In der Winkelgasse

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Nachdem wir die etwas lichtlose Bank ohne große weitere Worte wieder verlassen und natürlich den Verliesschlüssel wieder mitgenommen hatten, gingen wir zuerst in einen Laden, in dem ich meine Schuluniform bekam. Da sich die Gelegenheit bot, kaufte ich mir dazu noch günstig ein Festkleid dazu, wobei mir später auffiel, dass es sowieso auf meiner Liste mit den für die Schule nötigen Dingen stand.
Danach besorgten wir mir einen Kessel, Schutzhandschuhe, Pergament, Tinte und sonstige Schulsachen. Darauf meinte John, ich sollte schon mal in den Zauberstabladen gehen, während er noch eine andere Besorgung machen würde.

Ich betrat also den recht unaufgeräumten Laden, der den Namen Ollivander trug. und wurde von einem jungen Mann mit dunkelblondem Haar und leuchtenden blauen Augen empfangen: "Hallo, junges Fräulein. Ich bin Mister Garrick Ollivander, Zauberstabmacher."
"Guten Tag, mein Name ist Elizabeth Gorthon."
"Ah, Gorthon. Ich erinnere mich, wie ich vor einigen Jahren, als ich gerade dieses Geschäft übernommen hatte, ihrem Bruder einen Zauberstab verkaufte. Er war aus dem Holz eines Wallnussbaums, der Kern aus Einhornhaar, zwölf Zoll lang und spröde. Sie müssen wissen, dass sich der Zauberstab seinen Zauberer aussucht und nicht umgekehrt. Ich selbst kann dabei lediglich helfen, indem ich Zauberstäbe, die prinzipiell nicht auf sie passen können, ausschließen kann. Das ist glücklicherweise meist ein Großteil aller Zauberstäbe, die ich anzubieten habe."

Ich nickte verständlich und Mr. Ollivander begann, mit einem Band von mir Maß zu nehmen und verschwand darauf hinter einem Regal, tauchte aber nicht lange danach mit einer violetten, länglichen, quaderförmigen Schachtel wieder auf.
"Apfel, Einhornhaar, elf Zoll und spröde", sagte er und drückte mir den beschriebenen Zauberstab in die Hand, und als ich ihn schwang, sprühte er leichte, gelbe Funken.
"Nun, dem Anschein nach würde der Zauberstab sich mit Ihnen zufrieden geben, doch ein anderer würde sicher besser zu Ihnen passen."
Kaum hatte er dies gesagt, verschwand er erneut und kam diesmal mit einer längeren, schwarzen Schachtel zurück: "Eiche, Phönixfeder, zwölf Zoll und leicht biegsam." Er drückte mir den Zauberstab in die Hand und ein Gefühl von Harmonie breitete sich in mir aus. Als ich den Stab schwang, versprühte der Stab bunte, leuchtende Funken, die ich aber mit Leichtigkeit kontrollieren konnte.
"Oh ja, dieser Zauberstab hat sich eindeutig für sie entschieden. Er kostet sieben Galleonen und acht Sickel", sagte Ollivander. Ich zahlte ihm das Geld und er gab mir die Schachtel, in die er den Zauberstab zurückgelegt hatte.
Ich verließ freudig den Laden und traf vor dessen Eingang auf John. Er hatte einen Käfig mit einer unübersehbaren, vor allem aber unüberhörbaren Eule.
"Das ist ab sofort deine Schleiereule. Ihr Name ist Luna."
"Vielen Dank, John. Sie sieht ja wirklich unglaublich schön aus. Aber warum besorgst du mir ausgerechnet eine Schleiereule?"
"Naja, das war Intuiton", erwiderte er, während ich ihn, so gut es ging, dankend umarmte.

Danach nahm ich ihmden Käfig ab und betrachtete die Eule genauer. Aus Schulbüchern wusste ich, dass weibliche Schleiereulen für gewöhnlich ein dunkleres Gefieder als die Männchen hatten, doch Lunas Gefieder war in einem dafür ungewöhnlich hellem Beige. Außerdem war ihr Schleier sehr herzförmig und in einem makellosen Schneeweiß.
Ich fand sie wunderschön und ihr Blick hatte für mich eine gewisse Sympathie, etwa so, wie es in einer Freundschaft sein musste.
Bisher hatte ich leider nie Freunde gehabt, weil es mit Sicherheit nicht von Vorteil gewesen wäre, wenn Muggel dabei gewesen wären, wenn ich oder meine kleinen Geschwister versehentlich Magie eingesetzt hätten. Und wir kannten auch keine anderen Zaubererfamilien, die Kinder in meinem Alter hatten und die wir besuchen konnten. Aber mich hatte das nie sehr groß gestört, schließlich hatte ich ja meine Geschwister, mit denen ich immer Zeit verbringen konnte und Mutter und Vater waren ja auch, so oft es ging, da.
Aber Luna kam mir jetzt schon so vertraut vor, dass ich sie meine Freundin nennen würde.

Nachdem wir noch eilig meine Schulbücher besorgt hatten, gingen wir zurück zum Tropfenden Kessel und aßen eine Soup Soup Soup, bevor wir nach Hause zurückkehrten. Die Kleinen brauchten schließlich auch eine warme Mahlzeit zum Mittag.

"Hallo, wir sind zurück!", rief John in das Haus hinein, während wir eintraten.
"Hallo!", kam es von zwei Kinderstimmen aus dem Kaminzimmer, während wir die Pakete mit den Schulsachen auf den Esstisch stellten, um erstmal unsere Schuhe und Mäntel auszuziehen und ordentlich wegzuräumen.

"Habt ihr mir auch keinen Unfug angestellt?", fragte John die Mädchen schmzunzelnd, als sie zu uns in die Küche kamen. Darauf schüttelten diese nur eifrig den Kopf, was mich grinsen ließ.
"Na, dann helft mir doch bitte mal, meine Sachen in mein Zimmer zu tragen", forderte ich sie auf und kurz darauf huschten ein sechs- und ein achtjähriges Mädchen mit jeweils einem Paket an mir vorbei und die Treppe hinauf.
"Was ist den mit denen los?", fragte ich irritiert zu mir selbst und nahm mir die restlichen Sachen - John wollte Luna sich erst noch in der Küche ausruhen lassen - und ging nach oben in mein Zimmer, in dem Mary und Ann noch in meinem Zimmer herumstanden.
"Legt die Sachen einfach dort auf den Boden", bedeutete ich ihnen und sagte ihnen darauf, dass sie sich auf mein Bett setzen sollten, Sie taten wie geheißen.
"Also, was habt ihr nun schon wieder angestellt", fragte ich die beiden wissend, dass sie irgendetwas verbergen wollten.
Ertappt antworteten sie zögerlich: "Also... wir.. ehm... Also, das ist so..."

Die Unbekannte im Fall Newt Scamander, Artikel 3AWo Geschichten leben. Entdecke jetzt