann werde ich von hinten an den Haaren gepackt und auf diese Weise erneut in die Wohnung gezerrt. Ich schreie mir die Seele aus dem Leib, mit der Absicht die anderen Einwohner zu alarmieren und als Diyar mich wieder in die Wohnung gesteckt hat sehe ich auch schon unsere Nachbarin gegenüber aus der Wohnung kommen. Bei unserem Anblick hält sie sich geschockt die Hand vor den Mund und schreit los. „Diyar?! Was tust du denn da?!" Sie kommt auf uns zu und will nach mir greifen wird jedoch von Diyar abgeblockt. „Mischen Sie sich nicht ein!" Er schubst die alte Frau allen Ernstes nach hinten und knallt ihr die Haustür vor der Nase zu. Dann zerrt er mich an meinen Haaren Richtung Wohnzimmer. „Diyar lass mich gehen!", zische ich und schlage mit einer Hand auf ihn ein, doch falle im nächsten Moment zu Boden als er meinen Kopf gegen die Wand knallt und mich dazu noch tritt. Vor Schmerzen krümme ich mich zusammen und mir wird langsam schwarz vor Augen. „H-Hör auf Diyar!", rufe ich weinend und fasse mir an die Stelle am Kopf aus der Blut herausströmt.
Es tut höllisch weh und Diyar packt mich am Hals und hebt mich auf diese Weise vom Boden auf.
„Das wirst du bereuen Yade!"
Er fängt an mich zu erwürgen.
„Ich rufe die Polizei!", höre ich Frau Becker dann plötzlich von draußen schreien und Diyar lässt mich auf Anhieb los und läuft zur Tür. Wieder falle ich zu Boden. Hustend geh ich in die Knie und fasse mir an den Hals. Dieses miese Arschloch! Mit meiner letzten Kraft stehe ich langsam vom Boden auf und folge ihm. Er reißt aggressiv die Haustür auf und brüllt im nächsten Moment unsere Nachbarin an. „WAS GEHT SIE DER GANZE SCHEIS ÜBERHAUPT AN?!", brüllt er und ich erblicke derweil auch die anderen Mitbewohner vor unserer Tür stehen. „Was ist hier los?!" „Diyar was soll dieser Krach?!" „Was war das für ein Geschrei?" Alle sehen Diyar vorwurfsvoll an und dieser ist sicher schon vor Wut rot angelaufen im Gesicht. Ich stehe außerdem hinter ihm nur hat er das noch nicht bemerkt. „NICHTS IST LOS! VERSCHWINDET ALLE!" Ich stütze mich an der Wand ab und mit meinem letzten Schritt erscheine ich im Blickfeld der Mitbewohner. Sie schrecken alle zurück. Als sie mein tränenüberströmtes Gesicht sowie meine zerzausten Haare sehen ist ihnen der Schock wie ins Gesicht geschrieben. „Yade?! Oh Gott du blutest ja am Kopf!", ruft einer von ihnen völlig entsetzt. ,,Meine Güte was ist hier passiert?! Was hast du getan Diyar?!", höre ich nun unsere andere Nachbarin erschüttert rufen. Auch alle anderen warfen Diyar vernichtende Blicke zu und schüttelten tadelnd ihre Köpfe. So kannten sie ihn nun mal nicht aber das ist der wahre Diyar Atalay. Ich sehe durch die Runde und widme meine Blicke letztlich Diyar zu. Ich werde nicht länger schweigen, das ist von nun an vorbei. „Diyar hat mich auf brutalste Weise geschlagen und hält mich gegen meinen Willen hier fest."

*

Ein Tag danach
Der Polizeibeamte schaut abwechselnd zwischen mir und Diyar hin und her bis der letzte Blick mir gilt. „Also Frau Ünal sie erstatten Anzeige?" Natürlich tu ich das! Seit zwei Stunden sitzen wir schon hier und nachdem ich meine Aussage gemacht hatte sowie die Zeugen ihre, wurde auch dieser Mistkerl bereits verhört und es wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gestern war ich auch beim Arzt und habe mir die Verletzungen attestieren lassen somit habe ich keinen Mangel an Beweisen. Nicht zu vergessen das ich schwanger bin und Diyar wusste das.
Ich hoffe nur das dieser Mistkerl jetzt hinter Gittern kommt und dort verreckt! Der Polizeibeamte schaut mich auffordernd an und ich beantworte ihm letztendlich die Frage. „Ja das tue ich, was ist das überhaupt für eine Frage?!" Der Polizeibeamte ignoriert meine letzten Worte und widmet sich an Diyar welcher mich so ansieht als würde er gleich auf mich los gehen. „Wie schon bereits erwähnt liegt eine strafbare Handlung in Form von einer Körperverletzung vor und ihnen droht in so einem Fall eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Da dies der erste Übergriff ist, sieht man eine Geldstrafe vor sowie eine Wohnungsverweisung und sie dürfen sich Frau Ünal nicht nähern, dies ist ein vorübergehendes Näherungsverbot. Falls sie jedoch einen Verstoß machen sollten, werden weitere rechtliche Schritte eingeleitet und ihnen drohen härtere Strafen darunter die Freiheitsstrafe." Bitte was?!
Dieser Mistkerl landet jetzt nicht im Gefängnis?! Wütend drehe ich mich zu dem Polizisten. „Dieser Psychopath bleibt also auf freiem Fuß?! Ist das ihr scheiß Ernst?!", fassungslos schüttle ich den Kopf und versuche meine Tränen zu unterdrücken. Das ist verdammt nochmal keine gerechte Strafe für diesen Psychopaten. „Frau Ünal er wird sich ihnen nicht nähern-" Ich unterbreche den Polizisten indem ich wütend meine Hand auf seine Tisch schlage. „Das Erste was er machen wird wenn wir hier raus sind, ist mich umzubringen! Ganz sicher werde ich auch nicht in dieser gottverdammten Wohnung bleiben!", schreie ich lauthals und der Polizeibeamte fängt an zu seufzen. „Also gut wenn sie nicht in dieser Wohnung bleiben möchten dann gehen sie in ein Frauenhaus, dort sind sie sicher! Sie Herr Atalay, können dann in der Wohnung weiter verbleiben."
Wütend fahre ich mir durch die Haare und schaue Diyar hasserfüllt an. Ich verstehe das alles nicht. Wo bleibt die Gerechtigkeit? Diesen Mistkerl gegenüber erfreut diese ganze Situation natürlich und er schaut mich voller Schadenfreude an. Sein Grinsen übrigens in dem Moment widert mich so sehr an das ich ihm hier und jetzt genau ins Gesicht kotzen könnte. Sichtlich angewidert von ihm verziehe ich das Gesicht und stehe von meinem Stuhl auf. Diyar lehnt sich derweil lässig nach hinten und er wusste zu gut das er mich mit seiner ruhigen und gelassenen Haltung provoziert während ich hier am ausflippen bin. Mal sehen wie lange das wohl so bleibt wenn er jetzt meine Worte zu hören bekommt. „Ich werde dieses Kind umbringen Diyar! Ich werde es gnadenlos umbringen hörst du? Dieses Kind ist nämlich ein Teil von dir, dein Fleisch und Blut. Genau aus diesem einzigen Grund verdient es nicht auf diese Welt zu kommen. Die Welt braucht immerhin nicht noch mehr Abschaum!" Bei diesen Worten ballt er seine Hände zu Fäusten und ich sehe wie seine Oberarme sich vor Zorn anspannen. „Ich werde es erbarmungslos abtreiben!", zische ich zu guter letzt und sehe in sein vor Wut rot angelaufenes Gesicht. Man hört sogar seinen Kiefer knacksen und als er im nächsten Moment aggressiv aufsteht und auf mich losgehen will, halten ihn die Polizisten auf. Ich trete zurück und diesmal bin ich diejenige welche einen Grund zur Freude hat. Er versucht sich erfolglos von den Polizisten loszureißen und dieser Anblick amüsiert mich nur zu sehr. Es ist ziemlich amüsant ihn mal so zappeln zu sehen. Ich sehe Diyar ein letztes Mal in die Augen ehe ich mich umdrehe um das Polizeirevier zu verlassen. „YADE! YADE! KOMM ZURÜCK YADE!", höre ich ihn hinter mir her brüllen jedoch bleibe ich nicht stehen. Es ist vorbei. Alles ist vorbei. Nie wieder werde ich mich auf einen Mann einlassen. Diyar ist und bleibt Vergangenheit. Ich bin nicht mehr die naive und dumme Yade, diese Zeiten sind vorbei! Orientierungslos laufe ich die Straße entlang und das mit leeren Händen und leeren Gedanken. Ich weiß nicht wo ich bleiben kann aber von jetzt an wird alles anders und ich werde nie mehr zurück blicken.

Mein Name ist Yade Ünal und ich werde mein Schicksal von nun an selbst in die Hand nehmen.

CUT!

YADEWhere stories live. Discover now