~26~ Aufbruch

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Es ist schon einige Tage her, dass ich den Brief meiner Eltern gefunden habe. Wie viele genau, weiß ich nicht. Ich glaube fünf oder doch sechs? Ach, egal. Die unendliche Trauer über den Tod meiner Eltern habe ich schon recht gut überwunden. Natürlich bin noch traurig, immerhin habe ich gehofft, sie noch einmal sehen zu können, aber...
Jedenfalls haben mein Freund und ich uns am südlichsten Zipfel des Düsterwaldes niedergelassen.
So lange wir so weit wie möglich vom Palast entfernt sind, ist Legolas damit einverstanden. Und es war die einzig vernünftige Lösung.
Smaug ist natürlich noch immer an meiner Seite. Er jagt für uns, macht uns immer Feuer und passt auf uns auf. Naja, so viel auf zu passen gibt es hier nicht. Zum Glück!

Wie jeden Abend sitzen wir gemeinsam vor den Feuer und lassen uns von dem Feuer hypnotisieren.
,,Ich bin dir so unendlich dankbar, nín Leo. Für alles, was du für mich getan hast.“ flüstere ich in den Abend hinein. ,,Für dich, nín Indo, tue ich alles.“ Er fährt mir durchs Haar und schaut mich voller Liebe an. ,,Ich möchte dir etwas schenken.“ lächle ich und entnehme dem kleinen Beutel an meinem Gürtel einen der Edelsteine. ,,Er ist zwar klein, hat aber eine außergewöhnliche Kraft. Er soll dir gehören.“ Damit übergebe ich ihm ein Teil meier Erbstücke. ,,Danke, Mel. Ich werde ihn stets bei mir tragen.“ lächelt er zurück.
,,Weißt du, ich überlege schon seit längerem, dass ich noch mal nach da Heim möchte. Nicht, um dort zu leben. Eher um mich bei Thranduil zu bedanken.“ gestehe ich kleinlaut.
,,Warum das? Er hat dir doch nur Böses getan.“ Verständnislos guckt er mich an. ,,Ja schon, doch denk mal nach: Hätte er mich nicht misshandelt, wären wir jetzt nicht hier.“ gebe ich ihm einen Gedankenanstoß. ,,Da hast du Recht. Aber ich möchte nicht, dass du alleine gehst. Zudem habe ich so ein mulmiges Gefühl im Magen, was Thranduil angeht... Ich komme mit dir. Wenn das für dich in Ordnung ist.“ ,,Natürlich. Dann machen wir uns morgen auf den Weg?“ ,,Ja.“

Am nächsten Morgen werde ich schon früh wach. Vorsichtig befreie ich mich aus Legolas Umarmung und erhebe mich. Ganz leise, um ihn nicht auf zu wecken, schleiche ich zu meinem Drachen. Er ist auch schon wach. ,,Smaug, Legolas und ich werden heute zum Palast reisen. Pass du bitte auf unser Lager auf, ja?“ bitte ich ihn freundlich. ,,Ich will gar nicht wissen, was du da vor hast. Aber natürlich, das mache ich.“ ,,Danke.“ ,,Mel? Wo bist du?“ ertönt die leicht panische Stimme von Legolas. ,,Ich bin hier. Kommst du?“ rufe ich zur Antwort.
Und schon steht er neben mir. ,,Wollen wir uns dann auf den Weg machen?“ will er wissen und guckt gen Norden. ,,Es wird ein langer Weg, den wir gehen müssen, auch, wenn die Spinnen nun nicht mehr hier sind.“ murmelt er düster. ,,Wer hat etwas von gehen gesagt?“ grinse ich schelmisch und lasse meine Schwingen aus Licht erscheinen.
Überrascht weicht mein Freund zurück. ,,Woa, Mel! Du willst da hin fliegen?!“ stößt er entsetzt und irgendwie auch begeistert hervor. ,,Aber wie soll ich denn mit dir mit halten können? Oder willst du mich etwa tragen?“ fragt er mich mit hochgezogener Augenbraue. ,,Ach ivo! Du wirst natürlich selber fliegen.“ lache ich auf und schon sind auch an seinen Rücken Flügel. Überrumpelt und perplex dreht er sich um seine eigene Achse, um die Flügel besser betrachtet zu können. Dabei sticht er mir fast das Auge aus. ,,Hey, vorsichtig!“ ,,Oh, tschuldigung. Aber wieso sind deine so gewaltig groß, keine Ahnung, etwa vier Meter Spannweite, und meine nur so klein. Das dürften zweieinhalb bis drei Meter sein.“ jammert er wie ein kleines, beleidigtes Kind. Aber nur im Spaß. ,,Immerhin bin ich die Mutter des Lichts. Ich muss so prunkvolle Flügel haben.“ lache ich frech und erhebe mich in die Lüfte. ,,Kommt du nun oder nicht?“

Opfer? Thranduils FehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt