Teenage Disaster - IX

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Am nächsten Morgen quälte ich mich ganz besonders schwerfällig aus meinem Bett, da heute der Tag war, an dem ich Jared nicht länger aus dem Weg gehen konnte.

Klar, ich könnte schwänzen und mich selbst bemitleiden, was für ein dummes und überaus kompliziertes Leben ich doch hatte aber wenn ich das abziehen würde, dann würde ich nicht nur ein wahnsinnig schlechtes Bild bei den Lehrern abliefern, sondern stünde auch noch als Feigling da.

»Spätzchen, kommst du bitte?«, trällerte meine Mum gut gelaunt von unten.
Anscheinend war sie heute mal wieder viel zu gut gelaunt und enthusiastisch. Tja, Pech. Ich nämlich nicht.
Da sah man mal wieder, wie viel mein Bruder und ich doch von meinem Vater geerbt hatten.

»Komme gleich«, gähnte ich, stand auf und lief noch vollkommen im halb schlaf ins Bad um mich fertig zu machen.
Als ich komplett angezogen und noch mit leicht nassen Haaren die Treppe nach unten eilte, saßen mein Dad und mein herzallerliebster Bruder am Küchentisch und machten den Anschein, als würden sie beide gleich nach vorne über in ihr Müsli kippen und weiter schlafen.

Wir waren ja eine so Morgen-freundliche Familie...

Meine Mum dagegen passte in das Ganze mal wieder überhaupt nicht rein. In diesem dunkeln, von Schlafmangel geprägten, Szenario strahlte sie wie die Sonne in Persona und versuchte nicht einmal, es uns zu liebe zu verstecken oder ihr optimistisches Verhalten ein wenig herunter zu fahren.

»Guten Morgen Marylynn, Spätzchen«, meinte sie fröhlich und drückte mir eine Schüssel mit Obstsalat in die Hand.

»Morgen Mum«, gab ich nur wenig begeistert von allem zurück, setzte mich neben meinen Bruder und fing an zu essen.
Als 'Guten Morgen Gruß' brummte mein Bruder nur irgendetwas unverständliches vor sich hin und sah mich aus müden Augen an, bevor er sich wieder seinem Müsli widmete.

Ich schüttelte über so viel Kommunikation nur den Kopf. Klar, mein Bruder war was Müdigkeit anging noch viel schlimmer als ich, aber das!?
Mein Vater brachte wenigstens ein ordentliches -und verständliches- 'Guten Morgen' zusammen, was meine Laune zwar nicht sonderlich verbesserte, aber immerhin war es etwas.

Nach dem Essen machten Mace und ich uns zusammen auf den Weg zur Schule. Auf dem Weg dorthin redeten wir nicht viel, eigentlich sogar so gut wie überhaupt nichts.
Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und in meinem Fall hatte ich Glück, dass wir zwei nicht so etwas Irres wie so eine Zwillingsbindung hatten und wussten, an was der jeweils andere dachte.
Denn ich dachte grade an Jared, wie ich ihm das mit der zweiten Chance klar machen sollte.
Denn wenn ich nervös war, neigte ich dazu, extrem schüchtern zu werden und da ich unter keinen Umständen wollte, dass mir genau das passierte, ging ich in Gedanken alle Möglichkeiten durch, wie ich es ihm verklickern könnte.

💐

Als wir nach dem schweigsamen Schulweg endlich ankamen, sah ich Karen und Maddy vor dem Eingang stehen. Die Beiden schienen gerade ziemlich heftig miteinander zu diskutieren​, da Maddy mit ihren Händen in der Luft herum fuchtelte, als würde gleich etwas explodieren.
Mein Bruder warf mir einen schrägen Blick von der Seite zu und fragte irritiert: »Sind das da nicht deine Freundinnen von gestern, Mary?«

Ich nickte nur, drehte mich zu ihm um, stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm -wie einem kleinem Kind- einen Kuss auf die Wange.

»Bis bald Brüderchen, ich vermisse dich jetzt schon so sehr«, sagte ich ironisch und hörte ihn noch genervt seufzen, als ich in Richtung Karen und Maddy lief.

»Wir sehen uns Marylynn Ana Sparks!«, rief er mir noch hinterher, bevor er in der Schule verschwand.
Jetzt war ich die, die ihre Augen genervt verdrehte und setzte meinen Weg fort. Ich hasste es, wenn man meinen vollen Namen wie eine Bomben Warnung durch die Öffentlichkeit brüllte.
Leider tat Mace dies viel zu gern, um mich auf die Palme zu bringen und dementsprechend oft.

»Nein! Wieso sollten wir ihr wie kleine Hündchen hinterher rennen?«, kreischte Maddy etwas gedämpft und fuhr sich sichtlich gestresst durch ihre blonden Locken.
»Weil sie das vielleicht braucht? Mary ist gestern fast zusammenge-«, Karen stoppte abrupt, als sie mich bemerkte und nahm schnell und unauffällig ihre Arme runter, die gerade eben noch dramatisch durch die Luft wirbelten.

»Hab ich irgendwas verpasst?«, fragte ich etwas gedehnt, aber noch durchaus freundlich.
Als Antwort schüttelten Blondie und Maddy gleichzeitig den Kopf und sahen mich unschuldig an.
»Na dann...«, meinte ich, atmete hörbar aus und wandte mich schon zum gehen, als mir jedoch von hinten die Augen zugehalten wurden.

»Six, diese pessimistische Aura kann nur von dir ausgehen«, murmelte ich sarkastisch, nahm vorsichtig ihre Hände von meinen Augen und zog sie neben mir her als ich in das Schulgebäude ging, Blondie und Maddy natürlich mit dabei.

»Weil du, als waschechte Optimistin, das ja auch spüren kannst, Mary«, lachte Six und nahm ein paar Bücher aus ihrem Spind.
Ich zuckte nur die Schultern und lief ein wenig weiter, da mein Spind nicht sonderlich weit von ihrem entfernt war.
Ich gab meinen Code in das schloss ein und öffnete ohne böse Vorahnung meinen Spind.

»Oh Scheiße!«

Doch das sollte sich als sehr, sehr großer Fehler herausstellen; mir flogen sämtliche Bücher, Papierkügelchen, Konfetti und sogar zwei Tennisbälle entgegen.

»Also ich will ja nicht an deiner Ordnung zweifeln oder sie in Frage stellen, Mary, aber wieso hast du bitte Konfetti in deinem Spind?«, fragte Karen verblüfft und begutachtete, wie die anderen Zwei auch, meinen Spind.
Nach einigen Schreck Sekunden und Totenstille auf dem Gang, da es jedem Schüler die Sprache verschlagen und absolut jeder hier mein 'Missgeschick' mitgekriegt hatte, fing ich mich wieder und entdeckte einen kleinen, gelben Klebezettel, der an die Innenseite meines Spindes geklebt war.
Ich riss ihn vom Metall und las die Nachricht, die darauf gekritzelt war.

»Rache ist süß...«, murmelte Maddy und sah weiterhin über meine Schulter auf den Zettel in meinen Händen.
Als sie es so vorlas, machte es plötzlich Klick in meinem Hirn und mein Blick verfinsterte sich schlagartig, so wie ich meine Zähne aufeinander presste und den Zettel mehr als geladen in die Hosentasche meiner Jeans steckte.

»Bobby«, zischte ich wütend, donnerte meinen Spind zu und stampfte zu den Büchern, um sie wieder einzuräumen.

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A/N: Mace & Marylynn

7 rings - so nice.💍

~May&Bae

Teenage DisasterWhere stories live. Discover now