Because I'm everything and you're nothing

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Genervt drehte ich mich zu ihr um. ,,Komm schon Gina warum suchst du dir nicht jemand anderen zum nerven?"
Gina warf Sirius einen Blick zu, der vermutlich flirtend aussehen sollte, ehe sie sich wieder mir zuwandte.
,,Lestrange klammer doch nicht so, das ist ja peinlich. Such dir doch mal andere Freunde als Sirius."
Gina stand wie die meisten Mädchen schon ewig auf Sirius. Zusammen mit ihren Freundinnen Sarah und Penelope bildeten sie die Klicke der größten Zicken von ganz Hogwarts. Und ja leider mochten sie mich nicht.
,,Okay Gina ein letztes Mal, warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruhe?" ich war ziemlich gerreizt und hatte heute wirklich keine Lust mir irgendwelche coolen Sprüche auszudenken, die sie vertreiben würden. So langsam hatte ich es wirklich satt, mir immer ihren Mist anzuhören, während Sirius, mein sogenannter bester Freund, einfach daneben stand und nichts sagte, um mich zu verteidigen.
,,Ganz einfach Süße, ich bin alles und du bist Nichts. Ich sehe besser aus als du, bin beliebter als du und vor allem bin ich einfach besser als du."

Ich war nicht sonderlich geschockt von ihrer Antwort, es war immer klar gewesen, dass wir nie beste Freundinen sein würden, aber dieser Satz verlezte mich, ob ich es wollte oder nicht. Es erinnerte mich an meine Eltern, an die Slytherins, an all die Leute, die mir Jahre lang gesagt hatten ich sei nicht gut genug. Penelope kicherte und Sarah grinste dümmlich. Ich warf einen halb hilfesuchenden, halb wütenden Blick zu Sirius, aber der schaute nur ein wenig überfordert zwischen Gina und mir hin und her. Wütend starrte ich Gina an. Es kam nicht gerade selten vor, dass ich ausrastete, ich hatte schon immer schwache Nerven gehabt. Ich war eben eine ziemlich tempramentvolle Person und die Leute, die mich kannten wussten dies auch. Aber wenn ich richtig ausrastete dann war das nicht nur für andere Leute unschön, sondern auch für mich selbst. Denn dann verlor ich komplett die Kontrolle über mich selbst. Ich spürte wie die Wut mir Tränen in die Augen trieb. Ich war nicht Nichts! Ehe Sirius oder irgendjemand anderst reagieren konnte, hatte ich schon meinen Zauberstab gezogen und auf Gina gerichtet.
,,Furnunculus!"
Mein Zauber traf Gina dierekt ins Gesicht, sie schrie schmerzerfüllt auf, als sich augenblicklich Furunkeln in ihrem Gesicht bildeten. Sirius sah inzwischen mehr als entsetzt aus. Penelope und Sarah kreischten laut und mir war klar, es würde nicht mehr lange dauern, bis ein Lehrer uns bemerken würde. Ich selbst zitterte immer noch vor Wut, bevor ich noch mehr anrichten konnte drehte ich mich um und verließ das Schloss. Gut das wir direkt in der Eingangshalle gewesen waren. In solchen Situationen brauchte ich immer frische Luft. Ich hatte es satt immer das Opfer von Sirius Verehrerinen zu sein. Und noch mehr regte es mich auf, dass er einfach daneben stand und so tat, als würde es ihn nichts angehen. Wütend rannte ich über die Ländereien in Richtung See. Dummerweise regnete es ziemlich. Ich hatte vorher natürlich nicht nach dem Wetter geschaut und da es im Schloss immer warm war hatte ich nur ein T-Shirt an. Zurück wollte ich jetzt aber auch nicht, nicht nachdem ich Gina verflucht hatte und die sich vermutlich gerade bei McGonagall ausheulte. Also rannte ich weiter. Ich war froh das Stechen in meiner Lunge zu spüren. Ich wollte die Kälte die langsam in mir hochkroch fühlen, es half mir die Kontrolle über mich selbst zurück zu gewinnen. Wut war eine tückische Sache, in geringem Maß konnte sie durchaus nützlich sein, nur leider kam sie bei mir nie in geringen Maßen vor. Ich ließ mich am Fuß der uralten Eiche, nah beim See nieder. Es stürmte und der Regen prasselte so laut auf den See, dass ich nichts mehr anderes hören konnte. Ich legte meinen Kopf auf die Knie und weinte. Es war das erste mal seit Wochen, dass ich weinte. Dann traf mich die Erkenntnis, es war das erste mal seit Wochen, dass wirklich richtig ich allein war. Ich hatte mich allein gefühlt, ich hatte versucht es zu verdrängen, aber immer wenn ich mit den anderen irgendwo war, kam dieses Gefühl. Ich war alleine, niemand verstand mich wirklich, klar meine Freunde versuchten es, aber sie konnten mich nicht richtig verstehen, nicht mal Sirius konnte es richtig, er war ja nicht allein, er hatte seine tausenden von Mädchen.

Irgendwann waren meine Tränen versiegt, ich beruhigte mich wieder etwas und versuchte ruhig zu bleiben. Da war es wieder, das Gefühl von Panik, das in mir aufstieg, ich hatte mal wieder die Kontrolle verloren und egal wie sehr ich es inzwischen bereute, ich konnte es nicht mehr rückgängig machen. Aus den Augenwinkeln nahm ich einen Schatten wahr, jemand lief um den Baum herum und setzte sich neben mich. Sirius. Er setzte sich neben mich und schwieg. Keiner von uns hatte dem anderem in diesem Moment besonders viel zu sagen. Er war mindestens genauso nass wie ich und er musste einfach frieren, aber es schien ihn nicht zu stören. Wir saßen mindestens zehn Minuten nebeneinander, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich war ich es, die dann doch das Schweigen brach.
,,Wie gehts Gina?"
,,Penelope und Sarah haben sie in den Krankenflügel gebracht. Ihr Gesicht sah nicht besonders schön aus, aber das wir schon wieder, Madame Kitty bekommt das in den Griff" erwiderte er, in seiner Stimme schwang eine Mischung aus Enttäuschung, Wut und Unverständnis mit. Ich schloss kurz die Augen, um mich zu beruhigen. Ich wollte nicht auch noch mit ihm streiten.
,,Weißt du wie weh das tut? Diese ganzen Mädchen, die immer diese schrecklichen Sachen sagen und du stehst einfach daneben und guckst zu?"
Schon wieder stiegen Tränen in mir hoch, aber diesmal waren es keine Tränen der Wut. Ich hasste es einfach, Sirius und die Mädchen, ich hatte es vom ersten Tag an gehasst. Er sah mich aus seinen grauen Augen schuldbewusst an.
,,Es tut mir leid."
,,Irgendwann wird das nicht mehr reichen Sirius."
,,Ich weiß" er fuhr sich durch die Haare. ,,Aber heute muss es reichen okay?"
Dann legte er einen Arm um mich und zog mich an sich. Sirius hielt mich noch eine Weile fest, ehe er mich vorsichtig los ließ. Inzwischen waren wir beide mehr klitschnass. Ich spürte wie ich zu zittern begann. Es war eiskalt.
,,Komm wir gehen rein."
Sanft zog er mich auf die Füße und wir liefen Richtung Schloss. Kurz bevor wir da waren, zog ich meinen Zauberstab. Mit einem Schlenker entfernte ich meine verlaufene Schminke und trocknete uns beide so gut es ging. Dann traten wir ins warme Schloss.

I might be Crazy but at least I'm freeWhere stories live. Discover now