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Partynacht

Freitag Abend und ich stehe unmotiviert vor dem Spiegel. Wieso habe ich mich von Sonja dazu überreden lassen heute Abend mit ihr und einigen ihrer Bekannten wegzugehen? Die Woche war super anstrengend gewesen. Auf der Arbeit war die Hölle los,weil wir mehr Patienten als sonst mit unerklärlichen Schwächeanfällen hatten. Sie mussten alle intensiv betreut werden und ich habe unzählige Überstunden machen müssen. Danach habe ich noch meine Berichte geschrieben, die ich heute abgeben musste. Frau Dr. Banerjee wollte sie eigentlich erst nächste Woche einsammeln,aber natürlich war die Chefärztin dagegen.

Ich schlafe fast im Stehen ein, während ich mir meine Haare kämme. Auf laute Musik und viele Menschen habe ich so gar keinen Nerv, aber versprochen ist versprochen. Mein einziger Lichtblick ist, dass Dustin auch kommen wird. Mit ihm habe ich in der Woche nur einmal schreiben können und er fehlt mir richtig.

Endlich fertig gestylt und umgezogen gehe ich runter ins Wohnzimmer, wo Sonja schon auf mich wartet. Sie mustert mich von unten bis oben und fragt dann mit hochgezogener Augenbraue „So willst du gehen?" Motzig antworte ich „Ich kann auch hier bleiben, wenn dir mein Outfit nicht zusagt." Schnell sagt sie besänftigend „Nein, nein. Alles gut. Komm lass uns gehen."

Wir gehen zur Bahn und Sonja redet ununterbrochen auf mich ein. Sie erwähnt allerhand Namen, aber ich höre nur halb zu. Viel lieber würde ich jetzt zuhause auf meinem Bett chillen und mir dabei Videos von Manuel ansehen. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten. Von unserer Zielhaltestelle müssen wir nicht weit laufen bis wir zu einer kleinen Karaokebar kommen. Ich folge Sonja in das Gebäude und sie geht zielstrebig zur Bar. Der Typ hinter der Theke scheint sie zu kennen, denn er begrüßt sie sofort und fragt, ob sie das Übliche trinken möchte. Sie nickt und sieht mich abwartend an. Ich bestelle mir eine Cola, denn ich verabscheue Alkohol. Sonjas Augenrollen ist nicht zu übersehen, aber das ignoriere ich einfach. Ein junger Mann kommt auf uns zu und gibt Sonja einen kurzen Kuss. Ich erkenne ihn. Es ist der gleiche, der sich letzte Woche aus ihrem Zimmer geschlichen hatte. Sonja stellt ihn mir jetzt auch gleich vor „Jenny, das ist Patrick oder besser gesagt Paluten. Er hat einen ziemlich großen Youtubekanal." Etwas verlegen wehrt er ab „Psst, nicht so laut Süße. Brauchen ja nicht alle mitbekommen." Insgeheim grinse ich und denke mir 'Wenn du wüsstest, wie wichtig es für Sonja ist, dass es ja viele mitkriegen.' Ich mustere ihn genauer und dann fällt es mir ein.Sein Gesicht und seine Stimme kenne ich aus Manus Videos. Bevor ich irgendwas zu ihm sagen kann, hält mir jemand von hinten die Augen zu. Vor Schreck und aus Reflex ramme ich dem vermeintlichen Angreifer meinen Ellbogen in den Magen. Als ich mich umdrehe, steht Dustin vor mir und hält sich mit Schmerz verzehrtem Gesicht seinen Bauch.Verlegen entschuldige ich mich bei ihm. Mit einem schiefen Grinsen nimmt er mich in den Arm und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Zum Glück ist mein bester Freund nicht sauer auf mich und steckt auch lachend die Sticheleien von Zander und den anderen weg, dass er von einem Mädchen verhauen wurde. Wir lachen und reden, es ist doch ein echt schöner Abend. Sonja reicht mir hin und wieder eine Cola herüber, die sie bei ihrem Barkeeper Freund bestellt. 

Plötzlich merke ich aber, wie mir total schwindelig und schlecht wird. So schnell ich kann, weil sich alles dreht, laufe ich nach draußen.Dort werde ich gepackt und um eine Ecke gezogen. Verschwommen sehe ich das Gesicht vom Barkeeper vor mir, sehe sein breites Grinsen und spüre seinen Atem in meinem Gesicht. Ich will mich wehren, aber meine Arme und Beine fühlen sich an wie Blei. Kurz bevor ich vollkommen das Bewusstsein verliere, höre ich wie durch Watte eine mir bekannte Stimme. Eine Stimme, die mich seit Tagen verfolgt.