Das Todesurteil

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Also ging ich zu den Tierwesen und belegte die meisten mit einem Desillusionierungszauber, aber beispielsweise die Mondkälber, den Demiguise Dougal und den Niffler, die Bowtruckles, sowie die Doxys, ließ ich aus, damit das alles nicht unbedingt allzu verdächtig wirkte. Den Obscururs konnte ich nur leider nicht unsichtbar machen, dazu war es eine zu mächtige Form der dunklen Magie. Ich wusste genau, dass das der Auslöser für den Ärger sein würde, den Frank bereits angekündigt hatte, doch mir blieb keine andere Wahl, als den Obscurus an Ort und Stelle im Koffer zu belassen. Besonders, da jetzt auch schon die ersten Mitarbeiter des Macusa den Koffer betraten.
Schleunigst desillusionierte ich mich selber und wartete, bis alle weit genug von der Leiter des Koffers entfernt waren, sodass ich mich unbemerkt hinausschleichen konnte.
Ich fand mich in hellem Licht wieder, das von einigen Lampen auf den Koffer geworfen wurde und den ansonsten in Dunkelheit gehüllten Raum äußerst spärlich erleuchtete. Ich konnte gerade noch sehen, dass die Wände des Raums in einem sterilen Weiß gehalten waren und ich konnte die Tür erkennen, durch die ich schließlich einen langen, aber immerhin hellen Flur betrat. Noch immer unsichtbar schloss ich die Tür wieder hinter mir und suchte eilig nach  Queenie, Porpentina und Newt. Ich wusste immerhin, dass Queenie zu dieser Zeit ebenfalls hier arbeiten musste. Zwar machte sie nur den Kaffee für die wichtigeren Mitarbeiter, aber wenn sie die ganze Zeit hier herumlief, bestand durchaus die Chance, sie zu finden. Und natürlich war Jakob auch noch da. Nach allem, was ich mitbekommen hatte, müsste er jetzt gerade mit Porpentina und Newt in einer Zelle sitzen. Und ich ging jede Wette ein, dass selbst beim Macusa die Zellen für Gefangene unten im Keller waren, weshalb ich auch direkt einen Fahrstuhl suchte, mit dem ich nach unten fahren konnte, da Treppen wohl zu viel Zeit in Anspruch nehmen würden.
Doch da bot sich mir schon das nächste Problem: Ein Kobold stand im Fahrstuhl, weshalb ich ja wohl schlecht unbemerkt zu den Zellen kommen würde, doch da kam mir eine Idee. Eigentlich wollte ich das ja nicht tun, doch ich schockte den Kobold, sodass dieser bewusstlos wurde, und nahm den Fahrstuhl zum untersten Stockwerk.

Ich brauchte eine Weile, bis ich mich in dem Kellergewölbe zurechtgefunden hatte, doch schon sehr bald sah ich einige Zellen, in einer davon Newt, Jakob und Porpentina.
"Hey, Leute!", begrüßte ich sie freudig und erleichtert, Newt wohlbehalten wiederzusehen.
"W- wer ist da?", fragte Jakob und sah sich panisch um. Schließlich war ich ja noch unsichtbar und vielleicht sollte ich das auch sicherheitshalber erst einmal bleiben, denn ich hörte schon die Schritte von herannahenden Mitarbeitern des Macusa.
"Jakob, ich bin's, Elizabeth. Aber ich bin unsichtbar. Desillusionierungszauber. Aber psst, es kommt jemand", versuchte ich, seine Verwirrung kurz und knapp wieder zu lösen und die anderen auf die Schritte aufmerksam zu machen, welche nun schon ganz nah waren.
Zwei Frauen in weißen Kitteln kamen nun und schlossen die Zelle auf, um Newt und Porpentina zu holen und sie abzuführen. Kurz haderte ich, ob ich mich nun um Jakob oder um Newt kümmern sollte, doch mein Gefühl sagte mir, dass letzterer wahrscheinlich in wesentlich größerer Gefahr steckte und so bemühte ich mich, der kleinen Gruppe mit leisen Schritten zu folgen.
Die beiden Frauen führten uns in eine Art Verhörraum. Er hatte metallene, graue Wände und ein ebenso ausladender Tisch befand sich in der Mitte des Raumes. Uns gegenüber saß bereits ein gewisser jemand, der dieser Mr Graves zu sein schien. Er hatte schwarzes Haar, das in Ansätzen bereits grau geworden war, und trug, wie sehr viele andere auch, einen schwarzen Anzug. Doch mir fiel besonders etwas ins Auge, das sich in der Tasche seines Jacketts befand. Es war eine Art Kette mit einem Zeichen, das ich irgendwo schon einmal gesehen hatte. Es war ein Dreieck, in welchem sich ein Kreis befand. Kreis und Dreieck wurden dann in der Mitte noch durch einen geraden Strich geteilt. Ich war mir wirklich sicher, dass ich dieses Zeichen schon einmal gesehen haben musste, jedoch konnte ich mich nicht mehr genau erinnern, wann oder wo mir das Zeichen zu Augen gekommen war. Es könnte schließlich überall auf der  Welt gewesen sein, wenn man bedachte, wie viel Newt und ich doch umherreisten.

Aus meinen Gedanken geholt wurde ich erst, als dieser Mr Graves eine gewisse Person erwähnte. Eine Person, die Newt John, Leta und mich damals vor einem Schulverweis bewahrt hatte und der ich noch immer zutiefst dankbar war. Ja, er sprach hier tatsächlich von Albus Dumbledore, meinem ehemaligen Lehrer in Verwandlung und dem stellvertretenden Schulleiter von Hogwarts. Ein Mann, zu dem ich aufgrund seiner Weisheit wahrscheinlich auf ewig aufsehen würde, denn er wusste nicht nur, die richtigen Entscheidungen zu treffen, sondern er wusste auch seine magischen Fähigkeiten präziser und wirksamer zu benutzen als sonst jemand auf dieser Welt.
Was mich jedoch verwunderte, war, dass Mr Graves sich sehr für Dumbledore zu interessieren schien, wobei das doch hier nicht von Belangen war, zumindest nicht, was die Tatsache anging, dass gerade Dumbledore sich damals für uns eingesetzt und uns vor einem Rausschmiss auus Hogwarts bewahrt hatte. Besonders verdächtig war das aber wohl nicht zuletzt, weil Mr Graves wohl nicht auf Hogwarts gewesen war und Dumbledore somit gar nicht kennen konnte.
Doch nun sprach Newt weiter und ich verfolgte wieder das Gespräch: "Was wollen Sie damit sagen, was ich damit bezwecken wollte?"
"Sie wollten die Zauberergemeinschaft enthüllen und einen Krieg zwischen der magischen und der nichtmagischen Welt provozieren."
"Massensterben für ein größeres Wohl, meinen Sie?" Den Spruch "für das größere Wohl" kannte ich bereits. Und er verhieß nichts gutes. Denn dieser Spruch war das Motto des Zauberers Gellert Grindelwald, der vermutlich schlimmste und gefährlichste Zauberer aller Zeiten, der vor einiger Zeit aus dem Gefängnis Nurmengard ausgebrochen war. Mit diesem Motto wollte er rechtfertigen, warum er so sehr nach Macht strebte und die Muggel unbedingt unterdrücken wollte.
"Ja", antwortete Graves nur.
"Ich bin keiner von Grindelwalds Fanatikern, Mr Graves", erklärte Newt sich und sah sein Gegenüber eindringlich an.

"Ich frage mich, was Sie mir hierüber erzählen können, Mr Scamander", wechselte Mr Graves das Thema. Während Newt sichtlich schon ahnte, was jetzt kam, beförderte Graves den Obscurus in seiner verzauberten Hülle zum Tisch in der Mitte des Raumes.
"Das ist ein Obscurus", erklärte er in Porpentinas Richtung, "Aber es ist nicht so, wie du denkst. Ich entfernte ihn vom Körper des Mädchens, während ich versuchte, sie zu retten", entschuldigte er sich quasi bei ihr, "Ich wollte ihn mitnehmen, um ihn zu studieren, aber außerhalb dieser Hülle kann der Obscurus nicht überleben. Er kann niemanden verletzen, Tina."
"Also ist er nutzlos ohne den Wirt", stellte Graves fest.
"Nutzlos? Das ist eine parasitäre magische Form , die ein Kind getötet hat, wofür sollte man sie benutzen?", stellte Newt die Frage und Graves schien kurz ertappt, ehe er sich wieder fing und meinte:
"Sie täuschen niemanden, Mr Scamander. Sie haben diesen Obscurus nach New York gebracht, um Zerstörung zu verursachen und das Abkommen zur Geheimhaltung der Zauberergemeinschaft zu brechen und die magische Welt zu enthüllen."
"Sie wissen, dass der Obscurus niemandem wehtun kann, Sie wissen es", wollte Newt sich verteidigen, doch Graves sprach einfach weiter:
"Sie haben alle Zauberer und Hexen zutiefst betrogen und werden daher mit dem Tode bestraft."
Was?! Das war ja wohl selbst für amerikanische Verhältnisse vollkommen überzogen. Irgendetwas musste Graves im Schilde führen, das stand fest.
"Ms Goldstein, die Ihnen dabei geholfen hat, ebenfalls", fügte er dann noch hinzu, "ich werde Madam Picquery persönlich davon berichten."
Das war ja wohl nicht sein Ernst. Berichten würde er ihr davon wohl mit Sicherheit nicht. Und auch wenn ich Queenies Schwester nicht wirklich mochte, konnte ich so eine Ungerechtigkeit ja wohl kaum auf sich beruhen lassen. Ganz besonders Newt würde ich nicht dem Schicksal überlassen. Ich musste etwas unternehmen!

Die Unbekannte im Fall Newt Scamander, Artikel 3AWo Geschichten leben. Entdecke jetzt