Teenage Disaster - XI

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Gerade als ich um die Ecke ging und noch immer nachdenklich auf den kleinen gelben Zettel starrte, flog mir etwas entgegen; geradewegs auf meinen Kopf zu.
Ruckartig riss ich meine Arme nach oben, ließ den Zettel fallen und hielt mir meine Arme schützend vor mein Gesicht.
Schreien tat ich nicht; denn was hätte es mir bitte gebracht? Alle waren in der Mittagspause essen, ergo, niemand sah mich, niemand hörte mich.
Ich spürte noch wie das komische etwas an meiner Schulter auf traf und... zerplatzte?

Langsam, ganz langsam, ließ ich meine Arme sinken.

Was zur Hölle war das und wo kam es her?!

Misstrauisch schaute ich mich in der Gegend um und tatsächlich, entdeckte ich Bobby, wie er sich lässig gegen die Spinde lehnte und mich triumphierend angrinste.
»Siehst gut aus Mary, Pink steht dir verdammt gut.«

Alarmiert sah ich an mir herunter, und was ich sah, ließ mich aufschreien. Ein hoher, ohrenbetäubender Schrei.

»Verdammt Bobby, ich habe dieses Shirt geliebt! GELIEBT!«, giftete ich wie eine Furie.
Ich sah aus, wie pinkes Häufchen angestaute Wut.
Das, was Bobby nach mir geworfen hatte, war Farbpulver gewesen.

Pinkes Farbpulver.

Mein Shirt -das vorher noch so weiß und unschuldig gewesen war- meine Jeans, alles war an meiner linken Seite komplett mit diesem pinken Feenstaub-Zeug voll.

»Das kriegst du zurück Bobby, das schwöre ich, bei... bei was weiß ich!«, schrie ich ihn wütend an und versuchte, mir das Pulver von den Klamotten zu schütteln.
Dumm nur, dass es nicht mehr weg ging.
Nein, im Gegenteil, es verschmierte nur noch mehr.
Ich beschloss jedoch, Bobby keine Genugtuung und damit den Sieg über mich zu gönnen und entschied mich dafür, erst einmal gelassen darauf zu reagieren.

Erstmal.

Langsam lief auf Bobby zu, blieb kurz vor ihm stehen und schüttelte mir noch kurz etwas pinkes Pulver aus den roten Haaren. »Sag mal Bobbylein«, fing ich unschuldig an. »du weißt nicht ganz zufällig, wo der gute Jared grade ist?«

Bobby warf mir zuerst einen schrägen Blick zu, bevor er nur etwas skeptisch antwortete: »Müsste grade auf dem Weg in die Cafeteria sein... wieso?«

Ich kniff ihn nur kichernd in die Wange und rief ihm noch, als ich hinter Six, Maddy, Karen und Reeve herging ein 'nicht dein Problem' zu.

Als wir vor der Cafeteria standen, bombardierten mich die drei Mädchen damit, ob ich wirklich so, mit dem pinken Feenstaub der an mir klebte, in die Cafeteria wollte; da sich dort in der Mittagspause so gut wie alle Schüler aufhielten.

Doch ich blieb stur; ließ mich nicht von meinem Vorhaben abbringen, Jared seine zweite Chance zu geben.

Auch, wenn mich danach alle für hochgradig verrückt abgestempeln würden; war ja nichts neues, seit dem ich hier war...

Als ich die Cafeteria betrat, wurde es innerhalb von Sekunden still. Ich hätte gedacht, dass alle anfingen, laut zu lachen, aber das taten sie nicht.
Mein Blick schweifte durch den Raum, in dem es so still war, wie bei einer Mathe Klausur.
Mein Blick blieb bei Lois, meinem Bruder und Jared hängen, die alle drei an 'unserem' Tisch saßen und mich, wie alle anderen auch, mit offenem Mund an starrten.
Dass mein Bruder sein Handy fast in den Kartoffelbrei fallen ließ (der mal wieder seltsam aussah), Jared seinen Blaubeer Joghurt beinahe über seiner Hose entleerte und Lois den Becher gerade noch so festhielt, hätte ich am Liebsten fotografiert.

Hätte ich bei mir selbst aber auch getan -das Anstarren, meine ich- aber lassen wir es gut sein.

Stattdessen atmete ich einmal tief ein und steuerte danach zielstrebig auf die drei Jungs zu. Ich ignorierte die unzähligen Blicke, die mich verfolgten, so gut es eben ging und versuchte den unendlich lang scheinenden Weg, so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.
»Hi«, war das einzige was ich an Lois und Mace gerichtet sagte.
Jared starrte mich immer noch, nur wortlos an.
»Wir müssen reden Johnson.«

»Uhm, wann?«, fragte er ein wenig überrumpelt und klang dabei ziemlich unsicher.
Schon allein, dass er mich nicht ansah sondern mit seinem Blick auf den Boden auswich und die Art, wie er sich verlegen am Hinterkopf kratzte, sagte alles.

»Jetzt«, war meine Antwort, die ihn dazu brachte, abrupt den Kopf zu heben und mich ein wenig perplex anzusehen.
»Du willst... jetzt? Hier?« ein wenig nervös stand er auf und überragte mich deshalb wieder um einige Zentimeter, gerade, als ich mich ihm einmal überlegen gefühlt hatte...
Stumm nickte ich in Richtung draußen, um ihm klarzumachen, dass ich unsere winzigen Problemchen nicht live mit jedem anwesenden hier drin teilen wollte.

Er nickte nur kurz und folgte mir ohne ein weiteres Wort nach draußen. Den ganzen Weg bis nach draußen, redeten wir kein einziges Wort miteinander. Kein. Einziges.

Selbst, als wir vor einer Bank stehen blieben, uns jedoch nicht setzten, blieb es still zwischen uns.

»Also, was ist los Mary?«, beendete er schließlich die fast schon peinliche Stille zwischen uns und trat einen Schritt näher an mich heran.
Unschlüssig, wie ich anfangen sollte, trat ich nervös von einem Fuß auf den anderen und kaute mir nervös auf der Unterlippe herum.
Verdammt. Wieso hatte ich mir nicht schon vorhin irgendeinen Anfang zurechtgelegt?

»Ehm, also das... ich, äh ich meine du, also das... mit uns«, stotterte ich hilflos herum und wagte es nicht, auf zu schauen, da ich sonst gar nichts mehr sagen könnte; zu sehr würde es meine Nervosität zusätzlich steigern, würde ich ihn ansehen.

»Du bist süß wenn du nervös wirst«, sagte er auf einmal.

»Ich bin- ich bin süß

Er nickte mit einem schiefen Grinsen und kam noch einen Schritt näher auf mich zu.
Danke, jetzt hatte ich so gut wie gar keinen Platz mehr. Das hieß: keine Ausflüchte. Keine Ausreden. Keine andere Wahl.

Beruhigend atmete ich mit geschlossenen Augen einmal tief durch bevor ich meine Augen wieder öffnete und direkt in Jared's sah, die meinen auf einmal ungewöhnlich nahe waren.
»Du kriegst eine zweite Chance Jared«, offenbarte ich es einfach gerade heraus.

»Im- im Ernst?«

Ich nickte nur entschlossen und versuchte mich an einem kleinen Lächeln.
»Du weißt nicht wie-« ich unterbrach ihn in seinem sich anbahnenden Redeschwall, indem ich warnend einen Zeigefinger hob.
»ABER«, fuhr ich fort, »versau sie dir nicht; ich vergesse das nur ein einziges Mal. Wenn dir wirklich etwas an mir liegt, Jared, dann beweis es mir. Und wie gesagt: leicht zu überzeugen bin ich nicht.«
Als ich sah, wie das Lächeln auf deinem Gesicht breiter wurde, musste auch ich leicht grinsen. Es hatte mich zwar so viel Überwindung wie noch nie gekostet, das eben zu sagen, aber ich hatte es gesagt.

Endlich.

Ich rechnete mit einem Kommentar, vielleicht einem Grinsen oder mit allem anderen außer das, was er in Endeffekt tat.
»Ich lass mir was einfallen, Mary. Da kannst du drauf wetten«, murmelte er noch erleichtert, zog mich mit beiden Armen zu sich und umarmte mich.

Er umarmte mich.

Er. Umarmte. Mich.

Und das pinke Pulver, schien für ihn Nebensächlich zu sein, denn Sorgen um sein Shirt sowie Jeans, die beide schwarz waren und man daher das Pink vortrefflich sehen würde, machte er sich anscheinend überhaupt nicht.
»Ich bin gespannt...«, flüsterte ich, eher zu mir selbst und erwiderte seine Umarmung.
Die Tatsache, dass ich noch immer aussah wie eine Fee die in einer pinken Feenstaub Explosion gestanden hatte, störte mich jetzt ebenfalls nicht im Geringsten.

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Irgendwie gefällt mir Teenage Disaster nicht mehr. Ich kann mich damit gar nicht mehr identifizieren...

Aber fertig überarbeiten werde ich Teenage Disaster auf jeden Fall noch.

~May&Bae

Teenage DisasterWhere stories live. Discover now