Kapitel 3

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Schock.
Angst.
Verzweiflung.
Schmerz.

Mein Leben ist das reinste Desaster. Ich liege erneut in einer Klinik. Aber diesmal in seiner Klinik. Wo ich mich gerade befinde? In Spanien. Ich befinde mich allen Ernstes in Spanien. Es ist kaum zu glauben, ich mein, ich kann es immer noch nicht realisieren das ich hier bin. Er hat alles...wirklich alles perfekt geplant und bis aufs Detail durchdacht. Ich weiß zwar nicht wie, aber sie müssen im Frauenhaus jegliche Information über mich erhalten haben, dann hat er natürlich Rita ins Krankenhaus geschickt, ihr habe ich mich leichtsinnig anvertraut und siehe da, sie hat mich letztendlich zu ihm gebracht. Sie haben mir zudem meinen Pass sowie mein Handy weggenommen! Ich weiß nicht warum ich hier bin, was sie mit mir vorhaben, wer diese Leute sind und auch nicht ob ich entkommen kann. Ich habe mich förmlich darum gerissen nicht in dieses Flugzeug zu steigen. Ach ja...Hinter seinem Haus befand sich ein privater Fluglandeplatz, ich wiederhole ein Fluglandeplatz auf dem ein Jet auf uns gewartet hat. Den ganzen Flug über habe ich mir die Seele aus dem Leib geschrien und geweint...geweint wie nie zuvor. Mittlerweile habe ich so gut wie keine Körperflüssigkeit mehr weshalb ich keine einzige Träne mehr vergießen kann. Verrückt oder? Ich habe sie gefragt wieso sie das tun und warum sie ausgerechnet mich entführen aber auf meine Fragen bekam ich keine Antwort. Er hat mich überhaupt nicht beachtet, mir während des Fluges nichtmal einen einzigen Blick gewürdigt. Mein Geheule und Geschrei ließ ihn kalt, er scheint nämlich so etwas wie Mitgefühl nicht zu kennen. Dieser Mann ist in meinen Augen zweifellos ein unmenschlicher Tyrann. Es war Rita welche dauernd versucht hat mich zu beruhigen und von ihm wegzubringen. Er saß nur da, hat schweigend aus dem Fenster geschaut während ich neben ihm am durchdrehen war.
Es hat ihn nicht ansatzweise, nicht mal im geringsten sensibilisiert.
Resultat nach dem Flug: Halsschmerzen, fürchterliche Kopfschmerzen und das Baby hat das Ganze natürlich auch getroffen weshalb ich nun in der Klinik liege. Rita ist übrigens diesmal nicht hier weil ich sie nicht sehen möchte. Diese Frau ist eine verlogene Schlange, immerhin hat sie ein falsches Spiel getrieben. Natürlich bin ich auch nach wie vor leichtsinnig gewesen. Diesen Sanchéz habe ich auch nicht gesehen. Das letzte mal habe ich ihn im Flugzeug vor Augen gehabt und dann wurde ich auch schon in die Klinik gebracht. Leider kann ich auch niemanden hier drum bitten mir zu helfen. Ich habe es anfangs versucht aber im Nachhinein erfahren das diese Klinik hier ihm gehört. Alles ist und war also umsonst. Ich seufze und stelle nun wirklich in Frage was Allah als Nächstes mit mir vorhat. Sind das alles Prüfungen von ihm? Erst war es Diyar und jetzt dieser psychopathische Mafioso? Das kann doch kein Zufall sein verdammt! Wütend schnaube ich und fahre mir durch die Haare welche mittlerweile anfangen zu fetten. Jemand klopft im selben Moment an meiner Zimmertür. Verdammt ich will endlich in Ruhe gelassen werden.
„Was?", rufe ich wütend Richtung Tür. „Ich bringe ihr Abendessen." Die Krankenschwester tritt herein und stellt das Tablett neben mir auf dem Tisch ab. Ach ja sie sprechen hier deutsch und spanisch. ,,Sie kriegen auch gleich frische Klamotten und können anschließend duschen." Wurde auch Zeit. „Señora ich muss sie noch etwas fragen." Ich schaue sie auffordernd an. „Was?!", blaffe ich. ,,Wissen sie schon das Geschlecht ihres Baby?" Ich schüttle sofort den Kopf. „Nein und sie werden es mir nicht verraten bis ich es wissen will! Jetzt verlassen sie das Zimmer und lassen mich in Ruhe!" Sie dreht sich um und geht aus dem Zimmer. Ich atme genervt aus und steige vorsichtig aus dem Bett und ziehe die Schlappen an welche auf dem Boden liegen. Seit Stunden liege ich schon auf diesem Bett und bisschen Bewegung würde gut tun. In langsamen Schritten laufe ich nun ans Fenster und schaue mir die Aussicht an. Soweit ich weiß befinden wir uns in Madrid und ich muss sagen es ist eine wirklich schöne Stadt. Abends ist sie sogar noch schöner wenn man die leuchtenden Straßen und Gebäude in Betracht zieht. Seufzend lehne ich mein Kopf gegen das Fenster und denke an meine Familie. Ich will zurück zu ihnen. Das Alles wäre nie passiert wenn ich bei ihnen gewesen wäre. Dafür ist die Familie doch da, sie steht hinter einem und schützt dich vor allem...aber ich habe das nicht wertgeschätzt. Meine eigene Familie habe ich ausgegrenzt und verachtet. Jetzt habe ich niemanden mehr um mich herum und bin auf mich allein gestellt.
Ich fahre mir mit der Hand behutsam über den Bauch und spüre dabei leichte Schmerzen. "Tut mir leid das ich dich so belastet habe... ich verspreche von nun an, werde ich vorsichtiger sein." Kein Ausrasten und Geheule mehr, von nun an muss ich auf das Baby wirklich Acht geben, es besteht nämlich gerade das hohe Risiko einer Fehlgeburt. Ich höre wie schon wieder jemand ins Zimmer hineintritt, drehe mich aber nicht vom Fenster weg. „Yade ich bin es." Rita. „Ich bringe dir Klamotten." Sie legt diese aufs Bett und kommt nun zu mir ans Fenster. „Geht es dir besser? Hast du Schmerzen?" Ich lächele sarkastisch. „Spielen sie mir allen Ernstes immer noch etwas vor?" Ich schaue ihr diesmal in die Augen. „Nein ich...Yade ich habe nur das getan was mir befohlen wurde.", murmelt sie schamhaft. Ich verenge meine Augenlider. „Das ist das Einzige was sie zu sagen haben? Ich weiß wirklich nicht wie sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren können? Ich habe mich ihnen anvertraut verdammt und dabei arbeiten sie für diesen Psychopathen!" Sie sieht mich entschuldigend an und weicht meinen Blicken aus aber das kaufe ich ihr sicher nicht ab. „Es tut mir leid was passiert ist...aber ich kann dir versichern das er dir nichts antun wird und-." Hysterisch fange ich an zu lachen. „Er ist dafür verantwortlich das es überhaupt zu dem Unfall kam und dann entführt ihr mich GEGEN MEINEN WILLEN und er hat vor meinen Augen seinen eigenen Leuten eiskalt ins Bein geschossen!", zische ich. „Ja natürlich Rita ich bin mir sicher das er kein Psychopath ist und ich in guten Händen bin! Es ist ja nicht so das ihr mich entführt habt!", spreche ich in einem sarkastischen Ton. Ich lasse sie gar nicht mehr zu Wort kommen und spreche weiter. „Sagt mir endlich wieso? Wieso verdammt bin ich hier? Warum hat er mich hier her gebracht, was hat er mit mir vor? Ach und was haben sie bitte von mir erwartet, ich kenne euch nicht und stelle mir die schlimmsten Dinge vor! Verdammt ich bin schwanger und wegen euch bin ich kurz davor eine Fehlgeburt zu haben! Versetz dich mal in meine Lage!" Sie antwortet nicht. „Rita ich verstehe das alles nicht! Sag es mir endlich, warum das Ganze?!" Sie seufzt resigniert aber macht endlich ihren Mund auf. „Am zweiten Tag in dem du im Krankenhaus lagst hat er Informationen über dich im Frauenhaus gesammelt. Er wollte anfangs nur wissen wer du bist. Dann hat er eben alles über dich erfahren und urplötzlich die Entscheidung getroffen dich nach Spanien zu bringen. Als ich ihn gefragt habe weshalb, gab er mir nur als Antwort das er dir in dieser Weise helfen würde. Er stellt dir sein Haus zur Verfügung und wird sich wahrscheinlich um all deine Angelegenheiten kümmern...das war's auch, mehr weiß ich nicht. Yade ich kann dir mein Wort drauf geben, das er keine schlechten Absichten hat." Ich glaub ich hör nicht richtig. Wollen die mich veraschen? Ist das wirklich ihr Ernst? Mir auf diese Weise helfen? Hört sie eigentlich was sie da sagt? Schon vergessen das die mich entführt haben? Klar, bei einer Entführung seitens fremder Menschen, kann ich ja davon ausgehen das mir nichts zustoßen wird, ich mache mir also unnötig Sorgen um mich und brauche auch überhaupt keine Angst haben oder? Mir platzt der Kragen und ich bin mit meiner Geduld wirklich am Ende. „DAS MACHT ALLES ÜBERHAUPT KEINEN SINN!", schreie ich sie unerwartet an. Rita zuckt erschrocken zusammen. „Ich verstehe unter Hilfe etwas ganz anderes meine Liebe also glaube ich ihnen kein einziges Wort! Für wie dumm halten sie mich eigentlich huh?! Gab es vielleicht noch weitere Frauen vor mir hmm?!" Sie zieht die Augenbrauen zusammen und schüttelt verneinend den Kopf.
„Yade so ist das nicht-"
Ich unterbreche sie sofort denn sie erzählt mir hier nur dummes Zeug. „VERSCHWINDEN SIE!", kreische ich sie an und schubse sie von mir weg. Wer weiß wie viele Frauen diese Leute entführt haben und Gott weiß mit ihnen angestellt haben. Rita verlässt das Zimmer. Besser für sie, denn ich wäre ihr fast an den Kragen gegangen. Sie erzählt mir allen Ernstes hier eine sinnlose Geschichte und glaubt ich würde ihr das abkaufen. Niemand entführt jemanden in ein anderes Land und betitelt es als "Hilfe".
Wütend gehe ich zurück ans Bett setze mich hin und denke nach. Irgendwie muss ich diesen Leuten doch entkommen können...

YADEWhere stories live. Discover now