So wie die Sterne

5

East

Nein, East war nicht wie alle anderen. Wer sitzt schon in der Nacht im Regen herum und kommt sich dabei nicht vollkommen alleine vor. East war schon immer wie ein geheimnisvolles Buch, hinter dessen Seiten sich eine ganz besondere Persönlichkeit versteckte, ein Buch, bei dem vor allem „das zwischen den Zeilen" ausschlaggebend dafür war, den Inhalt zu verstehen. Sie war nicht einfach nur ein Mädchen auf dem College, welches einem attraktiven Sänger einer Band gefiel und -wie sie gestehen musste gefiel er ihr auch- nein, sie war anders.

Allein schon ihre Lebensumstände waren vollkommen andere. Wo alle ein verwöhntes, zurückgezogenes Mädchen sahen, da war eigentlich ein Mensch, der auch glücklich sein konnte, fröhlich...die Umstände, die es verhinderten, dass East nicht so sein konnte, kannte nur keiner. Umstände, die ihr so vieles nahmen, Umstände, die keiner auch nur ahnte. Keiner wusste, dass ihr Leben seit jenem Tag nicht mehr annähernd das war, welches es zuvor gewesen ist, dass sie in dieser Zeit mehr ertragen musste, als die meisten anderen in einem gesamten Leben. Sie erzählte keinem davon, brachte es nicht einmal zum Thema, war ab diesem Tag ein zugeschlossenes Buch.

Verschlossen mit Ketten, welche nur sie selbst von sich legen konnte. Bis jetzt hatte sie das noch nicht geschafft, denn bis jetzt, war sie einfach nur East und East war nicht dieses Mädchen, welches jedem ihre Tränen zeigte. Warum sonst saß sie, nur mit den Sternen über ihr, auf dieser Bank und weinte, wo sie kein Mensch verurteilen konnte. Warum?