02 | Venice Beach

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a sweet friendship
refreshes the soul
— proverb

❝a sweet friendship refreshes the soul❞— proverb

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M A T T

Wenn immer Arielle in einer Wolke aus Zuversicht, nervöser Aufregung und rotem Kupferhaar hinter der Tür zu den Casting-Calls verschwand, wusste ich eine lange Weile nichts mit mir anzufangen.

Während ich ihr – mental natürlich – die Daumen drückte und gleichzeitig hoffte, dass sie eines Tages verstehen würde, dass die kalte und oberflächliche Welt nicht für sie gemacht war, drehte ich ein paar ratlose Runden im Wartesaal und versuchte, nicht allzu auffällig in die Richtung der schlanken, teilweise leicht bekleideten und stark blondierten Nachwuchsschauspielerinnen zu sehen, gegen die Arielle jede Woche erneut antreten musste.

Die meisten kauten Kaugummi, lasen in den Skripten über Rita und Jared, oder tippten mit langen Fingernägeln auf ihren Handybildschirmen herum, während sie darauf warteten, dass die Tür sich öffnete und Arielle wieder daraus hervortrat.

Ich lehnte mich gegen die Wand, starrte die eingerahmten Filmplakate an, die dort hingen und versuchte, dem Strahl der Klimaanlage auszuweichen, der direkt auf mich gezielt zu sein schien. Aus den Lautsprechern erklang gedämpft ein Popsong und ich ertappte mich nach fünf Minuten dabei, wie ich mit dem Fuß auf und abwippte.

Sofort riss ich mich am Riemen. Verdammt. Ich mochte doch keine moderne Musik. Vor allem nicht das, was sich Tropical House schimpfte und mich aus jedem möglichen Radio beschallte.

Zwei Blondies hatten die Köpfe zusammengesteckt und sahen immer wieder in meine Richtung, während sie demonstrativ durch emphatisches Kichern ihr Interesse zum Ausdruck brachten. Die Rechte erinnerte mich jedoch zu sehr an meine psychotische Ex, als dass ich ihr Interesse erwidern könnte. Und die andere?

Ach nein. Eigentlich hatte ich im Augenblick keine Zeit für so etwas wie eine Beziehung. Eine reine Zeitverschwendung, sowas. Und neben Arielle noch eine weitere Freundin zu unterhalten, na, danke. Das wäre nichts, dass ich mir in meinen jungen Jahren aufbürden würde. Später vielleicht.

Arielle brauchte heute erstaunlich lange. Normalerweise war sie nach sieben bis acht Minuten wieder fertig mit einer Audition, je nach dem, wie lange die Szenen waren oder wie viel sie über sich selbst erzählen sollte – aber ich entschied, es als ein gutes Zeichen zu sehen, dass sie diesmal entschieden mehr Zeit benötigte, als üblicherweise.

Ich hatte schon oft überlegt, was geschehen würde, wenn sie es eines Tages schaffte. Wenn jemand genau das in ihr sah, wie ich es tat. Dieses aufgeweckte warme Wesen, mit einer unerschütterlichen Frohnatur (die selten von einer Prise Zynismus getrübt wurde, aber wirklich nur selten). Was würde dann geschehen? Wenn sie eine Rolle bekäme? In einem Film auftauchen würde? Man hatte doch schon von solchen Fällen gehört. Berühmt über Nacht. Die gesamte Star Wars Cast, egal welcher Generation war dafür doch das beste Beispiel.

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