Falling from cloud nine

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Ich verstand nicht sofort, was ich da sah. Auf den ersten Blick war es nur ein fast leerer Gemeinschaftsraum und ein junges Pärchen auf einem der roten Samtsofas, das gerade heftig am knutschen war. Ich erkannte Sirius nicht sofort. Ich erkannte auch Clair nicht sofort. Es braucht bestimmt noch mal 20 Sekunden, bis ich verstand, dass da gerade mein Freund saß und mit der brünetten Ravenclaw knutschte. Die beiden bemerkten mich auch nicht, so sehr waren sich gegenseitig miteinander beschäftigt.

Ich stand zuerst vollkommen unter Schock. Ich war noch aufgewühlt von dem was gerade bei den Potters passiert war. Ich hatte den ersten Schrecken noch nicht verarbeitet und dann das. Einige Sekunden war ich einfach nur bewegungslos. Und dann kam die Wut. Ich wollte schreien, ich wollte etwas kaputtmachen, ich wollte, ihm Schmerzen zufügen, ich wollte einfach irgendwas tun, um diese abgrundtiefe Wut, die sich in meinem Bauch breit machte, zu vertreiben. Aber bevor ich auch nur eine meiner Überlegungen in die Tat umsetzen konnte, schwang das Portraitloch auf und James kletterte in den Gemeinschaftsraum dicht gefolgt von Professor McGonagall.
,,Tatze, ich hab - oha" deutlich überfordert sah er zwischen unserer Dreiergruppe hin und her. In diesem Moment, löste sich Sirius wenige Milimeter von seiner neuen Flamme.
,,James, was willst-" er folgte James Blick und entdeckte mich. Und dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Hinter mir kam eine kreidebleiche Cora aus dem Kamin gestolpert und fiel sofort ihrem Bruder um den Hals, der inzwischen mehr als verstört aussah. Sirius stieß Clair von sich weg, als hätte er sich verbrannt, diese stieß einen leisen Schrei aus, starrte mich kurz entsetzt an, dann rannte sie aus dem Gemeinschaftsraum. Ich hingegen beschloss mein Vorhaben doch in die Tat umzusetzen und warf den erstbesten Gegenstand, den ich in die Finger bekommen konnte nach Sirius. Es war ein schweres Zaubertrankbuch, das ihn direkt am Kopf traf. Das ganze war vermutlich ziemlich schmerzhaft für ihn, aber ich fühlte mich nur noch schlechter.
„Es reicht" Professor McGonagals Stimme hallte im Gemeinschaftsraum wieder. „Mrs. Potter hat mich über alles informiert. Miss Potter, Miss Lestrange, geht es Ihnen gut?"
Ich wechselte einen kurzen Blick mit Cora. Sie war nach wie vor blass um die Nase und ihre Augen waren gerötet, aber sie sah unverletzt aus. Wir nickten beide.
„In Ordnung. Ich möchte trotzdem, dass Sie sich gleich noch einmal bei Madame Kitty melden, nur um sicher zu gehen. Ich informiere Sie sobald ich etwas Neues von Ihren Eltern höre Miss Potter. Meine Türe steht Ihnen immer offen, wenn Sie reden wollen."
„Danke Professor" erwiderten wir wie aus einem Mund.
„Nun gut. Miss Lestrange, wenn ich noch einmal sehe, dass Sie mit einem Lehrbuch nach einem Mitschüler werfen, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie noch bis zu den UTZ Prüfungen nachsitzen müssen" sie warf mir einen strengen Blick zu. „Und für Sie Mister Black, 10 Punkte Abzug für Gryffindor. So sehr ich die Freundschaft zwischen den Häusern schätze, der Gemeinschaftsraum ist ausschließlich für die Schüler des Hauses Gryffindor bestimmt. Haben Sie mich verstanden?"
Nachdrücklich starrte sie Sirius und mich durch ihre Katzenaugen an. Ich bebte noch vor Wut, aber ich riss mich zusammen. Professor McGonagal, das wusste ich, würde ihre Drohung wahrmachen und mich bis ans Ende der Schulzeit nachsitzen lassen.
„Gut. Wenn Sie etwas brauchen finden Sie mich in meinem Büro."
Sie wandte sich um und verließ den Gemeinschaftsraum. Kaum war das Portraitloch hinter ihr zugeschwungen, wandte Sirius zu mir um.
,,Silvi bitte, ich kann das erklären-"
„Nein" ich schnitt ihm das Wort ab, ehe er weiter sprechen konnte. ,,Es muss wirklich, wirklich schlimm sein, mit mir zusammen zu sein, wenn du in den Ferien zurück in die Schule fährst, um dir einen Ersatz zu suchen." Zu meinem Ärger bebte meine Stimme. ,,Oder wie willst du das hier jemals erklären Sirius?"
So würdevoll, wie es mir noch möglich war, drehte ich mich auf dem Absatz, um und folgte Clairs Beispiel.

Ich wollte mich an den See setzen, aber es erinnerte mich zu sehr an meinen Geburtstag und unseren ersten Kuss. Kurz dachte ich an den Astronomieturm, aber auch diesen Ort hatte Sirius verdorben. Eine Weile lief ich einfach Ziellos über die Ländereien, meine Wut verflog nach und nach und machte dem Schmerz Platz. Wie konnte er das tun? Ich kannt Sirius mein ganzes Leben, wir waren Freunde gewesen, dann beste Freunde und dann ein Paar. Letzten Winter war ich mir nicht sicher gewesen, ob ich ihm je wieder ins Gesicht sehen könnte. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob ich ihm überhaupt irgendetwas bedeutete. Er hatte mich verraten und zurückgelassen. Zumindest in meinen Augen. Ich war nicht sicher gewesen, ob wir das jemals wieder klären könnten. Jetzt wusste ich es. Ich hatte antworten auf all meine Fragen. Ich bedeutete ihm rein gar nichts. Und ich würde ihm nie wieder ins Gesicht sehen können, ohne seinen Verrat darauf zu sehen. Er hatte mich betrogen. Nach keinen zwei Monaten Beziehung. Ich hatte Jahre lang auf all die Mädchen runtergeschaut, die ihm zu Füßen lagen, nur um selbst auf ihn hereinzufallen. Ich verstand ihn nicht. Ich verstand einfach gar nichts mehr. Müde ließ ich mich einfach irgendwo auf den Boden sinken, während mir endlich Tränen übers Gesicht liefen und dem Knoten in meinem ein wenig Platz verschafften. Ich verstand es einfach nicht. Es war einfach falsch.

,,Silvi?"
Eigentlich wollte ich niemanden sehen, aber James war einfach da und ich wusste, dass ich ihn nicht los werden würde. James war hartnäckig und er konnte in diesem Moment noch so unerwünscht sein, er war ein guter Freund. Ein paar Sekunden sah er mich unschlüssig an, dann setzte er sich neben mich und starrte ebenfalls auf die Ländereien. Ich versuchte meine Tränen zu stoppen, aber es war mir schon immer schwer gefallen mich zu beruhigen, wenn ich mich erstmal aufregte.
,,Scheiß Gefühl oder?" durchbrach er schließlich das Schweigen. Ich antwortete nicht, was sollte ich auch sagen? ,,Ich kenn das. Ich fühl mich ständig so, wenn ich Lily mit Jemand anders sehe, aber-"
Ich unterbrach ihn doch. Ich wollte es nicht, aber ich war wütend, ich war traurig, verletzt, enttäuscht und das letzte, was ich gerade hören konnte war eine neue Lily-Geschichte. Es war nicht das gleiche. Lily würde ihn niemals so verraten.
,,James, bitte hör auf."
James schwieg wieder. Er sah unzufrieden aus, als fände er es genauso falsch wie ich. Schließlich legte er mir einen Arm um die Schulter und ich weinte in seinen Gryffindorpulli. Irgendwie war ich doch froh, dass James da war.
,,Hör zu, das soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber vielleicht hilft es dir weiter. Sirius wusste schon länger, dass er dich liebt, aber es hat ewig gedauert, bis ihr zusammen kamt. Weil er Angst hatte. Sirius ist ein Idiot und er hat Angst. Er hat jeden Tag Angst, dass er nicht in der Lage ist eine Beziehung zu führen. Als ihr zusammen kamt wollte er alles richtig machen und dann bist du so ausgerastet wegen einer Kleinigkeit und er dachte er hat alles versaut. Nicht, dass du Schuld bist, glaub mir ich versteh es ja auch nicht- aber er liebt dich" erklärte er schließlich. „Ich glaub er fühlt sich einfach schuldig, wegen dem was da zwischen euch passiert ist. Und er weiß nicht wie er damit umgehen soll."
Ich wusste schon wieder nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich war mir sicher, dass Sirius mich auf eine Art und Weise liebte und ich liebte ihn auch. Ich hatte noch nie so etwas für eine Person empfunden, aber es war keine Entschuldigung. Es machte nicht richtig, was Sirius getan hatte. Es half nichts dagegen, dass das Bild von ihm und Clair wie in meine Netzhaut eingebrannnt war. Es half nichts dagegen, dass ich mich schlecht fühlte und es half auch nichts dagegen, dass ich weinte.
„Es ist mir egal James. Und weißt du was? Ja, er sollte sich schuldig fühlen. Er hat mich verraten. Immer und immer wieder. Letzten Winter und dann nochmal als meine Eltern da waren und ich ihn gebraucht habe und heute noch einmal. Also ja, er sollte sich mies fühlen. Aber das macht es nicht wieder gut. Das hier kann er nicht wieder gut machen."
„Aber er war auch für dich da" erinnerte James mich. „Im Sommer. Und jetzt vor Weihnachten. Wenn es darauf ankam war er immer für dich da."
Ich wollte es nicht hören. Wollte nicht darüber nachdenken. Es war aus und vorbei.
„Ich hab versucht ihm zu vergeben. Wirklich. Aber das ist zu viel. Das kann er nicht wieder gutmachen."

Letztendlich änderte ich das Thema. Ich wollte endlich aufhören über Sirius nachzudenken, denn auf ein Ergebnis war ich bisher noch nicht gekommen.
,,Wie gehts Cora? Hat sie dir alles erzählt?" fragte ich und versuchte nebenher meine verschmierte Maskara wegzuwischen.
,,Ja hat sie. Meine Mum hat vor ein paar Minuten geschrieben, Julian hat nur einen Schockzauber abbekommen und das Haus hat auch keine allzugroßen Schäden abbekommen. Sie haben Malfoy verhaftet. Er wird wohl erstmal einige Zeit in Askaban verbringen" erzählte James. Das zu hören erleichterte mich ungemein. In der ganzen Aufregung hatte ich den Angriff heute Mittag beinnahe vergessen. Mit einem leicht schlechtem Gewissen lächelte ich James an. Er gab mir einen Klaps auf die Schulter und machte sich dann auf den Weg zurück ins Schloss. Er hatte alles gesagt, was er zu dem Thema zu sagen hatte. Ich saß noch eine Weile im Gras und sah zu wie kleine Rauchwölkchen aus dem Kamin von Hagrids Hütte aufstiegen. Irgendwann wurde es mir dann allerdings zu kalt und auch ich ging zurück ins Schloss, unsicher was mich dort erwarten würde. Ich hoffte nur, dass ich Sirius heute nicht mehr begegnen würde. Würde denn keiner von uns glücklich werden? James und Lily, Mary und Remus, Sirius und ich. Wir alle schienen zu scheitern, auf den letzten Metern zum Glück zu stolpern. Jetzt schwebte nur noch Cora auf Wolke sieben. Fragte sich nur für wie lange noch. Ich wollte gerade das Portal öffnen, als zwei Stimmen meinen Namen riefen. Sirius und Zack kamen mir entgegen. Einen momentlang dachte ich daran, mit Sirius zu reden, aber dann kam mir eine viel bessere Idee.
,,Zack, was gibts?"

I might be Crazy but at least I'm freeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora