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Mir wurde schlagartig heiß und kalt. Er sah mich nur grinsend an und schenkte mir seine volle Beachtung. "Was willst du von mir?" verachtend sah ich ihn an. Es war Tim, wer sonst. Alle waren weg, nur er und ich noch. Er kam näher und ich versuchte ein Schritt rückwärts zu gehen, doch mein Tisch bremste mich. Ich dachte er wäre von der Schule geflogen oder wäre weg. „Wie geht es dir, Emily?" er lehnte sich mit einer Hand an meinem Tisch an und schaute mich an. „Lass die scheiße und verschwinde!" ich packte meine Tasche, rempelte ihn an und wollte aus der Tür gehen, ich hatte schon die Türklinke in der Hand bis er was wichtiges sagte. „Du willst doch nicht, dass jemand von dir und deiner älteren Affäre erfährt, oder?". Ich stockte und riss meine Augen auf. Sofort drehte ich mich um und ich sah wie er ein Bild hochhielt.

Er zeigte mir ein Bild von mir und Joachim, wo ich weinte und er meine Tränen wegwischte. Es war an dem Tag wo wir ein bisschen abseits der Schule standen und es um die Referendarin ging. Man sah außerdem noch, dass er mich umarmte. Es wurde an uns herangezoomt. „Wo hast du das her?" vorsichtig kam ich näher. „Das spielt keine Rolle" er drückte den Sperrbildschirmknopf und steckte es sich in die Hosentasche. „Was soll die scheiße?! Was willst du von mir? Wieso lauerst du mir wieder auf!" schrie ich schon fast. Er hatte gerade mein und Joachims Leben in der Hand. Mit einem Klick wäre alles gelaufen und alles wäre verloren. Dann fiel mir der Zettel wieder ein. „Du warst das, hab ich recht. Das mit dem Zettel". Er klatschte in seine Hände „Bravo, du hast es endlich gecheckt". „Was willst du? Was hast du jetzt vor? Unser Leben zu zerstören?". „Wenn es sein muss" zuckte er einfach nur mit den Schultern. Fassungslos stand ich da und fühlte mich wie gelähmt. „Warum? Warum machst du das?". „Stell dich nicht dumm. Du weißt, dass ich Interesse an dir hatte, jedoch gefällt es mir besser dich zu erpressen" siegreich grinste er mich an. Er machte alles kaputt. „Du gehörst jetzt zu mir und du wirst ihn abservieren". Mein Herz schlug nicht mehr. Ich soll mit dem Menschen, den ich über alles liebe, schluss machen? Ich kann das nicht. „Tim" leise fing ich an, doch er unterbrach mich. „Es reicht, du wirst das machen, was ich dir sage, sonst wird jeder einzelne Schüler hier das Bild bekommen und dein Lehrer-Freund ist geliefert". Wie kann ein Mensch nur so gefühlskalt sein? Meine Augen füllten sich mit Tränen, was er auch bemerkte. „Hör auf zu heulen, das wird dir nichts weiter bringen" er kam auf mich zu und hob mein Kinn an. „Du hast 2 Tage" flüsterte er und ging. Als die Tür zuschlug, fiel ich auf den Boden. Ich weinte und weinte. Ich musste mit ihm schluss machen, sonst wird alles kaputt gehen. Ich konnte niemand um Rat fragen, noch mich mit jemanden austauschen, ich war allein.

Ich schlief die ganze Nacht nicht, meine Augen waren geschwollen vom Weinen, doch es interessierte mich nicht. Heute musste ich mit ihm schlussmachen. An den Gedanken musste ich wieder schluchzten.

In der Schule angekommen, war ich gedanklich dabei meine Worte zurecht zu legen. Ich wusste nicht was ich ihm sagen soll, bzw wie. Ich seufzte und schloss meine Augen. Er würde es veröffentlichen, er hat auch den Zettel geschrieben. Er würde es machen. „Alles in Ordnung bei dir?" flüsterte mir Olivia zu. „Lass mich bitte heute ein bisschen allein, okay?" schwer lächelnd sah ich sie an, sie verstand und nickte. Die Stunden zogen sich und es gab kein Ende. Als die Schule geschafft war, lief ich durch die Straßen und vertrieb mir ein bisschen die Zeit. Es war eiskalt, mir war es aber egal, mir war gerade alles egal, würde mich ein Auto erfassen wäre es mir egal. Schon wieder kamen die Tränen. Man reiß dich zusammen Emily! Ich muss jetzt stark sein und das größte Hindernis überwinden, mit ihm schluss zu machen. 

Ich lief zu seinem Haus.

Bei ihm angekommen, hatte ich angst zu klingeln. Meine Knie zitterten wie wild und mein Herz schlug unregelmäßig. Dann klingelte ich einfach. Als ich realisiert hatte, dass ich geklingelt hatte wollte ich sofort gehen. Ich schaff das nicht, doch es war zu spät. „Emily?" seine Stimme ertönte und er schien verwirrt zu sein. Ich drehte mich um und sah ihn an. „Komm rein, es ist echt kalt!" er trat zur Seite, damit ich eintreten könnte, doch ich zögerte. „Emily?" mit den Händen, die vor seiner Brust verschränkt lagen, sah er mich schief an. Ich sah in seine Augen und trat dann doch ein. Ich ließ meine Tasche los. Ich wusste nicht wie ich es ihm sagen sollte. „Ist etwas?" fragend sah er mich an, zudem auch besorgt. „Komm zieh deine Jacke aus und deine Schuhe, du bist ja eiskalt!" er streifte meine Hand unbeabsichtigt. „Komm rein, ich bring dir einen Tee und eine Decke" er ging voraus und bog um die Ecke. Seine Fürsorge löste in mir Trauer aus. Ich musste ihn jetzt verletzten und es tat mir mehr weh als ihm. Ich lief vorsichtig ihm hinterher und sah ihn in der Küche mit dem Rücken zu mir gedreht. Ich blickte ihn einfach traurig an. Er hatte es nicht verdient, alle nur nicht er. „Hier" er reichte mir eine Tasse mit Tee. Ich sah zuerst die Tasse an und dann ihn. „Okay, du bist so komisch" lachte er und seine Verzweiflung zu unterdrücken. Ich nahm den Tee und stellte ihn auf den Tisch. Ich sah in seine Augen und hasste mich selber dafür. Dann ging ich auf ihn zu und umarmte ihn, worauf er mich an sich drückte. Ein letztes Mal seinen Duft einatmen. Ein letztes Mal seine Nähe spüren. Ich sah hoch und blickte in seine wunderschönen Augen. Ich legte meine Hände auf sein Gesicht und küsste ihn innig. Ein letzter Kuss. Als ich mich nach langer Zeit von ihm löste sah er mich nun besorgt an. „So langsam machst du mir Angst" man konnte in seiner Stimme wirklich Angst hören.

Meine Augen füllten sich langsam mit Tränen. Nicht weinen, nicht weinen, nicht weinen!
Ich wusste nicht wie ich anfangen soll. „Emily? Du machst mir wirklich Angst. Was ist los?" er versuchte in meine Augen zu sehen, aber ich sah weg. „Es ist besser, wenn wir Abstand halten" nun sah ich ihn an und ich sah dass es schockiert war. „Was? Was ist los? Ist was passiert?!" konzentriert sah er mich an. Ich seufzte und fuhr mir über die Stirn. „Wir sollten aufhören damit". „Wie kommst du jetzt dadrauf? Emily, bitte rede in ganzen Sätzen" verzweifelt versuchte er mich anzusehen. „Es ist vorbei Herr Feihl" ich versuchte aus seinem Blick schlau zu werden. Mein Herz tat so unfassbar weh. „Du möchtest nicht mehr mit mir Zusammensein?". Traurigkeit konnte ich in seiner Stimme hören und es quälte mich abgrundtief. Ich nickte jedoch. „Aber wieso? Hab ich was falsch gemacht? Wenn ja sag es und wir können es zusammen lösen" ich fing an zu schluchzen. Wir. Zusammen. Diese Wörter gibt es nicht mehr. „Man Emily, was ist los? Hat dir jemand weh getan? Hab ich dir weh getan? Emily, ich entschuldige mich dafür, wenn es so sein sollte". Die ganze Zeit, als er meinen Namen sagte, fiel mein Herz mehr auseinander und ich hatte mit Stichen zu kämpfen. „Ich glaube ich gehe.." schlagartig drehte ich mich um, doch er hielt mich am Handgelenk fest. „Rede mit mir!" verzweifelt sah er mich an. Ich hasste mich so sehr dafür, ich fügte ihm Schmerzen hinzu, obwohl wir beide das eine wollten. Zusammensein.

 „Lass mich los" langsam flossen mir Tränen herunter. „Sag mir was los ist. Bitte, rede mit mir". Ich hielt mir die Hand vor den Mund, ich konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Wieso machst du schluss, wenn es dir genauso weh tut wie mir?" seine Hände lagen auf meinen Schultern. Ich drehte mich schnell um und rannte aus dem Haus, so schnell ich konnte. Da ich Schuhe und meine Jacke anhatte und sie nicht ausgezogen hatte, krallte ich mir nur meine Tasche und sah, dass ich wegkam. Ich rannte und rannte, währenddessen weinte ich mir die Seele raus. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr und sank zu Boden. Ich ließ alles raus und weinte. Es tat einfach so weh.

His blue eyes | Band 1Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ