Bei Gringotts

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Am nächsten Morgen wurde ich schließlich von John aufgeweckt.
"Hey, Liz. Unten ist schon das Frühstück fertig. Ziehst du dich schnell an?"
"Ja, natürlich. Gib mir fünf Minuten."
Dann ging John wieder aus den Zimmer und ich sprang eilig von meinem Bett, um mir geeignete Kleider herauszusuchen. Schließlich hatte ich mich dann für mein grasgrünes Sommerkleid entschieden, auf dem vereinzelt Gänse- und Butterblümchen zu sehen waren, wie auf einer Wiese.

In der Küche saß ich fünf Minuten später neben John - die Kleinen schliefen noch - und schmierte mir ein Erdbeermarmeladenbrot mit Honig:
"Und wo wollen wir nun meine Utensilien kaufen?" fragte ich, noch immer unfassbar neugierig.
"In der Winkelgasse natürlich."
"Bitte wo?"
"In der Winkelgasse. Das ist ein Ort, verborgen vor der Muggelwelt, an dem du alles Mögliche bekommst, was man so zum Zaubern braucht. Natürlich gibt es dort auch eine Bank, sie heißt Gringotts, von der wir das Geld für deine Utensilien herbekommen. Mutter und Vater haben für jeden von uns ein Verlies mit genügend Geld angelegt. Ich habe von ihnen den Schlüssel für deins bereits bekommen."
"Das klingt schon recht aufregend. Aber wie kommen wir zu dieser Winkelgasse?"
"Wir apparieren in einen Pub in London, den Tropfenden Kessel. Für Muggel ist er unsichtbar, daher wird es niemanden stören, wenn wir dort plötzlich auftauchen. Dann sind es nur noch ein paar Fuß bis zu unserem Ziel."
"Wow, es gibt einen Pub, nur für Zauberer? Das ist ja unglaublich. Aber... Was ist dieses 'Apparieren'?"
"Nun ja, das ist recht schwer zu erklären... Bist du fertig mit dem Frühstück?"
Ich nickte etwas verwirrt.
"Dann nimm meine Hand."

Ich tat, wie mir geheißen und darauf setzte John an, sich um seine eigene Achse zu drehen, doch stattdessen drehte und veränderte sich die Umgebung um uns herum, während ich das Gefühl hatte, am Bauchnabel nach vorn gezogen zu werden.
Nach wenigen Augenblicken hörte dieses Gefühl auf und die Umgebung nahm Gestalt an.

Wir befanden uns in einem dunklen, stickigen Lokal, - offenbar war dies der Tropfende Kessel - in dem sich einige unverkennbare Zauberer und Hexen aufhielten. Jedoch konnte ich mich nicht groß weiter umsehen, da John mich schon am Handgelenk zur Hintertür des Lokals zog, hinter der sich ein kleiner Innenhof verbarg. Hier gab es eigentlich nichts zu sehen, bis auf ein paar Mülltonnen und eine Mauer, auf die John mit seinem Zauberstab tippte. Das irritierte mich, doch nach nur wenigen Augenblicken begannen die einzelnen Ziegelsteine der Mauer, sich von innen nach außen hin regelrecht aufzufalten und gaben den Blick auf eine Straße mit Kopfsteinpflaster frei, auf der sich einige weitere Hexen und Zauberer tummelten. Ich war überwältigt von all dem, was ich sah, und doch wollte ich mehr sehen, da mir die vielen Leute den Blick zu den Schaufenstern der Läden versperrten.

John zog mich durch die Menge hindurch, geradeaus auf ein hohes Gebäude zu, das so schief war, dass es offensichtlich durch Magie gehalten wurde, wie ich erkannte. Über dem Eingang des weißen Gebäudes hing eine Warnung, dass hier zwar unfassbar kostbare Schätze lauerten, man sie aber unmöglich stehlen könne. Anscheinend war dies Gringotts, die Zaubererbank.
Wir betraten das Gebäude und kamen in eine große Eingangshalle, in der einige fies aussehende, kleine Gestalten mit langen Ohren ihren Tätigkeiten nachgingen, wie zum Beispiel dem Abwiegen von Münzen.
"Das sind Kobolde", erklärte mir mein Bruder kurz, "erwarte keine Freundlichkeit von ihnen, denn das zählt nicht zu ihren Aufgaben, wie sie selbst es sagen."
Ich nickte bloß und ging neben John weiter zum hintersten Pult am Ende der Halle.

"Wir möchten bitte zum Verlies von Elizabeth Gorthon", gab John Auskunft von unserem Anliegen und der Griesgram von Kobold fragte: "Haben sie denn auch den Schlüssel?"
"Aber natürlich", erwiderte John und legte einen Schlüssel auf das Pult, das uns von dem Kobold trennte.
"Dort entlang", sagte er unfreundlich und deutete auf eine der vielen Flügeltüren der Halle. Wir folgten seinen Anweisungen und ein anderer Kobold brachte uns in einer Art Waggon letztendlich zu einem Verlies mit der Aufschrift "299". Dies musste mein Verlies sein. Ich war sehr neugierig, was sich darin wohl verbergen würde. Schließlich öffnete der Kobold die Tür und ein kleiner Raum kam zum Vorschein, in dem sich einige Knuts, Sickel und ein paar Galleonen - John hatte mir auf dem Weg das Zauberergeld erklärt - stapelten. Ich nahm mir von allem etwas mit, um später nicht zu viele Knuts an Wechselgeld tragen zu müssen, und da John still nickte, als ich ihn fragend ansah, musste das wohl reichen.

Die Unbekannte im Fall Newt Scamander, Artikel 3ADonde viven las historias. Descúbrelo ahora