Kapitel 11

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Ein wenig neben mir stieg ich aus Kevins weißem Auto und legte meine Tasche locker um meine Schulter, ehe ich dankend meinen Koffer entgegen nahm, den Kevin mir soeben reichte. Natürlich würde ich keinen normalen Linienflug nach San Fransisco, sondern wieder einmal die äußerst modernen Verkehrsmittel der Sternenflotte nutzen, trotzdem würde es ein wenig dauern bis ich endlich dort ankommen würde und somit hatte ich genügend Zeit diese ganzen Ereignisse revu passieren zu lassen. „Schade, dass du so übereilt aufbrechen musst", stellte Kevin fest, der gemeinsam mit mir durch die gläserne Eingangshalle des Flughafen lief, während ich eilig die leuchtenden Schilder durchlas, um mein richtiges Gate zu finden. „Ja, das ist es", antwortete ich ihm abwesend, da ich endlich den richtigen Pfeil gefunden hatte, ehe ich jedoch in den riesigen Gang ging, dessen Fließen mit kleinen Lampen verziert war, meinte ich noch zum Abschied: „Aber ich komme sicher bald wieder", danach umarmte ich ihn mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen und auch er sah nicht mehr ganz so mitgenommen aus, als wir uns voneinander lösten. „Ich weiß ja, wie sehr dir deine Arbeit am Herzen liegt", entging er mir verständnisvoll, bevor ich mich umdrehte und in den Flur lief, nur um Sekunden später noch einmal Kevins Stimme zu hören, die lautstark rief: „Erzähl mir dann was die Kerle über diesen Anschlag gesagt haben!", obwohl er natürlich wusste, dass ich ihm nichts erzählen konnte, da ich ansonsten ziemlich großen Ärger bekommen hätte, aufgrund der Geheimhaltungsvorschrift der Sternenflotte.

Mit hastigen Schritten lief ich über die weißen Marmorfließen, des Flughafengeländes und hielt in meiner rechten Hand meinen Kommunikator, auf dem mein Ticket gespeichert war und der permanent in meiner schlanken Hand vibrierten, während ich in der Linken meinen dunkelgrünen Koffer hinter mir herzog, obwohl ich dadurch manchmal fast zu Fall gekommen wäre. Irgendwie zog es mich zurück in meine Heimat, denn immer mehr beschlich mich ein komisches Gefühl im Bezug auf diese schreckliche Explosion, zudem kam, dass ich endlich meine neue Vorgesetzte kennen lernen wollte und das Ganze auch noch Jim beibringen musste, der sicherlich nicht gerade erfreut darüber sein würde, wenn ich nicht mehr an seiner Seite war, vor allem da ich meine Entscheidung ziemlich schnell getroffen hatte, aber bei so etwas konnte man auch nicht lange überlegen. Andererseits gehörte ihm die Enterprise nicht mehr, sofern einem ein Raumschiff dieser Klasse überhaupt gehören konnte, und ich wollte nur sehr ungern seine Streitgespräche mit seinem neuen Captain miterleben. Außerdem würde es unserer Beziehung vielleicht ganz gut tun, wenn wir nicht permanent aufeinander saßen, selbst wenn es auf der Enterprise immer sehr gut funktioniert hat. Mit ein paar letzten Schritten erreichte ich die Schleuse die zu meinem Shuttle führte und scannte meinen Code unter einem grünlich leuchtenden Scanner, ehe ich den anderen Passagieren folgte, die alle die Uniform der Sternenflotte trugen im Gegensatz zu mir. Ich trug eine zerrissene Hose und ein einfaches graues T-Shirt, da es die ersten Sachen waren, die ich in dem durcheinander meines Koffer gefundnen hatte, zudem trug ich immer noch den leicht angestaubten Mantel und Turnschuhe, deren Profil schon so abgelaufen waren, dass die Sohlen schon beinahe glatt war. Meine Haare waren schnell nach hinten gebunden und sicherlich zeichneten sich die Spuren der Erschöpfung auf meinem Gesicht ab, weswegen ich wohl ziemlich, aus den anderen Leuten hier an Bord ,hervorstechen musste. Schließlich wirkten die Männer und Frauen alle ziemlich gepflegt und sehr ausgeruht, obwohl bestimmt auch in die Vorkommnisse des Archives von London verwickelt waren.

Erschöpft ließ ich mich auf einen der schwarzen lederneren Sessel sinken und verstaute meinen Koffer, sowie meine Handtasche unter dem Sitzt, ehe ich mich wieder aufrichtete und meinen Blick aufmerksam durch das Shuttle schweifen ließ, das im halbdunklen lag, da die Sonne schon am Untergehen war. Die meisten der Mitreisenden waren an Bord und hatte die Leselampen angemacht und ihre Augen in eine Lektüre vertieft nur eine einzige Person fiel mir ins Auge, dabei handelte sich um eine junge Frau mit mittellangen, blonden Haaren, die schräg gegenüber von mir saß und mich aufmerksam musterte, sodass ich ein beklemmendes Gefühl in meinem Magen ausbreitete. Schnell schaute ich auf meine Hose, bevor ich noch einmal meine Handtasche hervor kramte und nach meinem Tablet griff, das ich auf meinen Oberschenkeln ablegte. Mit einer eleganten Bewegung schälte ich mich aus meiner Jacke, die ich als Polster nahm, da die restliche Wärme das Sitzen angenehmer machte, danach schloss ich mit ein paar gekonnten Griffen meinen Gurt und schaltete mein Tablet ein, auf dem einige Nachrichten von Uhura und Leonard eingegangen waren. Pille wollte nur wissen, ob ich schon auf dem Weg zurück war und erkundigte sich noch einmal nach meinem Wohlbefinden, was ich irgendwie süß fand, andererseits schob ich seine Fürsorge auf die Tatsache, dass er Arzt war. Jedoch beunruhigte mich Nyotas Nachricht ein wenig, die aus nur einem Satz bestand, der allerdings meinen Puls in die Höhe schnellen ließ „Jim ist seit Stunden verschwunden!". Nachdem ich das gelesen hatte, schickte ich James augenblicklich ein paar Nachrichten von denen alle unbeantwortet blieben. Mit einem genervten Stöhnen ließ ich mich in meinen Sessel fallen wofür ich einen seltsamen Seitenblick von meinen Sitznachbaren erntete, was mir jedoch ziemlich egal war. Denn ich versuchte nun verzweifelt mich auf etwas Schönes zu konzentrieren und nicht auf meinen Freund, der verschollen war.

Den Großteil des Fluges hatte ich abwesend an die Decke gestarrt, oder versucht wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen, obwohl dies aufgrund meiner Gedanken beinahe unmöglich schien. Einmal war ich sogar kurz davor gewesen , nur musste natürlich genau in diesem Moment meine Sitznachbarin auf die Toilette und ausgerechnet über meine Füße stolpern, sodass ich anschließend nicht nur tot müde war, sondern auch einen schmerzenden Knöchel besaß. Deswegen war ich heilfroh, als ich endlich aus dem kleinen Shuttle stieg und die morgendliche Luft, des halbwachen San Franciscos einatmen konnte. Seitdem ich hier wohnte, genoss ich immer mehr die ruhigen Momente des Lebens, selbst wenn ich als Jugendliche die Ruhe von Iowa immer verabscheut habe, da dies wirklich kein Ort für junge Mädchen war, selbst wenn diese nicht von ihrer Mutter gequält wurden. Diese große Stadt jedoch schien fast nie zu schlafen, da immer irgendwo Lichter brannten und Passanten unterwegs waren, so wie es auch jetzt der Fall war, als ich über die Straßen, vor dem Sternenflottengebäude, lief. Auch an meinem Arbeitsplatz brennten noch einige Lichter, trotz der Tatsache, dass es gerade einmal halb vier am Morgen war. Soweit ich es von meinem Standpunkt aus erkennen konnte, sträunte sogar noch Admiral Pike durch sein Büro, das er in den letzten Monaten immer weiter ausgebaut hatte, was mir mich leicht lächeln ließ. Trotzdem musste ich meinen Blick von dieser Szenerie abwenden, schließlich wollte ich noch ein Taxi bekommen, das mich nach Hause fuhr, denn um diese Uhrzeit wollte ich nur sehr ungern mit einem Koffer durch die Straßen laufen, man wusste ja nie wer einem begegnet. Also stieg ich in ein hell schimmerndes Auto, in dessen Lack sich die Straßenlaternen widerspiegelten und sagte der fremd wirkenden Frau in welche Straße sie mich bringen sollte, was sie mit einem leichten Kopf schütteln beantwortete. Sie besaß keine Haare und ihre Ohren wirkten seltsam spitz und lagen eng an ihrem blau schimmernden Kopf an, wenn mich nicht sogar alles täuschte besaß sie Kiemen an ihrem Hals. Ein weißer Pullover verdeckte den Rest ihres abgemagerten Körpers, was ich daran erkennen konnte, das ihre langen Finger nur aus Haut und Knochen bestanden und die Ärmel ihres Pullovers schlaff herunter hingen, was in mir ein Gefühl der Trauer auslöste. Manchmal fand dich es ungerecht, dass wir in einer solch modernen Welt lebten, in der beinahe alle sozialen Ungleichheiten beseitigt waren, trotzdem gab es immer wieder Fälle, die durch das Gitter der sozialen Unterstützung fielen und selbst schauen mussten, wo sie blieben. Natürlich wusste ich nicht, ob meine Fahrerin auch zu diesen Menschen gehörte, aber trotzdem hatte sie ein Problem. Weswegen ich auch etwas mehr Geld als eigentlich notwendig war auf ihr Gerät buchte, als wir endlich vor dem großen Gebäude angelangt waren, in dem sich meine Loft befand.

Als ich aus dem Wagen ausgestiegen war, blieb ich erst einmal ein paar Minuten vor der Eingangstür stehen und atmete dreimal tief durch. Sicherlich würde ich heute nicht mehr viel Schlaf bekommen, da sich Flottenadmiral Lynch vermutlich mit mir treffen wollte, um die Ereignisse zu besprechen, denn bei solchen Konferenzen, wie sie heute Abend stattfand, waren nur die wichtigsten Fakten gefragt und nicht ein ganzer Roman. Also beschloss ich jetzt noch etwas Schlaf aufzutanken, immerhin wartete ein anstrengender Tag auf mich, denn auch nach Jim sollte ich sehen, von dem ich seit meiner Ankunft noch immer nichts gehört hatte. Erschöpft rief ich den Aufzug indem ich einen rotleuchtenden Knopf in der Empfangshalle betätigte und sah mit schweren Augenlidern zu, wie die Zahlen auf der Anzeige immer kleiner wurden, bis die metallischen Türen vor mir aufglitten und ich einstieg, zusammen mit meinem Koffer, den ich hastig hinter mir herzog. Mit einer gewohnten Handbewegung fuhr ich durch meine braunen Haare, während ich mich aufmerksam in dem Spiegel betrachtete, abgesehen davon, dass ich dunkle Augenringe hatte und mein Mantel ziemlich verschmutzt war, wirkte ich auch sonst nicht gerade fit. Meine Beine glichen dünnen Strichen und auch mein T-Shirt labberte nur noch an meinem Körper, selbst meine Finger waren abgemagert und meine Wangenknochen traten bereits an der Oberfläche meiner Haut hervor. „Du arbeitest einfach zu viel, Alice Isaac!", sagte ich zu mir selbst, ehe der Lift anhielt und den Blick freigab auf den im Dunkel liegenden Flur meiner Wohnung. Meinen Koffer stellte ich einfach in eine Ecke und beschloss ihn später auszuräumen, nachdem ich etwas geschlafen hatte. Doch zuerst hing ich meinen Mantel an meine Garderobe und streifte meine Turnschuhe achtlos von meinen Füßen, bevor das Licht im Wohnzimmer durch einen Bewegungsensor aktiviert wurde, doch noch bevor das Licht komplett angegangen war blieb ich wie angewurzelt stehen, denn ich befand mich nicht alleine in meinem Zuhause.

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