Kapitel 10

11.3K 255 17
                                    

Ich wusste genau wovon er sprach. Aber leider hatte, beziehungsweise habe ich noch keine Antwort auf diese Frage.
Außerdem ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt um über dieses Thema zu sprechen. Wir haben 5 Uhr morgens, Demir sollte sich lieber schlafen legen...denn so wie er gerade aussieht muss er einen anstrengenden Tag gehabt haben. Auch ich werde mich in mein Zimmer zurück ziehen. "Wir sehen uns morgen beim Frühstück...", murmele ich kleinlaut und steige somit die Treppen hinauf.

Punkt 10 Uhr sind Miran und ich auf den Beinen. Die paar Stunden hat er Gott sei Dank durchgeschlafen. Ich habe ihn gestillt, umgezogen, die Windel gewechselt und nun bin ich endlich an der Reihe. "Du wartest hier auf mich kleiner Mann." Ich lege ihn in sein Bett, wo er jedoch kurzerhand anfängt zu quengeln und seufzend nehme ich ihn wieder auf die Arme und beschließe ihn Rita zu übergeben.
Nachdem das erledigt ist, renne ich zurück in mein Zimmer und mache mich im Badezimmer einmal frisch. Ich sehe wirklich katastrophal aus. Diese dunklen Augenringe sollte ich später am besten mit einem Concealer abdecken. Doch vorerst stelle ich mich unter die Dusche. Nachdem ich dies auch von meiner Liste gestrichen habe föhne ich mir die Haare. Apropos ich leide seit der Geburt ein wenig an Haarverlust. Eingewickelt in einem Handtuch tapse ich barfuß zurück in mein Zimmer und öffne meinen Kleiderschrank. Ich greife nach einem schwarzen Unterwäsche Set und einem weißen Jogginganzug.
So das hätten wir. Gerade als ich mein Handtuch fallen lassen will, klopft es an meiner Zimmertür. Meine Tür...verdammt ich habe nicht abgeschlossen! "Stopp! Nicht reinkommen!", rufe ich panisch und renne zur Tür um mich hinter sie zu stellen, denn ich hatte vergessen abzuschließen.
Das ist mir bis jetzt noch nie passiert! "Ünal? Ist alles in Ordnung?" Es ist Demir. "Ja ist es!", sage ich seufzend und lehne meine Stirn gegen die Tür. Er würde sowieso niemals hineinplatzen aber was will er so früh am Morgen? "Kann ich reinkommen?" "Nein!", schreie ich plötzlich unerwartet und schließe seufzend meine Augen. "Ich...also nein...es ist gerade unpassend.", sage ich nun in einem normalen Ton. "Ich erwarte dich unten Ünal." Seine Schritte entfernen sich von meiner Tür. Erleichtert atme ich aus und entferne mich ebenfalls von meiner Zimmertür.
Ach Demir ach...

Als ich unten bin sehe ich Demir bereits am Esstisch sitzen. Frühstück ist schon angerichtet. Nachdenklich sieht Demir in die Ferne und bemerkt mich erst als ich den Stuhl nach hinten rücke um mich zu setzen. Er trägt einen schwarzen Kapuzenpullover, dessen Nike Emblem sich auf der rechten Brust kenntlich macht und als ich den Blick kurz nach unten wage erblicke ich tatsächlich eine schwarze Jogginghose. Geht er heute etwa nicht arbeiten? Hmm.
Irgendwie ist dieser Typ komisch drauf...nur werd ich nicht schlau aus ihm.

Als ich Miran plötzlich aus der Küche weinen höre stehe ich schnellstens von meinem Stuhl auf und will zu ihm, jedoch bringt ihn Rita bereits zu mir. "Rita! Tut mir leid, ich hab ihn total-," "Ist schon gut Liebes als du ihn runter gebracht hast, war ich so gut wie fertig mit dem zubereiten des Frühstücks." Wie konnte ich bloß so rücksichtslos sein und ihr Miran noch überlassen obwohl sie ohne hin schon genug zu erledigen hat.
Ich nehme ihr Miran aus den Armen und entschuldige mich erneut. "Yade es ist alles gut, beruhig ihn ein wenig anschließend kannst du ihn mir wieder geben damit du in Ruhe frühstücken kannst." Oh man. Ich fühle mich mies. Rita kümmert sich doch schon um den ganzen Haushalt und es ist nicht ihr Job sich auch noch um Miran zu kümmern. Was tue ich da eigentlich? "Rita ich kriege das schon hin, ruh dich ein wenig aus." "Yade ich bitte dich-,"
"Rita gehen sie.", ertönt plötzlich Demir's tiefe Stimme. Scheint als wäre jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden? "Ja Señor wie sie wünschen." Somit lässt sie uns alleine. Mit Miran auf den Armen setze ich mich schließlich auf meinen Stuhl. Er weint immer noch. Ich tätschele und streichele beruhigend seinen Rücken auf und ab, aber all das bringt nichts.
Demir's Blicke haften an mir.
Als ich zu ihm sehe, hat er seine kalten Blicke auf Miran gerichtet und plötzlich ziehen sich seine Augenbrauen zusammen.
Sicher stört es ihn das Miran hier am Esstisch herumkreischt. "Ich...es tut mir leid...ich gehe lieber auf mein Zimmer." Als ich schließlich aufstehen will, wird dies jedoch seitens Demir nicht geduldet. "Setz dich wieder Ünal."
"Aber-," "Ich sagte du sollst dich setzen.", befiehlt er mir regelrecht und da ich ihn nicht weiter wütend machen will tue ich einfach was er sagt. Ausnahmsweise. "Wofür entschuldigst du dich?" "Ich...Miran, er weint und-," "Entschuldige dich nie wieder dafür und das bei niemandem Ünal." Ich bin baff. Unfähig ein Wort über die Lippen zu bringen. "Verstanden?" Stattdessen nicke ich nur. Demir wirft einen letzten Blick auf Miran ehe er sich in aller Ruhe dem Frühstück widmet. Tatsächlich scheint ihn das Geheule von Miran überhaupt nicht zu stören, geschweige denn zu nerven. Dieser Mann ist mir wirklich ein Rätsel.

YADEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt