Teenage Disaster - XX

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»Siiiiix!«, lallte ich und lief schwankend auf eine Couch im völlig überfüllten Wohnzimmer zu. Die Flasche mit Scotch fest in meiner Hand.
»Mary, lass die Flasche los! Stell sie weg, und komm zu mir«, forderte sie mich auf, sie und... ja, eigentlich nur sie und Lois schienen noch nicht so viel intus zu haben, als dass sie mindestens pausenlos kicherten und über den uralten 'klopf, klopf' - Witz haltlos lachten und sich auf dem Boden kugelten (Bobby, Maddy, mein allerliebster Bruder und Blondie), oder schon so voll waren wie Jared und ich es waren.

Das würde einen echt heftigen Kater geben. Und der Filmriss wird sicherlich ebenso legendär.

»Nö«, war alles was ich Six als Antwort gab. »Reeve! Deine Freundin 'is gemein zu mir!«
Doch Reeve lachte gerade schallend mit meinem Bruder darüber, dass Teigwaren eben Teigwaren hießen, weil sie davor Teig waren.

Grinsend streckte Jared jetzt seine Arme nach mir aus. »Fire, Babe! Ignorier' die böse Six einfach, sie 'is von Grund auf so pessimistisch drauf - komm schon her, ich brauch dich.«

Kichernd stolperte ich auf ihn zu und ließ mich auf seinen Schoß fallen, nicht ohne einen Schluck aus der Flasche Scotch zu nehmen der -kein Scherz- wirklich verdammt gut war.

Genervt verschränkte Six ihre Arme und sah an uns vorbei, als sie schimpfte: »Ihr seid doch alle wie ein dämlicher Haufen Kartoffelbrei!«
»Keine Ausdrücke und nicht fluchen«, meinte Mace und wuschelte ihr durch die Haare, weswegen sie seine Hand entnervt weg schlug.
»Und außerdem!«, klinkte ich mich wieder neu ein und legte einen Arm um Jared's Schulter. »Und außerdem... wenn dann sind wir besoffener Kartoffelbrei. Stellt euch mal besoffenen Kartoffelbrei vor!«
Haltlos prusteten wir alle los, unfähig damit aufzuhören. Aber hey Leute, sagt mir nicht dass ihr besoffenen Kartoffelbrei nicht witzig findet.
Inzwischen war die Party eigentlich offiziell vorbei -um vier Uhr morgens sollte sie das auch langsam mal sein- doch trotzdem saßen wir noch hier in Jared's Wohnzimmer, gingen den noch-nicht-Betrunkenen gehörig auf die Palme und versuchten auszurechnen, wann genau die Welt untergehen würde.

Doch das Alles wurde mir zu viel. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde explodieren; und der Alkohol trug da auch nicht viel zur Gegenleistung bei.

»Mace«, flüsterte ich und hielt ihn am Arm fest. Kurz blickte ich mich um, bevor ich mich ein Stück von Jared weg lehnte. »Hast du... hast du, na du weißt schon.«
Irritiert starrte er mich an. »Ähm ich denke nicht dass ich Tampons dabei hab' sorry kleine Schwester.«

»Doch nicht- ich meine... Kush, Gras, Weed, Ganja, Peace, Pot-«

»Okay, okay Mary ich weiß was du meinst«, stoppte Mace mich indem er mir eine Hand auf die Schulter legte, während er in seine Hosentasche griff. Doch auf einmal hielt er in seiner Bewegung inne und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen.
»Was ist?«, fragte ich völlig ahnungslos.

»Hast du nicht vor einem guten Monat gesagt, dass das dein letzter Joint für immer sein sollte?«

Ich hielt inne. Leise seufzte ich auf, als ich mich wieder besonnen hatte und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. »Ja, du hast recht.«

💐

Still beobachtete ich die kleinen weißen Rauchwölkchen wie sie nach und nach in den Himmel stiegen und schließlich verblassten.

Ich wusste, ich sollte das nie wieder tun. Und, ganz ehrlich, ich hasste es mindestens genauso sehr wie ich es gerade brauchte.

»Erstens, wieso kiffst du? Zweitens, wie zur Hölle bist du hier rauf gekommen?!«

Vor Schreck ließ ich fast den Joint fallen und flog selbst beinahe vom Dach.
»Jared verdammt«, meinte ich und drehte mich zu ihm. »was ist falsch bei dir gelaufen?«

Als er er seine Arme vor der Brust verschränkte, mich mit einem schiefen Grinsen ansah und darauf konterte: »Sagst grade du.«
Wusste ich automatisch, dass ich dieses Mal verloren hatte.
Doch zu meiner großen Überraschung, ließ er mich nicht alleine, sondern kletterte über das halbe Dach zu mir und setzte sich neben mich.

»Spaß bei Seite Fire, warum machst du das?«, sagte er und schnappte mir in einer schnellen Bewegung den Joint weg, was ich -mit einem leisen Grummeln- ohne weiteres geschehen ließ.

»Weißt du Jared, nicht jeder kifft, weil es ihm gefällt, oder einem Spaß macht, oder so«, erwiderte ich leise und zog meine Beine dicht an meine Brust.

»Sondern weil...«

»Weil man jung und dumm ist, jemandem anders gefallen will«, meinte ich und atmete ein paar Mal tief durch, wodurch eine lange Stille entstand.

»Warst du jemals verliebt? Ich meine, so richtig verliebt Jared?«

Er zuckte jedoch nur kurz die Schultern, bevor er aber anfangen konnte zu reden, sagte ich: »Mich ausgeschlossen. Sei ehrlich.«

»Keine Ahnung, kann schon sein. Jedenfalls kann ich mich nicht mehr dran erinnern.«

Teilnahmslos starrte ich geradeaus, versuchte erst gar nicht die Erinnerungen zu unterdrücken, die erneut auf mich ein regneten und dabei brannten wie saurer Regen.
»Du solltest dich aber daran erinnern, wenn du es jemals warst.«

»Warst du es denn jemals?«, fragte er und beobachtete mich von der Seite aus.

Als Antwort, nickte ich nur schnell, biss mir auf die Unterlippe und schluckte den Kloß in meinem Hals schmerzhaft hinunter.

»Ja, war ich.«

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Teenage DisasterWhere stories live. Discover now