~12~ Sorgen

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Vier Tage vergingen seit dem Gespräch mit Fili. Vier Tage, in denen Thorin immer besessener wurde und er einfach keine Ruhe gab, was den Arkenstein anbelangt.
Heute bin ich wieder bei den Zwergen und dem Hobbit. Thorin steht ganz oben auf einer Plattform und beobachtet alles. Doch plötzlich kommt Nori aufgeregt angelaufen und überschlägt sich mit seinen Worten, so schnell redet er. ,,Thorin! Von Süd-Westen kommen Elben! Es ist Thranduil mit einem ganzen Heer! Es nimmt gar kein Ende mehr! Sie werden in einem halben Tag hier sein!“ Wutentbrannt wirbelt der König herum und schreitet schnurstracks Richtung Tor. ,,Kommt mit!“ befiehlt er barsch un wartete nicht auf uns. Fili und ich werfen uns vielsagenden Blicke zu. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus.

Am Tor angekommen, wartet Thorin schon ungeduldig. ,,Wir verbarrikadieren das Tor. Dieser arrogante Elb wird unter gar keinen Umständen diesen Berg betreten. Und wenn Smaug ihn grillt, ist es mir auch egal.“ zischt er und befiehlt uns somit, damit zu beginnen, das Tor zu verschließen. ,,Was Smaug macht, überlässt du mal schön mir, Thorin. Er wird nicht tun, was du sagst. Und egal, was passiert: Wehe einer von euch erwähnt meinen Drachen vor Thranduil.“ Warnend schaue ich jeden einzelnen von ihnen an.
Während ich so Stein für Stein auf die Mauer setzte, lasse ich meine Gedanken kreisen. Ich hasse Thranduil. Und dass der jetzt hier hin kommt, ist mir eindeutig zu wider.
Doch wenn er sein ganzes Heer dabei hat, ist Legolas höchst wahrscheinlich auch unter den Elben. Vorfreude kommt in mir auf. Endlich werde ich meine Liebe wieder sehen. Schwer seufze ich. Wenn sich Legolas denn überhaup noch für mich interessiert. Mich noch mag, mit dieser Narbe im Gesicht. Naja, zum Glück ist sie nicht so breit und wulztig. Dank sei den dünnen Elbenklingen. Apropos Klinge: Ich frage mich, was mein Schwert so kann. Immerhin ist es aus Schattenmetall geschmiedet worden.
Und wann werde ich erfahren, was für eine Kraft ich geerbt habe?
Ein Gefühlschaos bricht in mir aus. Ich will Thranduil nicht wieder sehen. Andererseits ja irgend wie doch, dann kann ich seinem Volk nämlich erzählen, was für einen tollen König es doch hat. Und ich freue mich auch riesig, Legolas wieder zu sehen. Doch ich habe Angst, er hat mich schon vergessen oder möchte nichts mehr mit mir zu tun haben, weil ich so aussehe und ich bei den Zwergen bin.
Außerdem bin ich mega aufgeregt, weil ich den Moment nicht erwarten kann, an dem ich erfahren, was für eine Kraft ich habe. Aber auch davor habe ich Angst. Was ist, wenn dieser Moment nie kommt? Oder mich das Böse deswegen jagen wird? Genau wie meine Eltern. Die sind vielleicht auch noch am leben. Oder das Böse hat sie schon. Oh je, ich will gar nicht darüber nachdenken.

Meine Gedanken rasen noch am Abend. Das Tor ist geschlossen, die Zwerge erschöpft, ich ausgelaugt.
Nachts bekomme ich einfach kein Auge zu. Unruhig drehe ich mich hin und her. ,,Was ist denn?“ fragt Smaug mich. Er will desinteressiert klingen, doch ich bin mir sicher, tatsächlich Sorge gehört zu haben. ,,Ich kann nicht schlafen. Ich habe Angst vor morgen, wenn Thranduil kommen wird. Auf der anderen Seite freue ich mich auf seinen Gesichtsausdruck, wenn er mich wieder sieht und ich seinem Volk die Wahrheit sagen werde. Ach, du weißt, was ich meine. Was soll ich bloß machen?“ Verzweifelt und Hilfe suchend wende ich mich an meinen Drachen. ,,Lass den Tag einfach auf dich zukommen.
Mach, was dein Herz dir sagt und alles wird gut.“ rät er mir, wie ein alter, weiser Elb. ,,Danke, Smaug... Kann es sein, dass du mich mehr und mehr magst?“ grinse ich neckisch.
Darauf antwortet er nicht. Er legt seinen Kopf auf einen seiner Flügel und tut so, als würde er einschlafen.

Opfer? Thranduils FehlerWhere stories live. Discover now