Gleis neundreiviertel

860 36 0
                                    

Die Umgebung formte sich nach kurzer Zeit neu und so standen wir, mit den Sachen, in einem anderen Kamin in einem anderen Raum. Letzterer sah wie eine Art Aufenthaltsraum aus, der allerdings, bis auf uns beide, leer war.
"Das hier ist, wie der Tropfende Kessel, ein Ort, der Muggeln verborgen ist, weshalb hier auch niemand ist. Die meisten Zauberer reisen nicht mit Flohpulver nach King's Cross, einerseits weil sie es ihren Kindern nicht selber zutrauen, nicht die richtigen Kamine haben oder kein Flohpulver besitzen", machte John mir verständlich , während wir den Raum verließen.
Draußen liefen viele Leute umher, die einen Eile, die anderen mit Ruhe und wieder andere fielen gerade ihren Familien in die Arme.
Ich dagegen folgte John wie ein Entenjunges zum dritten der vier Stützpfeiler zwischen den Gleisen neun und zehn.
"Willst du da etwa hinein laufen? Wie soll das denn gehen?", fragte ich skeptisch.
"Aber natürlich. Dies ist der Zugang zum Gleis neundreiviertel. Auch er ist den Muggeln verborgen. Und keine Sorge, sie können es nie und nimmer bemerken, wenn man hindurchläuft."

Ich verstand und folgte ihm durch die Mauer. Dennoch hatte ich etwas Angst vor dem Aufprall und schloss daher die Augen, doch es passierte nichts. Verwundert öffnete ich sie wieder und sah ein Gleis, dass mit seinen ganzen Ausschilderungen, die man nicht übersehen konnte, als das Gleis neundreiviertel mit dem Hogwarts-Express herausstellte.
Hier tummelten sich dutzende unverkennbare Hexen und Zauberer, von denen viele gerade ihren Kindern oder Enkeln das Gepäck in den Zug gaben.
John und ich gingen ebenfalls in die Menge, die aus Erwachsenen und (zukünftigen) Hogwarts-Schülern bestand, zu einem der Waggons. Ich trug Luna in ihrem Käfig und meinen Koffer in den Zug und als ich ein Abteil fand, in dem noch ein Platz frei war, fragte ich das schwarzhaarige Mädchen, ob ich mich setzen dürfte. Nachdem sie bejahte und mir auch anbot, meinen Koffer in die Gepäckablagen zu befördern, verließ ich noch einmal den Zug, um mich noch von meinem Bruder zu verabschieden.
"Ich werde euch vermissen", sagte ich.

"Wir dich doch auch."

"Und kümmer dich gut um die Kleinen, jetzt hast du ja fast doppelt so viel zu tun", sagte ich leicht schmunzelnd und umarmte John.

"Pass gut auf dich auf", sagte er noch und entließ mich in den Zug.
Ich ging wieder zu dem Mädchen ins Abteil, stellte Lunas Käfig, der auf meinem Sitzplatz stand, zu meinem Koffer auf die Ablage.
In dem Abteil saßen noch zwei Jungen. Einer von ihnen war blond und leicht stämmig, der andere rothaarig mit einem Gesicht voller Sommersprossen und etwas schlaksig.

Nun fing das Mädchen an zu reden:
"Mein Name ist Leta, Leta Lestrange. Das hier", sie deutete auf den blonden Jungen, der nun aufsah und mich freundlich ansah, "ist Joseph Jankins."

"Hey", sagte dieser, "du kannst mich aber auch Jo nennen."
Ich nickte leicht und der andere Junge begann, sich vorzustellen:
"Mein voller Name ist Newton Artemis Fido Lurch Scamander, aber bitte nenn' mich einfach Newt", sagte er grinsend und reichte mir, wie die anderen auch, die Hand, bevor ich dann neben ihm Platz nahm.

"Und wer bist du? Ich habe dich noch nie auf Hogwarts gesehen. Ist wohl dein erstes Jahr, hm?", meinte Leta.

"Oh, äh, ja, also ich bin Elizabeth Gorthon, aber die meisten nennen mich Liz. Und ja, das ist mein erstes Jahr auf Hogwarts. Und für euch?", stellte ich die Gegenfrage.

"Das ist unser zweites Schuljahr. Aber sag mal, wie heißt denn deine Begleitung?", kam es von Jo und sein Blick fiel dabei auf meine Eule.

"Das ist Luna, meine Eule. Ich liebe sie wirklich über alles auf der Welt, schon vom ersten Moment an. Sie ist quasi meine beste Freundin, mit der ich mich auf seltsame Art auch verbunden fühle", erläuterte ich leicht verlegen.

"Ich finde, sie sieht wirklich sehr schön aus", sagte Newt.

"Mein Wiesel, das neben meinem Koffer steht, heißt übrigens Barty."
In diesem Moment kamen zwei Katzen hervor.

"Die schwarze Katze hier ist meine Lola", meinte Leta.

"Und der getigerte Kater hier heißt Alfred", schloss Jo an.

Nach einiger Zeit, in der wir uns prächtig unterhielten, fragte ich schließlich:
"Wie ist es eigentlich so auf Hogwarts?"

"Es ist eigentlich ziemlich schön da. Aber hüte dich vor Peeves, dem Poltergeist. Ihn willst du garantiert nicht zum Feind haben, denn dann wird er dir das Leben zur Hölle machen", führte Leta aus.

"Es gibt Geister auf Hogwarts? Das hat mir mein Bruder ja gar nicht erzählt", erwiderte ich erstaunt.

"Nun ja, jedes Haus hat seinen eigenen Hausgeist. Es gibt aber auch noch weitere Geister auf Hogwarts, zu denen auch Peeves zählt. Aber von den Häusern wird dein Bruder dir sicherlich erzählt haben, oder?", meinte Newt diesmal.

"Natürlich, das hat er. Er sagt, er selbst sei in Hufflepuff gewesen. Und in welchem Haus seid ihr?"

"Oh, wir sind nicht alle im selben Haus", erklärte Jo wieder.

"Genau. Jo ist ein Gryffindor, Leta eine Slytherin und ich bin in Hufflepuff. Aber obwohl wir in verschiedenen Häusern sind, verstehen wir uns super und sind gute Freunde", führte Newt aus.

Die Unbekannte im Fall Newt Scamander, Artikel 3AWhere stories live. Discover now