Kapitel 2

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4 Monate später

Juni
Wie jeden Sonntag laufe ich durch den Park und genieße die Sonne sowie die ganzen anderen Menschen hier um mich herum.
Ich trage ein schönes luftiges Sommerkleid in der Farbe grün und meine weißen Air Force drunter, da ich mit diesen am besten laufen kann. Sie sind bequem und sehen dazu gut aus also trage ich sie tagtäglich und...naja...weitere Schuhe habe ich auch nicht. Ich laufe gerade den Rhein entlang und wenn der Abend naht, werde ich ins Frauenhaus zurückkehren. Ich hasse es dort. Doch leider muss ich dort verbleiben bis ich eine Wohnung gefunden habe und das ist nunmal nicht so einfach da die meisten zu teuer sind. Puh! So langsam merke ich das mir die Puste ausgeht und bei der nächstgelegenen Bank sollte ich mich lieber hinsetzen.
Eigentlich mag ich den Sommer nicht so, ich hasse es zu schwitzen und außerdem habe ich keinen Appetit bei der Hitze und ich erkälte mich sogar manchmal. Vielleicht liegt es auch daran das ich im Winter geboren bin wobei ich diesen auch nicht unbedingt so sehr mag. Yade was magst du dann? Jedenfalls meinte meine Frauenärztin ich hätte Mangel an Vitamin D und deshalb versuche ich so oft es geht mich unter der Sonne aufzuhalten. Seufzend setze ich mich nach gefühlten vierzig Minuten schließlich hin um eine Pause zu machen und hole aus meiner Tasche mein Wasser, sowie einen Müsliriegel raus und trinke zuerst ein paar Schlücke ehe ich anfange gierig meinen Riegel zu essen. Immer diese Heißhungeranfälle! Während ich meinen äußerst köstlichen Riegel verdrücke beobachte ich nebenbei all die Leute hier im Park und bemerke das ich die Einzige bin welche alleine auf der Bank hockt. Ich fühle mich wie ein Loser. Mal sehe ich zwei Leute welche joggen oder andere die eine Fahrradtour machen, oder Familien und Freundesgruppen. Ich blinzele meine Tränen weg und nachdem ich meinen Riegel gegessen habe trinke ich erneut einen Schluck von meinem Wasser und lehne mich seufzend gegen die Rücklehne der Bank. Ich will einfach nur weinen. Obwohl ich das schon jede Nacht im Frauenhaus genug tue. Scheiß Hormone. Ach Yade wer hätte gedacht das du mal so enden würdest...Allein mit einem Baby im Bauch dessen Vater ich verabscheue da dieser mich bloß ausgenutzt hat. Bei diesen Gedanken will ich in den Rhein springen aber auch Diyar auf brutale Weise foltern und dann umbringen. Ist es eigentlich normal als Schwangere solch barbarische Gedanken zu haben?
Gott wie konnte ich bloß so naiv und blind sein?! Wütend schlage ich mir mehrfach die Hand gegen die Stirn und sehe mich einige Leute verdutzt angucken. Die haben doch keinen Schimmer! Wenn sie nur wüssten was mir so alles widerfahren ist! Wahrscheinlich würden sie sich dann alle zu mir stellen und sich auch auf die Stirn schlagen. Seufzend schaue ich auf meinen Bauch herab indem ein Baby steckt. Naja nicht ein Baby, sondern mein Baby. Mir kommt die Frau in den Sinn welche mich dazu gebracht hat dieses Kind nicht abzutreiben. Sie ist wahrlich ein Engel und viel zu gut für diese abscheuliche Welt. Ich fahre mir mit der Hand über meinen Bauch und lasse mir die Erinnerungen von diesem Tag durch den Kopf gehen.
Flashback

„Ist alles okey Liebes?"

Mit meinem tränenüberströmten Gesicht sehe ich auf und erblicke eine ältere Frau vor mir stehen. Scheint so als würde es noch gute Menschen auf dieser Welt geben...Ihr besorgter Blick ruht auf mir und ich rappele mich etwas auf und rutsche zur Seite als sie sich unerwartet neben mich auf die Bank setzt. Schniefend schüttle ich verneinend den Kopf, als Antwort auf ihre Frage und weine ununterbrochen weiter. „I-Ich...ich n-nein...ich w-weiß nicht was ich t-tun soll!", stottere ich und mein Schluchzen wird immer lauter.
„Liebes ich weiß nicht was passiert ist aber vorerst solltest du dich beruhigen.", redet sie auf mich ein während sie mir dabei gleichzeitig tröstend über den Rücken streichelt.
Das beruhigte mich auch wirklich etwas und im nächsten Moment bietet sie mir ein Taschentuch an, was ich dankend annehme. „Ich will dir ja nicht zu nahe treten aber wenn du möchtest kannst du gerne mit mir reden?", sagt sie mit ihrer sanften Stimme und ich nicke ihr einwilligend zu. Lächelnd fährt sie beruhigend meinen Rücken auf und ab und ich schnappe einmal tief durch ehe ich anfange zu sprechen...
„Jetzt bin ich hier, sitze um diese Uhrzeit mit seinem Baby in meinem Bauch, allein auf dieser Parkbank und weiß nicht wie es weiter gehen soll! Doch eins weiß ich! Dieses Kind werde ich abtreiben! Niemals bringe ich dieses Baby auf die Welt!", zische ich voller Hass und balle meine rechte Hand zur Faust. Das dieser Mistkerl der Vater ist, ist Grund genug dieses Kind abzureiben. „Du willst dieses unschuldige Lebewesen büßen lassen?" Bei ihrer Frage halte ich kurz inne und sehe sie ohne Worte an. Büßen lassen? Die Frau namens Mariam schaut mich bittend an und schüttelt mit dem Blick auf meinen Bauch gerichtet den Kopf. Nein! Ich werde mich sicher nicht überreden lassen dieses Kind auszutragen! Ich sammele mich und räuspere mich einmal ehe ich meine Worte ausspreche. „Meine Entscheidung steht fest! Ich werde es abtreiben!", gebe ich in einem bestimmerischen Ton von mir. Ich höre sie daraufhin leise seufzen. „Ich verstehe dich aber-" „Nein das tun sie eben nicht! Sie haben nichts von alldem durchgemacht, nicht mal ansatzweise! Meine Familie hat mich verstoßen, Freunde habe ich auch keine und dieses miese Arschloch hat mich belogen, ausgenutzt, mir verdammt nochmal alles genommen! Ich habe weder Stolz noch Selbstwertgefühl! Ich verabscheue mich, ich wieder mich selbst an, da ich mit solch einem Menschen zusammen war! Vier Jahre, ganze vier Jahre habe ich mit ihm zusammengelebt! Mein Studium abgebrochen da ich das seiner Meinung nach nicht nötig hätte und mir ein einfacher Job als Kellnerin in einem Café reichen würde! Nun das hat es aber nicht! Dieses Arschloch hat nämlich von meinem Gehalt gelebt während ich sein Geld nie zu Gesicht bekomme habe, angeblich würde er ja für ein gemeinsames Haus ansparen! Tja dann musste ich eben zwei Jobs machen weshalb ich in Krankenhäusern nachts als Putzkraft gearbeitet habe! Sehen sie sich meine Hände an!"
Ich schreie und schreie und schreie mir förmlich die Seele aus dem Leib. Meine Hände sehen entsetzlich aus, sie sind voller Wunden und dieser Anblick ist grauenhaft. „Das...das tut mir alles so leid ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll Liebes...möge Gott ihm seine gerechte Strafe geben." Dieser Mistkerl soll in der Hölle schmoren! „Deshalb wissen sie nicht wie schlimm es für mich ist, dieses Baby in mir zu haben! Es ist unerträglich!", rufe ich erzürnt und kann es nicht verhindern erneut in Tränen auszubrechen. Mariam schaut mich entschuldigend an und senkt dabei den Kopf. „Du hast recht...aber ich kann mir vorstellen was du fühlen musst, denn das was dieser Mistkerl dir angetan hat ist unverzeihlich und wohl das Schlimmste was einer Frau in ihrer ersten Beziehung widerfahren kann aber...dieses Baby...ist unschuldig."
Wortlos höre ich ihr schluchzend zu. „Denk bitte nur an das Baby Liebes, vergiss den Gedanken das es ein Teil von ihm ist, sondern konzentrier dich nur darauf das es allein DEIN Baby ist. Dieses Baby gehört allein dir und mit ihm zusammen wirst du ein neues Leben beginnen, gebe euch beiden eine Chance du wirst es nicht bereuen. Nur ihr Beide...und euch erwartet ein neues glückliches Leben."
Ein neues Leben...Aufmunternd drückt sie meine Hand und platziert sie plötzlich auf meinen Bauch. Das tue ich zum ersten Mal und es fühlte sich... so komisch an. Ein mir unbeschreibliches fremdes Gefühl...
„Weißt du es hat so ein großes Glück dich als Mutter zu haben, denn du meine Liebe, wirst nämlich eine wundervolle Mutter."

YADETahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon