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Ich bin immer für dich da

Manu PoV

Ich schneide gerade das Video unserer letzten Aufnahme. Ich hatte mit Palle, Zombey und Maudado Scribbl.io aufgenommen. Und heute war ich so unsagbar schlecht. Erst hatte ich überlegt das Material zu verwerfen und irgendetwas älteres hochzuladen, aber meine Follower werden es bestimmt ziemlich lustig finden. Und das bringt Klicks... Also... Heute mal Manu, der Noob. Der Grund meiner Abwesenheit ist ganz klar: Jenny! Sie hatte sich gestern nicht mehr gemeldet. Noch nicht mal für mein kleines Geschenk hatte sie sich bedankt. Ich hatte sie wirklich verletzt damit, dass ich einfach abgehauen war. Ich bin wirklich ein absoluter Idiot. Da finde ich ein Mädchen, das nicht wie 90 Prozent der anderen auf Fame und Geld aus ist und dann behandele ich sie so blöd. Aber die ganze Sache mit Ludwig verwirrt mich so sehr, dass ich nicht mehr ich selbst bin.

In mein Selbstmitleid versunken, bekomme ich eine Whatsapp Nachricht. Wahrscheinlich Palle oder Maudado, die noch mal nachfragen, warum ich heute so Brain afK war...  Aber es ist eine unbekannte Nummer. Als ich die Nachricht öffne, fängt mein Herz an schneller zu schlagen und das bisschen Restblut durch meinen Halbvampir Körper zu pushen. Schnell schreibe ich zurück und schnappe mir meinen Hoodie. Auf dem Weg zum Bahnhof checke ich schnell die Verbindungen nach San Myshuno. Ich muss mich beeilen, die nächste Bahn fährt in ein paar Minuten. Ich verhülle mich in der Kapuze meines Pullis, denn die Sonne ist noch nicht ganz unter gegangen. Aber das ist mir jetzt egal. Jenny braucht mich, dafür nehme ich auch diese Unannehmlichkeit in Kauf.

Eine knappe Stunde später bin ich in der Großstadt und laufe zu Jennys Adresse. Ich tippe schnell „Bin da." Im Schutz des Schattens des großen Gebäudes warte ich auf sie. Und da geht die schwere Haustür auf. Suchend schaut sie sich um und ich trete einen Schritt aus der Dunkelheit hervor. Eilig läuft sie zu mir. Sie ist furchtbar blass und ihre Augen sind verquollen und rot. Wahrscheinlich hat sie viel geweint. Mein Herz zieht sich bei dem Anblick zusammen. Ich hasse es, wenn es ihr schlecht geht. Ohne ein Wort fällt sie mir um den Hals und schluchzt sofort wieder. Ich lege schützend meine Arme um sie. Natürlich brenne ich darauf zu erfahren, was sie so fertig macht, aber sie soll sich erst mal etwas beruhigen. Außerdem genieße ich es ein wenig sie einfach nur festzuhalten. Ihre Nähe macht mich einfach glücklich.

Sie löst sich aus meiner Umarmung und sieht mich so traurig an, dass ich das Gefühl habe, mein Herz zerspringt in tausend Stücke. Leise frage ich, ob wir ein Stück gehen wollen. Ich nehme ihre Hand und sie lässt es zu. Auf versteckten Umwegen führe ich sie zum Park. An der Stelle,wo ich sie das zweite Mal gesehen habe, lasse ich mich auf den Boden sinken und ziehe sie wieder in meine Arme. Sie legt ihren Kopf auf meine Schulter. Nach einiger Zeit murmelt sie leise „Danke, dass du da bist." Ihr warmer Atem an meinem Hals erzeugt wieder eine heftige Gänsehaut bei mir und ich schließe meine Arme fester um sie als Zeichen, dass es selbstverständlich ist. Und dann erzählt sie mir leise und von einigen Schluchzern unterbrochen, was heute auf ihrer Arbeit passiert war. Ich bin schockiert. Sie tut mir so leid. Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Aber ich glaube, es hilft ihr schon, dass ich einfach nur da bin und sie fest halte.

Auf einmal hebt sie ihren Kopf und sieht mich an. Ihr Blick ist durchdringend und das Funkeln in den türkisen Tiefen ihrer Augen fesselt mich. Dann sagt sie „Du warst das mit der Schneekugel, oder?" Ich nicke abwesend und ein Lächeln erscheint endlich auf ihrem hübschen Gesicht. Sie kuschelt sich wieder an mich und flüstert leise „Danke... Für alles." Mit rauer Stimme antworte ich „Alles gut. Ich bin immer für dich da."

Sehr lange sitzen wir so da. Ich streichele die ganze Zeit beruhigend über ihren Rücken. Ich mache mir Gedanken über die junge Frau aus dem Krankenhaus und ich habe einen vagen Verdacht, was ihr passiert ist: Derek. Er ist wieder auf der Jagd gewesen. Und eine unheimliche Wut auf ihn steigt in mir auf. Irgendwie muss ich ihn stoppen. Nicht auszudenken, wenn sein nächstes Opfer Jenny wäre... Der Gedanke, dass ihr etwas passieren könnte, bringt mich fast um den Verstand.