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Erinnerungen

Manu PoV

Als Ludwig weg ist sitze ich noch einige Zeit ratlos da und starre vor mich hin. Was soll ich denn jetzt nur machen? Warum kann mich diese verkommene Seite meiner Familie nicht einfach in Ruhe lassen? Ich bin doch so schon genug mit meinem bescheidenen Dasein gestraft und jetzt auch noch das. Meine Gedanken schweifen zurück zu der Zeit, als ich bemerkt habe, dass etwas nicht mit mir stimmt...

Es fing in der Pubertät an, dass ich mich immer unwohler fühlte und plötzlich Probleme mit dem Sonnenlicht bekam. Jedes Mal bekam ich super schnell einen heftigen Sonnenbrand. Und außerdem wurde mir vom Essen meiner Mutter immer wieder schlecht. Ich nahm in der Zeit extrem ab und war viel zu dünn.Meine Mutter machte sich natürlich Sorgen um mich und ging mit mir zum Arzt. Der konnte aber außer einer Anämie, also Blutarmut und Unverträglichkeit gegen ein paar Lebensmittel nichts feststellen.

Ich ging immer seltener aus dem Haus und um mir die Zeit zu vertreiben, fing ich an mich mit Youtube zu befassen. Meinen Freunden und Bekannten erzählte ich, dass ich nicht raus konnte, weil ich gegen alles blühende allergisch reagierte. Sie akzeptierten es und ließen mich in Ruhe.

Eines Abends kam ich in die Küche, nachdem ich wieder mal mehrere Stunden vor meinem PC mit Zocken verbracht hatte und sah, dass meine Mutter am Küchentisch saß und weinte. Vorsichtig sprach ich sie an, aber sie zuckte trotzdem erschrocken zusammen. Hektisch versuchte sie ihre Tränen wegzuwischen, aber ihr war klar, dass das jetzt ziemlich sinnlos war.Mir wurde wirklich schlecht. Hatte sie vielleicht von den Ärzten erfahren, dass ich unheilbar krank war und man mir nicht helfen konnte? Verdammt ich war gerade 18 Jahre alt geworden, ich hatte mein ganzes Leben, so beschissen es im Moment auch war, vor mir.

Ich spürte, wie sich ein dicker Kloß in meinem Hals fest setzte, der mir die Luft zum Atmen nahm. Was meine Mutter mir aber dann unter Tränen erzählte, war noch schlimmer als alle Befürchtungen... „Manu, Schatz. Es tut mir alles so leid... Ich hätte es dir schon viel früher erzählen müssen, aber ich wusste nicht wie..." Der Kloß im Hals wurde fetter und fetter. So sehr ich auch versuchte ihn herunterzuschlucken, er schnürte mir immer mehr die Luft ab. Meine Mutter fuhr fort „Es ist dein Vater. Wegen ihm geht es dir so schlecht. Ich hatte immer die Hoffnung, dass du es nicht erben würdest... Er ist... Manu, du weißt nicht wie leid es mir tut, aber du bist ein halber Vampir..."

Sprachlos starrte ich sie an. Bitte,was? Ich musste mich verhört haben. Ich ließ mich auf den Stuhl neben ihr sinken, weil meine Beine einfach nachgaben. Sie nahm meine Hand und erzählte mir alles. Wie sie meinen Vater kennen gelernt hatte und kurz danach mit mir schwanger war. Erst als ich geboren wurde, zeigte er sein wahres Gesicht und wollte mich meiner Mutter wegnehmen, damit ich bei ihm alles über das Leben eines Vampirs lernen sollte. Sie ist dann mit mir bei Nacht und Nebel weggelaufen und zog mich allein groß.

Ich war völlig fertig. Wie sollte ich damit umgehen? Sollte ich meinen Vater aufsuchen und ihn um Rat bitten? Aber wie sich herausstellte, war er gestorben. Jetzt war ich mit diesem Problem ganz allein auf mich gestellt.

Jetzt sitze ich hier herum und weiß nicht mehr weiter. Ich muss unbedingt mit jemanden reden und es gibt nur Einen, dem ich mich anvertrauen kann. Der einzige meiner Freunde,der alles von mir weiß, weil er selbst so ist, wie ich. Ich wähle seine Nummer und höre, wie sich jemand am anderen Ende meldet „Hi Manu, was gibt es? Willst du aufnehmen?" Ich schlucke und sage leise „Hey Maudado, ich muss dringend mit dir reden..."